Die Kanonen von Dambanor II
einen Kerl handelt, Captain, und zweitens … Er spricht überhaupt nicht.«
»Was?«
»Was aus ihm herauskommt, ist sinnloses Gebrabbel. Laute, die furchteinflößend sein oder seinen Hunger nach Hirnmasse signalisieren sollen. Man müsste raten. Wie beim Geschrei eines Säuglings.«
»Aber dieser Msssarrr ist ausgewachsen!«
»Es hat ihm nie jemand die Sprache beigebracht. Der Xabong-Schädel strahlt übrigens auch in den Farben der Götter – selbst wenn wir es nicht sehen können.«
»Dann war er derselben 5-D-Strahlunsquelle ausgesetzt wie der Prediger?«
»Ja, Captain.«
Der Msssarrr schnellte unterdessen ein paar Meter vor, stieß dabei schrille, ohrenbetäubende Laute aus. Dann packte er mit zweien seiner Extremitäten den Prediger, der dastand und die strahlenden Hände hob.
Aber das nützte ihm nichts.
Die Mondgötter schienen ihn vergessen zu haben. Sie griffen nicht ein.
Panik machte sich bereits unter der Menge breit.
Leslie drängte sich nach vorn, stieg auf den erhöhten Platz, auf dem der Msssarrr den Prediger festhielt. Zwei weitere Extremitäten des Msssarrr packten den Kopf des Predigers, der schrill aufschrie.
Die Beißwerkzeuge rieben gegeneinander, und die vielen dunklen Augen starrten auf die Beute.
Leslie griff zum Nadler und feuerte.
Der Partikelstrahl traf den Körper des Msssarrr. Ein letzter schriller Laut drang zwischen seinen Beißwerkzeugen hindurch. Dann sackte er zu Boden. Die Beine knickten ein, und die Greiforgane an den Enden der Extremitäten gaben den blinden Prediger frei.
Der Gheroor hielt sich den Hals und rang nach Atem. Sein Zackenkamm nahm nach einigen Momenten wieder eine normale Färbung an.
Leslie verlor keine Zeit. Er betätigte den Kommunikator. »Sergeant Darren! Kommen Sie mit Ihren Marines sofort zum Heiligtum. Auf direktem Weg!«
»In Ordnung, Sir. Aber das wird nicht ganz unauffällig gehen!«
»Das ist mir im Moment gleichgültig, Sergeant. In der kulturellen Entwicklung der Gheroor wurde schon so viel herumgepfuscht, da macht das jetzt auch nichts mehr. Und komplizierter machen können wir die Lage auch kaum noch.«
»Also ein Freifahrtschein, weil ohnehin alles falsch verstanden wird, was wir tun. So etwas liebe ich!«
Wenige Augenblicke später schwebten die Marines mit ihren schweren Panzeranzügen und aufgeschnallten Antigrav-Paks heran, landeten rechts und links neben Leslie und seiner Gruppe und gingen sofort in Stellung.
»Heiligtum gesichert, Sir!«, meldete Darren.
Leslie deutete auf das noch immer offen stehende Schott. »Die Gefahr lauert eher dort – und erst in zweiter Linie in der Menge«, war Leslie überzeugt.
»Nichts für ungut, Sir.« Sergeant Darren trat an den toten Msssarrr heran. »Ein guter Schuss. Haben Sie den erlegt, Captain?«
»Ja. Und wir wissen nicht, wie viele noch da drinnen sind.« Leslie wandte sich an den Prediger, der vollkommen konsterniert schien. »Mein Name ist Commander Leslie.« Er hoffte, dass der Translator seine Worte bedeutungsgetreu in die Sprache der Gheroor übertrug. »Wir brauchen Ihre Hilfe, Prediger!«
»Jeder, der dem Gericht der Mondgötter standhalten will, braucht meine Hilfe.«
Ist das nicht ein bisschen anmaßend? , dachte der Captain der STERNENFAUST. Für wen hält dieser blinde Prediger sich eigentlich. Für denjenigen, der den Willen der Götter ausspricht? Eins steht jedenfalls fest, er hat keine Chance, den gestürzten Siebten Mondgott zu ersetzen …
»Von diesem Gebäude geht eine große Gefahr aus«, begann Leslie.
»Das ist geweissagt worden.«
»Dieser Planet könnte untergehen.«
»Auch das ist ein Teil unseres Glaubens. Die Buße und die Umkehr auf den rechten Weg werden uns erretten.«
»In diesem Fall habe ich Sie errettet.«
Der Prediger schwieg.
Leslie wandte sich an Bruder Sabanos. »Versuchen Sie es mal mit ihm. Ansonsten schlage ich vor, sehen wir uns einfach mal im Inneren des Heiligtums um. Der Prediger hat die Möglichkeit, uns zu führen oder hierzubleiben und damit vor aller Augen seine Autorität zu verlieren. Machen Sie ihm das klar.«
Sabanos atmete tief durch. »Ich werde es versuchen.«
Der blinde Prediger begriff die Situation recht schnell. Er musste seinen Retter begrüßen und Leslies Aktion als das Eingreifen göttlicher Mächte darstellen, mit deren Hilfe etwas Böses vernichtet worden war, das im Inneren des Quaders gelauert hatte.
Aber unter den Gläubigen schien die Verwirrung inzwischen schon groß zu sein. Ein
Weitere Kostenlose Bücher