Die Kanonen von Dambanor II
seit Tagen. Die Menge schwoll immer weiter an.
Die Blicke der echsenartigen Gläubigen verfolgten die kleine Gruppe der Menschen, die wie Riesen aus der Menge hervorstachen.
Leslie hatte die Translatorfunktion seines Armbandkommunikators eingeschaltet. So bekam er mit, was die Gheroor von den sogenannten Außenweltlern hielten.
»Sie sehen in uns eine Geißel der Mondgötter«, sagte Bruder Sabanos. »Nicht in uns Christophorern, wie ich hoffe. Aber in den Siedlern auf der Nordinsel.«
»Man hätte diesen Planeten niemals kolonisieren dürfen«, gab Leslie zurück.
»Wem sagen Sie das, Captain. Aber es ist zu spät, um das Rad der Zeit zurückzudrehen. Die Siedler auf der Nordinsel sind inzwischen genauso ein Bestandteil der planetaren Geschichte wie die Gheroor.«
»Jetzt kommt mit den Xabong ein weiterer Faktor hinzu.«
»Ein Faktor, der für Unruhe sorgen wird«, ergänzte Bruder Patrick. »Schließlich sind die Xabong darauf erpicht, an die Technik der Erhabenen heranzukommen. Wahrscheinlich ist das sogar der Hauptgrund, weshalb sie sich Dambanor I als neue Heimat gewünscht haben.«
»Sie nennen ihre Welt jetzt Neu Xabonga«, ergänzte Bruder Sabanos. »Und im Übrigen brauchen wir erst gar nicht darauf zu warten, dass sie sich auch auf Dambanor II einmischen. Sie tun es bereits.« Er streckte die Hand aus und deutete in die Ferne. Inmitten der weiß gekleideten Menge fielen Leslie schließlich auch mehrere Xabong auf. Um sich den Gheroor anzupassen, hatten auch sie sich weiß gekleidet.
»Wie kommen die hierher?«, fragte Leslie.
Der Christophorer zuckte mit den Schultern. »Sie sind Touristen. Offiziell zumindest. Es gibt kein Gesetz, das es ihnen verwehren würde, mit einem Shuttle im Raumhafen von Island City zu landen, einen Gleiter zu chartern und sich damit an jeden Ort auf Gher zu bewegen.«
»Gher?«, fragte Leslie.
»Verzeihen Sie. So nennen die Gheroor ihre Welt.«
»Dambanor II sollte eine Sperrzone für die Xabong werden. Wenn sie tatsächlich auf die Technik der Erhabenen stoßen, wird ihre Einmischung in die Kultur der Gheroor noch weitaus stärker ausfallen als die der menschlichen Siedler auf der Nordinsel.«
Sabanos nickte. »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Commander Leslie.«
»Das quaderförmige Objekt, das die Gheroor als Heiligtum der Mondgötter verehren, besteht aus derselben Legierung wie die beiden anderen Quader«, stellte unterdessen Bruder Patrick fest. »Zwei Drittel seines Volumens werden von Gestein und Erdreich bedeckt.«
»Energiestatus?«, fragte Leslie.
»Leicht erhöht. Vor allem im Bereich der 5-D-Emissionen. Ein leichtes Resonanzfeld umgibt das Artefakt – wie wir es schon aus dem Weltraum lokalisiert haben. Aber seitdem ist das Energielevel angestiegen.«
»Jetzt sagen Sie mir nicht, dass hier ein Black Hole entsteht. So wie im Triple-Sun-System.«
»Ich würde es gerne ausschließen, Captain. Aber das kann ich nicht.«
Plötzlich öffnete sich in der Oberfläche des Quaders ein Schott. Es war zuvor nicht sichtbar gewesen.
Eine Gestalt trat ins Freie. Es war ein Gheroor.
»Das ist der blinde Prediger«, erläuterte Bruder Sabanos. »Er führt eine Art religiöser Erweckungsbewegung an. Angeblich hat er das Licht der Götter gesehen und dafür sein Augenlicht aufgegeben.«
»Angeblich?«, fragte Gossan.
»Es mag sein, dass bei ihm die Fähigkeit zur Wahrnehmung von 5-D-Resonanzen besonders ausgeprägt ist. Theoretisch könnte er sich damit sogar einigermaßen räumlich orientieren. Aber was sein Augenlicht angeht, ist er in Wahrheit Opfer eines Arbeitsunfalls in einer der Gießereien geworden, die es seit etwa zwei Jahrzehnten in der Gegend um Rrôngu am Flussufer gibt.«
»Woher wissen Sie das, Bruder Sabanos?«, fragte Gossan überrascht.
»Das haben wir recherchiert.«
»So viel Skepsis gegenüber Gotteserscheinungen hätte ich gerade von Ihrer Seite nicht erwartet.«
»Unser Orden wurzelt im Glauben, der die Grundlage unserer Arbeit und unseres Lebens darstellt. Unsere Ordensgelübde verlangen aber nicht, den Verstand auszuschalten.«
Der blinde Prediger trat vor und hob die Hände.
»Seine Hände sind mit einer 5-D-Strahlungsquelle in Kontakt gekommen!«, stellte Bruder Patrick nach einem Blick auf den Ortungsscanner fest.
»Die Gläubigen nehmen das so wahr, als würden sie in den Farben der Götter strahlen«, bestätigte Bruder Sabanos.
»Wie hat er es geschafft, in den Quader zu gelangen?«, fragte Leslie.
Bruder Sabanos zuckte mit den
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