Die Kanzlerin - Roman
lokalen Kripo Mitarbeiter der Bundeskriminalpolizei.
Der erste Eindruck: Die Wohnung war von Leuten benutzt worden, die sich hier nicht für länger aufhalten wollten – keine privaten Gegenstände, keine Hinweise darauf, dass hier wirklich gelebt wurde. Aber gestorben, dachte Sonja Bischoff.
Nach einer ersten kurzen Leichenschau stand fest, dass zwei Männer mutmasslich an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben waren und einer erdrosselt worden war, möglicherweise mit einer Drahtschlinge. Ein deutscher Kripobeamter hatte ihn als Berliner Zivilfahnder Lars Schwarzer identifiziert.
Ein Kollege von Sonja Bischoff tippte auf eine mittelstarke Drahtschlinge, und als sie sich Schwarzer genauer ansah, bestätigte sich diese These. Sicher war, dass Schwarzer nicht erwürgt worden war, weil entsprechende Merkmale fehlten. Wird ein Mensch hingegen mit einer Drahtschlinge stranguliert, dann wird seine Luftröhre zusammengepresst, und er erstickt. Im Mittelalter benutzte man dafür Würgeisen oder Würgschrauben und sprach von einer Garrotte. Der Ausdruck blieb, und namentlich Mafiaorganisationen wie die sizilianische Cosa Nostra nutzten diese Mordmethodehäufig: Das Opfer wird von hinten überrascht, eine Drahtschlinge wird blitzschnell um den Hals gelegt und zugezogen – der Tod tritt innerhalb weniger Sekunden ein. Aber das Labor im Institut würde das genau abklären.
Die beiden Männer in einem der Schlafzimmer waren zweifelsfrei an einer CO-Vergiftung gestorben, wobei es zu diesem Zeitpunkt völlig unmöglich war, zu bestimmen, ob sie sich freiwillig das Leben genommen hatten oder getötet worden waren.
» U nd wer, ausser der Mafia, benutzt Drahtschlingen, um ungeliebte Mitmenschen ins Jenseits zu befördern?« Bundeskriminalamtschef Brack war in seinem Element und fixierte Puller, den Chef des Auslandsgeheimdienstes. Und weil dieser seinem Blick auswich, nahm sich Brack den Boss des deutschen Inlandsgeheimdienstes vor, Kai Auerbach. »Geheimdienstler«, brüllte er, was einigermassen lächerlich war, weil jeder im Krisenstab wusste, dass diese Eliminierungsart weltweit bei allen Geheimdiensten beliebt ist. Schnell, effizient und lautlos. Und falls das Opfer überrascht wird, auch spurenlos.
»Aber Schwarzer muss sich gewehrt haben«, sagte Puller, »sagt die Gerichtsmedizinerin. Er war verletzt, an mehreren Stellen. Es hat einen Kampf gegeben.«
»Woraus man folgern könnte«, meinte Auerbach, »dass Schwarzer auf den Angriff vorbereitet war. Dass er attackiert wurde oder selber angegriffen hat, letztlich aber überwältigt und getötet wurde.«
»Wenn das so gewesen sein sollte«, brüllte Brack und mässigte im gleichen Augenblick seinen Ton, weil der selbst in seinen Ohren übertrieben laut wirkte, »wenn diese These stimmt, dann wäre es auch möglich, dass Schwarzer den Angreifer kannte. Schliesslich stand er frühmorgens wohl nicht grundlos auf der Schwägalp herum. Er verfolgte eine Spur, er hatte einen Verdacht …«
»Vielleicht«, sagte Innenminister Eisele, »ist das so. Nur: Wir müssen dieses Attentat zwar sehr schnell aufklären, aber nicht vorschnell. Herr Brack, Herr Auerbach, ich möchte, dass Sie ab sofort bei den Verhören dieses ominösen Darwin Meixner dabei sind. Ich denke, das ist unsere heisseste Spur derzeit.«
»Da ist auch noch diese Frau Dr. Margrit Colani«, sagte Puller.
»Ein wackliger Verdacht«, sagte Eisele, »aber immerhin: wir haben nicht nichts, und das ist, für den Tag danach, schon sehr viel. Herr Brack, Herr Auerbach, mein Staatssekretär begleitet Sie zum Verhör mit Meixner. Herr Brack?«
»Wir müssen diesen Kranich überprüfen. Er war es, der bei Mast 2 plötzlich aussteigen wollte. Weil ihm angeblich übel war. Aber vielleicht hat er nur simuliert und wusste, was passieren würde?«
Der Gedanke passte Eisele überhaupt nicht, aber von der Hand zu weisen war er nicht.
D eutsche Sicherheitsbehörden wussten um Anschlagspläne – Terroristengruppe nennt sich Cookie & Co – Warum schwieg die Regierung? – Hat die Schweizer Luftaufklärung versagt?
»Verdammt noch mal, da hat jemand geplaudert, und zwar aus dem innersten Zirkel.« Brack, Flimm und Auerbach waren mit dem Wagen unterwegs, als sie im Radio die Meldung hörten, die sich auf Quellen der Bild-Zeitung stützte. Flimm telefonierte. Ruth Renneberg, die Generalbundesanwältin, schrie so laut, dass Brack und Auerbach problemlos mithören konnten. Renneberg war extrem ehrgeizig, fühlte sich
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