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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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»Wen?«
    Cookie: »DINA4 alias Axel Nickel. 31, Rundfunkjournalist. Volontär bei 94,3 rs2. Hat neu angefangen. Platzt vor Ehrgeiz. Mässig intelligent. Schwul.«
    Clara: »Aber bei uns konnte er sich etablieren.«
    Cookie: »Ein Fehler, aber korrigierbar …«
    Clara: »Und was hat dich schlaugemacht?«
    Cookie: »Infos vom Jubilar. Beziehungen, glückliche Umstände, jedenfalls: DINA4 ist eine Ratte, die aber bis jetzt noch keinen Schaden anrichten konnte. Also: sofort ausschalten!«
    Joker: »Erledige ich.«
    Cookie: »Was er weiss, weiss nur er. Vermutlich. Jedenfalls weiss er so viel, dass wir kein Risiko eingehen können. Mechanismus wird aktiviert.«
    Clara: »Heisst?«
    Cookie: »Sofortige Löschaktion aller bis jetzt geführten Konversationen. Und das Forum wird verriegelt. Heisst: total gesperrt. Heisst: Was auf unserer Seite geredet wird, kann nicht mehr abgespeichert werden, beziehungsweise wer es tut, druckt pechschwarze Seiten aus oder leere – oder vielleicht lasse ich mir auch was Lustigeres einfallen.«
    Clara: »Na dann ist das Problem ja gelöst.«
    Cookie: »Eine Schwachstelle gibt es. Ich kann – rückwirkend – alles löschen, was irgendwo auf Festplatten abgespeichert ist. Aber nicht, was einer auf seinen Stick kopiert hat.«
    Joker: »Hat er einen, hab ich ihn.«
    Cookie: »Wir müssen absolut sicher sein, dass nur er weiss, was er weiss. Kontaktier ihn, triff dich mit ihm, quetsch ihn aus, und dann formatier ihn.«
    Clara: »Von DINA4 auf DINA5, mindestens. Wer hat das Würstchen eingeführt?«
    Cookie: »Mozart.«
    Joker: »Ein bisschen viele Spatzen, die unser Liedchen von den Dächern pfeifen.«
    Cookie: »Das haben wir im Griff.«
    Joker: »Wann, wo, wie?«
    Cookie: »Sofort. An einem stillen Örtchen und unzimperlich.«

» H allo, Controller, konnte einen Tag nicht online gehen, weil mein Provider streikte. Sorry. Was ich nicht ganz verstehe: Du willst dich verabschieden. Loslassen. Warum? Kostbare Begegnungen sind ein seltenes Gut. Wenn zwei aufeinandertreffen, die sich berühren. Du hast mich berührt und verführst mich in innere Welten. Aber ich will dich nicht nerven.«
    Loderer war noch schläfrig, als er leute.com öffnete, und antwortete wie im Traum: »Mehr möchte ich von mir nicht preisgeben. Es wäre ein Leben, das ich zu erzählen hätte, so wie du ein Leben hast, das zu erzählen ist. Aber dem Richtigen. Und der kann ich nicht sein. Aber ich will noch einmal darüber nachdenken. Liebe Grüsse, der Controller.«
    »Dann will ich abwarten, und dann sehen wir, was dein Nachdenken aus dir und mir macht. Liebe Grüsse, Frau Male. Oder bist du jetzt online und hast etwas Zeit?«
    »Liebe Frau Male, vielleicht ist es Angst. Aber ich denke, wesentlicher ist: Du hast mich in Zeiten zurückversetzt, in denen ich auf der Jagd war. Das bin ich aber nicht mehr. Ich suche keine Liebe. Ich habe sie gefunden und verloren. Ersatz will ich nicht. Beleidigen will ich dich nicht. Falsche Hoffnungen zu machen wäre das Schlimmste. Also noch einmal, ciao. Dein Controller.«
    »Controller, aus rein egoistischen Gründen finde ich das äusserst schade. Du bist ein kommunikativer Mensch und wirst mir fehlen. Aber ich kann dich verstehen und wünsche dir alles Liebe dieses Universums und verbleibe mit freundlichen Grüssen und meiner E-Mail-Adresse deine Frau Male.«
    Es passierte ihm selten, dass sein Blutdruck frühmorgens schon für eine Erektion reichte. »Verdammt noch mal, Frau Male. Du gibst mir deine E-Mail-Adresse. Du kitzelst mich und nistest dich in meinem Zwiespalt ein. Kannst du mich wirklich als anonymen Typ nehmen, mit dem du virtuell spielst? Zu deinem eigenen und seinem Vergnügen? Aus rein egoistischen Gründen?«
    »Die Frage stellt sich mir vorerst nicht, Controller. Ob ich dich als anonymen Typ nehme und mit dir spiele zu meinem eigenen Vergnügen und deinem, diese Frage musst du dir selbst beantworten. Weil ich andere Voraussetzungen habe als du. Was ich kann, entscheidet sich dann, wenn das Leben mich danach fragt. Es hat aber dich gefragt. Im Augenblick bereitest du mir viel Vergnügen. Warum sollte ich den Kontakt also abbrechen? Du bist interessant und wahnsinnig, und das gefällt mir. Du willst dir nehmen, worauf du Lust hast, und ich bin eine Frau, die sich gern nimmt, worauf sie Lust hat. Und den Zusammenhang zwischen Sex und Aggression kenne ich gut, weil ich lange Zeit schlechten Sex hatte. Und das macht aggressiv.«
    »Frau Male, warum hat das Leben mich

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