Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
erreichten sie einen großen Gemeinschaftsraum, der Wex irgendwie an einen Fuchsbau erinnerte. Die Kinder wurden zusammen mit Adara in einen angrenzenden Raum gebracht. Wex wäre liebend gern mit ihr gegangen, aber Pinch drängte ihn, zu bleiben und die Beratungen mit anzuhören, die neben einem der Fenster stattfanden, von dem aus man das freie Feld unten überblicken konnte.
    »Wie habt ihr das hier gebaut?«, fragte Cirilla. »Die Wände … solche habe ich noch nie gesehen.«
    »Wir haben den Turm nicht gebaut«, erwiderte Blurdo geradeheraus. »Wir haben ihn gefunden, als wir herkamen. Bis auf ein paar Vögel war er unbewohnt. Von den Abmessungen war er wie auf uns zugeschnitten, und er bot Schutz vor den Düsterlingen, den Wölfen und den umherstreifenden Reißzahn-Rindern. Er war wie ein Geschenk wohlwollender Götter, die sich unserer erbarmten, nachdem wir aus unserer Heimat vertrieben worden waren.«
    »Heimat?«
    »Jenseits der Rauchhöhen. Da wo ihr herkommt, oder etwa nicht?«, fragte Blurdo misstrauisch.
    »Wir kommen von südlich der Berge.«
    »Dann kennt ihr unsere Geschichte.«
    »Wir kennen sie nicht.«
    Wex sah, wie Kraven sich zu Fretter beugte und ihm etwas zuflüsterte. »Rauchhöhen ist der Name, den die Zornberge vor Jahrhunderten trugen«, wisperte er.
    »Wie lange ist es her, dass ihr vertrieben wurdet?«, fragte Cirilla.
    »Dreißig Jahre. Genauso lange wie bei den Flussmenschen und allen anderen Unerwünschten. Ich war damals noch ein junger Mann. Wir kommen von einem Ort, der weithin als die Täler bekannt war, fruchtbare Wiesen und Auen, wo Apfel- und Nussbäume blühen.«
    »Von diesem Ort habe ich gehört, aber von deinem Volk noch nie.«
    »Dieses Land war unser, schon immer. Es gehörte uns! Viele Generationen lang, bevor jene Leute aus dem Süden übers Meer kamen.«
    »Ich kenne eure Geschichte nicht«, wiederholt Cirilla in dem Versuch, noch mehr aus ihm herauszulocken. »Erzähl weiter.«
    »Am Anfang waren sie noch recht freundlich. Gaben sich als Händler aus, ganz so wie die Flussleute. Dann fanden sie Gefallen an unserem Land, großen Gefallen. Noch mehr Schiffe kamen, noch mehr Leute. Und als auch Frauen und Kinder kamen, wusste unser König, was uns erwartete. Sie hatten es auf das Hügelland oberhalb der Täler abgesehen. Mein eigener Vater war bei der Ratsbesprechung dabei. Unser gesamter Rat war dort, wir wollten verhandeln. Hoch oben auf dem Hügel trafen sie sich mit Krystal, doch kein Einziger ist zurückgekehrt. Nicht einer. Stattdessen kam Krystal mit seiner Armee. Und jetzt sind wir hier. Seit drei Dekaden ist dies die Heimat meines Klans. Weiter oben im Norden sind noch andere, größer an der Zahl.«
    »Diese Geschichte ist genauso traurig wie neu«, sagte Cirilla. »Mit dem Mann, von dem du sprichst, haben wir nichts zu tun.«
    »Aber euer Oberhaupt heißt Kryst, oder? Er muss mit Krystal verwandt sein, dem bärtigen Fürsten, der das Fell eines weißen Wolfs trägt.«
    Cirilla blickte Fretter an, doch der schüttelte den Kopf.
    »Nein. Wir kennen keinen Krystal, der eine Wolfshaut trägt«, erwiderte sie.
    »Ist er verstorben? Ist vielleicht ein Erbe an seine Stelle getreten?«, fragte Blurdo hoffnungsvoll.
    Kraven hatte die ganze Zeit über aufmerksam zugehört und ergriff das Wort. »Eure Vermutung könnte näher an der Wahrheit liegen, als wir glauben mögen. Namen wurden verkürzt oder verändert im Lauf unserer komplizierten Geschichte. Es ist durchaus möglich, dass Krystal zu Kryst wurde, nachdem sich wieder Frieden über das Land gelegt hatte.«
    »Mich interessiert weniger der Name als die Politik, die der jetzige Throninhaber verfolgt«, entgegnete Blurdo. »Wenn wieder Frieden herrscht, wollen wir unser Land zurück.«
    Fretter und Kraven tauschten besorgte Blicke aus.
    Wex wusste genau, warum: Es ging selten gut, wenn ein Volk in seine angestammte Heimat zurückkehrte, diese aber schon seit langem andere für sich beanspruchten.
    »Ich muss diese Neuigkeiten unserem Rat unterbreiten«, sprach Blurdo weiter. »Ihr könnt im unteren Bereich des Turms bleiben, bis die Düsterlinge wieder weg sind und die Gefahr vorüber ist. Alle Luken sind verriegelt. Sie können nicht geöffnet werden. Ihr seid in Sicherheit und mögt hier rasten, aber ihr könnt nicht mit nach oben kommen, während ich mich mit den anderen bespreche.«
    Der Zwerg ging zur nächsten Falltür und klopfte in einer ganz bestimmten Abfolge dagegen. Die Luke schwang auf, und er bedeutete

Weitere Kostenlose Bücher