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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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musterte seinen Hauptmann. »Sag mir, Eber, was ist es, das ihr euch am meisten wünscht?«
    »Fressen.«
    »Und wenn ihr satt seid?«
    »Schlafen.«
    »Und wenn ihr ausgeruht seid?«
    »Dann Jagen.«
    »Und dann …?«
    »Fressen!«
    »Eine sehr begrenzte Zahl an Bedürfnissen. Wunderbar einfach. Ihr seid gute Untertanen.«
    »Ja, Anführer«, erwiderte der fette Düsterling.
    Eber konnte gar nicht wissen, was Worte wie »begrenzt« oder »Untertanen« bedeuteten. Vill hätte genauso gut zu sich selbst sprechen können. Eber wollte lediglich seinen Gehorsam unter Beweis stellen, um seine hervorgehobene Position nicht zu gefährden. Düsterlinge waren gar nicht so verschieden von Menschen, dachte Vill.
    Ein dürrer Düsterling mit verunstaltetem Schädel und einem leichten Hinken kam herbeigeeilt.
    Narbe und Schnüffler sprangen auf, aber Vill bedeutete ihnen stillzuhalten.
    Es war Schlitzer, der kleinste unter seinen Soldaten. Der kleinwüchsige Düsterling hatte statt einer Keule einen spitzen schwarzen Stein bei sich getragen, als Vill ihn aufgegriffen hatte. Eine Art Dolch, und mit dieser Waffe war Schlitzer seiner Zeit weit voraus. Die einzigartige »Klinge« half ihm, Streitigkeiten mit stärkeren Artgenossen zu seinen Gunsten zu entscheiden, und nicht wenige von Vills Düsterlingen hatten sie schon zu spüren bekommen. Die Spuren seiner körperlichen Unterlegenheit waren zwar deutlich zu erkennen – der von einem Keulenhieb eingedrückte Schädel und der schief zusammengewachsene Unterschenkelbruch –, aber der vergleichsweise schmächtige Düsterling war noch am Leben. Er war nicht leicht umzubringen. Und grausam.
    »Wir haben die anderen Kinder gefunden!«, rief Schlitzer mit selbst für die Düsterlinge ungewöhnlicher Begeisterung. Der schmächtige Kerl genoss die Jagd ein bisschen zu sehr, wie Vill fand.
    Vill neigte überrascht den Kopf. Anhand der vielen kleinen Fußspuren, die sie neben denen der Gruppe gefunden hatten, die sie verfolgten, war er davon ausgegangen, alle Kinder müssten entwischt sein. Es war jedoch möglich, dass ein paar von ihnen sich verlaufen hatten.
    »Interessant.«
    »Und so zart.« Schlitzer leckte sich über die Lippen.
    »Hast du sie verletzt?«
    Schlitzer sprang zurück, gerade so weit, dass Vills Leibwachen ihn nicht packen konnte. »Nicht viel. Ein bisschen. Nur ein bisschen gekitzelt. Keiner ist gestorben.«
    »Ich will sie sofort sehen.«
    »Extrarationen?«
    »Wenn alle noch am Leben sind, ja.«
    Grinsend drehte Schlitzer sich um und rief einem anderen Düsterling aufgeregt zu: »Siehst du? Wie ich’s gesagt hab!«

33
    »Habt Ihr die Düsterlinge gesehen?«, fragte Blurdo, um sich ein Bild von der nahenden Gefahr zu machen.
    »Ja. Wir nahmen einen Späher gefangen. Hier ganz in der Nähe«, antwortete Fretter.
    »Einen halben«, murmelte Pinch, »dank der entzückenden Flussprinzessin.«
    »Wir werden so tun müssen, als wärst du unser Gefangener«, raunte Fretter Arkh zu.
    Arkh war wenig erfreut darüber, Cirillas Status gehoben zu sehen, während er selbst degradiert wurde, aber zum Wohle aller fügte er sich in seine Rolle.
    »Wo es einen Späher gibt, sind die anderen nicht weit«, erklärte Cirilla.
    »Düsterlinge haben keine Späher. Dazu sind sie zu dumm. Ihr habt einen Streuner aufgegriffen. Wie groß mag der Rest der Gruppe sein? Drei? Vielleicht fünf?«, überlegte Blurdo.
    »Es sind über fünfzig.«
    Blurdos Männer tuschelten aufgeregt. Sie schienen es mit der Angst zu tun zu bekommen, und Blurdo richtete eilig ein paar Worte an sie, dann wandte er sich wieder an Cirilla.
    »Es gibt zwei Brücken«, erklärte er. »Die größere ist nicht weit. Kommt schnell.«
    Blurdo schickte ein paar seiner Männer zurück zum Turm, während er mit den anderen den Fluss entlang zur Brücke eilte. Blurdos Männer hatten den Turm kaum erreicht, als drei durchdringende Glockenschläge erklangen, und Wex sah, wie auf der anderen Flussseite weitere Zwerge aus dem Wald auf die Lichtung strömten. So schnell sie konnten, rannten sie zum Eingang des Turms.
    Blurdo führte sie mehrere Furchenlängen stromaufwärts zu einer Holzbrücke, die sich über den tosenden Fluss spannte. Sie war erstaunlich groß für dieses einfache Völkchen und breit genug für zwei Gespanne. Ein hagerer Kerl stand in Ufernähe knietief im langsam fließenden Kehrwasser, einen rostigen Eisenhammer in der Hand, und nagelte mit bedächtigen Bewegungen Bretter fest.
    »Hast du die Glocke nicht

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