Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
Wex von Kopf bis Fuß. »Blüte erzählte mir, dass du mit ihr gesprochen hast, mit nur etwas Erde und einem Stock.«
    »Ja. Wir haben zusammen gezeichnet. Sie ist ein kluges Kind.«
    »Meine Nichte. Aber die Hälfte dieser Kinder sind meine Nichten und Neffen.«
    »Ich habe oft an dich gedacht in den Tagen, seit wir getrennt wurden«, sagte Wex. »Aber als ich die zerstörten Boote sah, habe ich dich aus meinen Gedanken verbannt wie einen schrecklichen Alptraum.«
    Pinch schüttelte den Kopf. »Bitte, sag mir nicht, dass ich das übersetzen soll«, erklärte er beschwörend.
    »Warum nicht?«
    »Du hast sie gerade einen schrecklichen Alptraum genannt.«
    »Dann sag es anders, schöner, mit mehr Poesie.«
    »Ich werde es versuchen«, erklärte der Dieb und plapperte in der Sprache der Flussmenschen drauflos.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Wex.
    »Ich sagte, dass du zwar versucht hast, nicht an sie zu denken, weil du wusstest, dass du sie wahrscheinlich nie wiedersehen würdest, aber dass du es nicht geschafft hast.«
    »Klingt gut.«
    »Natürlich. Habe ich selbst schon ein paarmal mit Erfolg ausprobiert.« Pinch zwinkerte ihm zu.
    Adara antwortete. »Auch ich habe versucht, nicht an dich und deine wundervollen Hände zu denken. Als du sagtest, du würdest mich nicht zeichnen, habe ich dich aus meinem Herzen verbannt.«
    Wex war verwirrt. »Warte einen Moment«, murmelte er. »Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht zeichnen will. Ich habe gesagt, ich würde zurückkommen, um genau das zu tun. Ich habe es sogar versprochen.«
    Pinch fiel ihm ins Wort. »Aber die Dame hat offensichtlich etwas anderes gehört, mein Freund.«
    Wex dachte angestrengt nach. Das ergab keinen Sinn. Er hatte es nicht nur gesagt, er hatte geschrien. Von dem Floß aus, und Brynn hatte es übersetzt.
    »Brynn!« Wex schlug sich gegen die Stirn. Sie war es gewesen, hatte absichtlich falsch übersetzt und behauptet, er würde sie nicht zeichnen wollen.
    Adara sprach weiter, und Pinch für sie: »Jetzt fragt sie nach der Dame Brynn. Ob du sie liebst, will sie wissen.« Pinch hörte auf zu übersetzen. »An dieser Stelle würde ich dir gerne etwas raten, weil …«
    »Nein! Ich hasse sie!«
    »Das ist es nicht, was ich dir raten wollte.«
    »Sag’s ihr!«
    »Zwischen zwei Frauen zu stehen kann etwas Gutes sein oder etwas Schlechtes. Du musst es nur richtig angehen.«
    »Ich werde nie wieder mit Brynn sprechen.«
    »Du hörst mir nicht zu.«
    »Und du übersetzt nicht. Sag es endlich!«
    Seufzend tat Pinch wie ihm geheißen.
    »Die Düsterlinge!«, ertönte ein Schrei vom anderen Ende des Gangs.
    Adara rannte zum Fenster. Wex’ Antwort hatte sie nicht mehr gehört. Pinch und Wex folgten ihr, nur die Kinder blieben verängstigt zurück.
    Wex blickte über die Wiesen hinüber zu dem reißenden Fluss und den dahinterliegenden Bäumen. Ein Stück stromaufwärts sah er Addels Brücke. Piniengewächse folgten dem Flusslauf wie Landstreicher, die um Wasser bettelten, und verdeckten die Sicht auf die sich dahinter erstreckende Ebene. Von weiter oben musste das gesamte Gelände um den Turm frei einsehbar sein, dachte Wex, von hier unten jedoch konnte er keine Bewegung erkennen.
    »Ich sehe sie nicht«, sagte Wex.
    »Was nicht bedeutet, dass sie nicht da sind«, erwiderte Pinch.
    Spragg erschien im Durchgang. »Wir haben sie auf der anderen Seite des Flusses entdeckt.«
    »Wo?«, fragte Pinch.
    Spragg eilte ans Fenster. »Da, wo die kleinen Pinien am dichtesten stehen. Zwischen dem Gestrüpp. Gleich links von dem großen Felsen am Uferrand.«
    Wex kniff die Augen zusammen. Das Unterholz war dicht genug, um sich darin zu verstecken. Die breiten Blätter der Sträucher warfen ihre dunkle Schatten bis ans Flussufer, aber sie wuchsen nicht besonders hoch. Die Düsterlinge würden kriechen müssen, um sich unter ihnen verborgen zu halten. Die Nadeln der Pinien boten wenig Sichtschutz, lediglich die Stämme waren etwas dicker. Wex suchte das Ufer noch einmal ab, konnte aber nichts entdecken außer einem Greifvogel, der am Himmel seine Kreise zog.
    »Aha«, rief Pinch plötzlich.
    Wex und Adara folgten seiner Blickrichtung.
    »Ich sehe immer noch nichts«, erklärte Wex, der wusste, dass es Adara genauso erging.
    »Dort, wo die Sonne sich spiegelt«, sagte Spragg.
    Dann sah es Wex: zwei winzig kleine Lichtpunkte, direkt nebeneinander, die kurz aufleuchteten und dann verschwanden, nur um einen Moment später wieder aufzutauchen.
    »Augen«, erklärte

Weitere Kostenlose Bücher