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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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sie begangen haben mochte.
    Pinch schüttelte den Kopf. »Wie, bei allen südlichen Meeren, macht sie das nur?«, brummte er.
    Blurdo fingerte an seinem Hut herum.
    »Ich schätze, es bleibt nicht mehr viel Zeit«, sprach Cirilla weiter. »Sei ein Mann und bring uns über den Fluss oder renn davon wie eine Ratte.«

32
    An einem Baum fanden sie die Leiche des Spähers, der den Auftrag gehabt hatte, zum Lager zurückzukehren und Bericht zu erstatten. Eine dornenbewachsene Ranke war um die Zungenwurzel gewickelt, und an ihr hing das gesamte Gewicht des Düsterlings. Vill kannte diese Art der Zurschaustellung. Die Banditen in Abrogan verfuhren so, wenn sie andere Gesetzlose hinrichteten, Mörder, die an einem anderen Mörder Rache genommen hatten. Vill hielt sich nicht damit auf, sich zu fragen, ob der Düsterling noch gelebt hatte, während er aufgeknüpft wurde. Es spielte keine Rolle. Was eine Rolle spielte, war die Tatsache, dass er die Leute gefunden hatte, nach denen er suchte.
    Klar und einfach lag der Weg zur Macht vor ihm. Eine größere Armee. Mehr Soldaten. Von Eber und seinen anderen neun Hauptmännern hatte er alles erfahren, was er über den Rest des Stammes wissen musste, der jenseits des Schleiers lebte. Wenn es dem Magier gelang, die schwarze Barriere zu versetzen, würde er mit seinen Soldaten in die Heimat der Düsterlinge marschieren, und falls nötig, würden sie kämpfen. Eber hatte gesagt, sie würden den momentanen Anführer eventuell gewaltsam aus dem Weg räumen müssen, was mit den Waffen, die er ihnen gegeben hatte, und Vill als ihrem Strategen kein Problem werden dürfte.
    Vill konnte den weißen Turm sehen, die Festung der Mickerlinge, wie seine Düsterlinge sie nannten. Mickrig und bewaffnet. Sie hatten Lanzen, die sie schleuderten, und andere Waffen für den Nahkampf, aber keine Bogen, und das war alles, was zählte. In den Tagen, bevor er sie zu seinen Soldaten gemacht hatte, hatten die Düsterlinge sich ab und zu in die Nähe des Turms gewagt. Uneinnehmbar, sagten sie, aber die Düsterlinge waren nicht klug genug, als dass Vill auf ihr Urteil vertraut hätte. Der Turm war krumm und schief und somit wohl kaum das Werk eines echten Baumeisters. Das einzig Bemerkenswerte war die Höhe. So schlank wie er war, mussten die Mauern aus erstaunlich festem Material bestehen. Falls er sich tatsächlich nicht im Handstreich einnehmen lassen sollte, würden sie ihn eben belagern. Eine lehrreiche Lektion für seine Truppen. Vill hatte bereits nach den Frauen und den jungen Düsterlingen schicken lassen, falls sie als zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht werden sollten. Er war auch bereit zu verhandeln, aber es war stets besser, dies aus einer Position der Stärke zu tun.
    Doch als Erstes galt es, eine Entscheidung zu treffen. Entweder würden sie schnell handeln und versuchen, die Beute auf offenem Feld zu überraschen. Oder sie würden sich an die Festung heranpirschen und einen Belagerungsring um sie ziehen, damit keiner entwischte. Das würde länger dauern. Vill spürte weder Druck noch Verlangen, überhastet zu handeln, ebenso wenig wie Unsicherheit oder Furcht, die ihn hätte zögern lassen. Er traf seine Entscheidungen einzig und allein danach, welche Taktik den günstigsten Ausgang versprach.
    »Eber!«, rief er in einer Mischung aus Düsterling- und Menschensprache. »Bring mir den besten Soldaten aus jeder Gruppe.«
    »Ja. Den größten. Ich tue es gleich.«
    »Nein. Den klügsten. Und die drei, die am besten mit dem Bogen umgehen können.« Vill dachte über seinen Befehl nach. Kein Düsterling kam auch nur annähernd an sein Können mit dem Bogen heran, und sie waren auch nicht in der Lage, Waffen von ähnlicher Qualität herzustellen, wie er sie trug. Selbst unter den Menschen gab es nur wenige, die so gut mit Pfeil und Bogen umgehen konnten wie Vill. Einmal hatte er von einem galoppierenden Pferd aus mit drei Pfeilen drei Gegner getötet, und das aus einer Entfernung von jeweils dreißig Schritten. Es war sein Lieblingspferd gewesen, das, das unter ihm gestorben war. Vill spürte etwas, ein Zucken irgendwo in seinem Innern, vielleicht von dem widerlichen Düsterlingfraß, von dem er sich ernährte, aber das Gefühl war wieder verschwunden, noch bevor er es benennen konnte. Kein Düsterling konnte ihm mit dem Bogen das Wasser reichen. Aber auch mit schlecht gezielten Salven ließ sich etwas anfangen.
    »Ich werde sie holen.« Eber strahlte, begierig darauf, etwas tun zu können.
    Vill

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