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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Schleier?«, fragte Wex.
    »Es ist seltsam dort, unheimlich«, antwortete Arkh. »Entsetzliche Geschöpfe sollen die Wälder in seiner Nähe durchstreifen.« Während er sprach, zupfte er beiläufig ein Stück Kaninchenfleisch von seinen Reißzähnen.
    »Genau, und Menschen, die einen gerne überfallen«, ergänzte Pinch.
    »Und braves Volk verschwindet einfach«, fügte Cirilla hinzu.
    »Ist das wahr, oder sind das nur Gerüchte?«, hakte Wex nach.
    »Oh, nur allzu wahr«, versicherte Pinch. »Ich war einmal bei diesen Kinderbanditen. Ich selbst war nie ein Bandit, musst du wissen, aber hinter uns waren dieselben Leute her, was uns sozusagen zu Verbündeten machte. Aber sie waren Kinder . Keiner von ihnen über zwölf Jahre alt. Der Anführer war noch nicht einmal zehn! Und trotzdem waren sie der gierigste und blutrünstigste Haufen, der mir je begegnet ist. Eine Gruppe Waisen aus Buchtend, dieser Hafenstadt, du weißt schon. Ausgestoßen, alle zusammen. Die Stadtwächter haben ihnen dort allmählich das Leben schwergemacht, also sind sie losgezogen ins Umland, haben auf die Hilfsbereitschaft der Leute dort gezählt. Dann haben sie angefangen, zu plündern und zu brandschatzen wie ein Rudel tollwütiger Streifenhörnchen, die man sich besser nicht im eigenen Hinterhof hält, verstehst du? Bald nachdem ich sie getroffen hatte, war ein ganzes Dorf hinter uns her, alle fuchsteufelswild, sogar die Frauen! Und den Ingrimm einer zornigen Frau willst du dir lieber nicht zuziehen, mein Freund.« Er nickte kurz in Richtung Cirilla.
    »Wer weniger übertreibt, dem glaubt man eher«, brummte sie.
    »Ich wurde von ihnen getrennt, und die unglücklichen Kleinen wurden in den Schleier gejagt, wo sie einfach verschwunden sind. Puff!«
    »Du hast es gesehen?«, keuchte Wex, die Augen weit aufgerissen. »Was ist passiert?«
    Pinch wirkte verunsichert. »Nun, weißt du, ich habe es nicht direkt gesehen . Aber wo sollten sie sonst hin sein? Die Dorfbewohner kamen mit leeren Händen zurück. Sie konnten keine Gefangenen machen. Es gab nicht mal Leichen.«
    »Und nicht den geringsten Beweis«, murmelte Cirilla.
    »Da muss ich zustimmen«, erklärte Wex. »Klingt etwas übertrieben, deine Geschichte. Kinderbanditen? Menschen, die sich einfach in Luft auflösen?«
    »Glaub, was du willst.« Pinch hielt einen Stock in die Flammen und beschrieb mit dem glühenden Ende orangerote Kreise in der Luft. »Kraven wird dir bestätigen: Der Schleier ist dunkler Zauber.«
    »Kraven bezeichnet alles Unerklärbare als Magie«, widersprach Cirilla. »Und dann behauptet er, er wär’s gewesen.«
    Mungo nickte und reichte Wex etwas von dem in Salat gewickelten Kaninchen.
    »Der große Magier«, sagte Arkh trocken und schüttelte das gehörnte Haupt.
    »Zumindest hat er bewirkt, dass mir ein bisschen kalt wurde«, warf Wex ein und nahm einen kräftigen Bissen von dem Kaninchen.
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann brachen alle, Missgeburten wie Schurken, in schallendes Gelächter aus.
    Als Wex zur Lichtung zurückkehrte, legten die Soldaten gerade ihre Bettrollen aus. Er hielt Ausschau nach Brynn, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich war sie vor dem Schlafengehen noch einmal in den Wald gegangen, um ihr Geschäft zu verrichten. Einer der Soldaten hatte ihr eine Extradecke gegeben, die nun neben dem herunterbrennenden Feuer ausgebreitet lag. Wex holte sein eigenes Schlafzeug und legte es neben Brynns, jedoch weit genug entfernt, um nicht den Verdacht zu erwecken, er suche ihre Nähe.
    Bald darauf kam Brynn zurück. Sie schlüpfte zwischen den Bäumen hervor und breitete hastig die Decke über sich aus, scheinbar ohne Wex’ Gegenwart zur Kenntnis zu nehmen. Wie ein kleines Kind zog sie sich die Decke bis unters Kinn und bettete den Kopf auf ihr Gepäck.
    Lothario kam nur wenige Augenblicke später aus dem Wald und rief den Beginn der Nachtruhe aus. Als alle sich zurückgezogen hatten, löschte er das Feuer.
    Die Soldaten schienen schnell einzunicken, und das Lager lag mucksmäuschenstill, noch bevor Wex einschlafen konnte. Als schließlich der erste Wolf heulte, war er sicher, als Einziger noch wach zu sein. Doch er hatte sich getäuscht. Er rollte sich zur Seite, und da sah er in der fahlen Dunkelheit das Weiße in Brynns Augen.
    Sie waren weit offen und schossen ständig von links nach rechts. Beim zweiten Heulen packte sie die Decke, auf der sie lag, und schob sie so nahe an Wex, wie es nur ging, ohne ihn zu berühren. Wex tat so,

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