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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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durchteilte er die Zornberge und machte dabei weder vor Fels noch Schlucht halt. An manchen Stellen schimmerte die Oberfläche wie Wasser, an anderen sah sie aus wie pures Nichts, und es war unmöglich zu sagen, ob der Schleier fest war wie der Fels darum herum oder eine gallertartige Membran. Dazu hätte man ihn berühren müssen, und das war undenkbar. Die Oberfläche war vollkommen glatt, hatte keine Beulen oder Kurven, und auch wenn die Wand mitnichten menschengemacht war, gab es nicht eine einzige natürlich gewachsene Struktur, die ihr ähnelte. Der Schleier mochte ein Vorhang aus geschmolzenem Stein sein, gezogen über die Bühne der Realität und erschaffen vom Gott der fahrenden Spielleute, oder eine schwarze Flutwelle, die sich über das Gebirge ergossen hatte und erstarrt war, nur einen Wimpernschlag bevor sie über die Menschheit hinweggerollt wäre. Doch ganz egal, was er war, er raubte selbst den kühnsten unter den Soldaten den Atem. Auch Kraven, von dem Wex eine gewisse Ergriffenheit ob dieses Wunders erwartet hätte, manövrierte sein Pferd nur still ans Ende der Gruppe. Sogar Arkh und dem großmäuligen Pinch, der den Schleier angeblich schon einmal gesehen hatte, verschlug es die Sprache.
    »Guter Ritt, Männer!«, rief Lothario mit gezwungener Begeisterung. Er spürte das Unbehagen seiner Leute und fühlte instinktiv, wie es ihren Willen untergrub. »Das sieht mir ganz nach einem geeigneten Lagerplatz für heute aus. Kein Grund, noch näher heranzureiten. Lasst uns vielmehr das Erreichen unseres Zieles feiern. Heute Abend werden wir den mitgebrachten Wein leeren. Und Poppy, du kochst uns dazu dein bestes Festmahl!«
    Nachdem das Schweigen gebrochen war, stiegen alle ab, verteilten sich und wandten sich wohlvertrauten Aufgaben zu, um Kopf und Augen von der grausigen Wand abzulenken. Am nächsten Morgen war immer noch Zeit, sich Gedanken zu machen. Schon bald knisterte ein gemütliches Feuer, und Wex musste hilflos zusehen, wie Brynn sich mit Lothario und den anderen Männern im Schein der Flammen unterhielt. Er selbst fand wenig Ansprache unter den Soldaten, schaffte es aber immerhin, Fretter über den mysteriösen Halbmenschen Arkh zu befragen.
    Fretter berichtete, dass Arkh von einem Jagdtrupp gefangen worden war, der ihn nach Skye gebracht hatte, um ihn auf dem Marktplatz zur Schau zu stellen – sehr zum Verdruss der Palastpriester, die das Wesen für einen Dämon hielten. Die Sache sorgte für großen Aufruhr.
    »Lothario drängte Kryst, ihm die traurige Missgeburt als Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen«, erklärte Fretter weiter, »und der Fürst war schließlich einverstanden. Zum Teil weil unser Hauptmann versprach, Arkh, und damit das ganze Problem, aus der Stadt zu schaffen.«
    »Aber er scheint eher ein ruhiger, besonnener Charakter zu sein. Außer vielleicht, dass er ein Monster ist.«
    »Die ihn gefangen haben, sind da anderer Meinung«, widersprach Fretter. »Zwei von ihnen mussten zum Heiler, einer mit zermalmten Knochen und der andere mit zwei Fingern weniger.«
    »Er hat gegen einen ganzen Jagdtrupp den bewaffneten Kampf aufgenommen?«
    »Nein. Arkh hat die Finger abgebissen .«
    Das Abendessen wurde auf großen grünen Blättern serviert. Es gab Kartoffeln mit gekochtem Fleisch. Kräftig gesalzen. Nach dem anstrengenden Tagesritt konnten es die Männer kaum erwarten und stellten sich begierig in die Schlange.
    Wex war erst nach den Soldaten an der Reihe. Er stand vor dem Kessel und sah zu, wie Poppy die gekochten Fleischwürfel herausfischte und sie auf das Blatt in Wex’ Händen klatschte. Wex, der genauso hungrig war wie die anderen, sog den verlockenden Duft tief ein, dann runzelte er die Stirn.
    »Das ist Schwein«, sagt er zu Poppy.
    »Und frisch noch dazu«, erwiderte der fette Koch. »Lass’s dir schmecken.«
    Wex blickte sich um. »Wo ist mein Ferkel?«
    »Dein Ferkel?«
    »Ja, meins! Das, von dem ich jeden Tag das Blut für meine Zeichnungen abzapfen wollte.«
    »Der Hauptmann hat gesagt, ich soll mein bestes Rezept kochen. Kraven selbst hat mir das strampelnde Vieh gebracht.«
    Wex warf die Hände in die Luft. Er hatte es nur Lothario und Fretter gesagt in der Meinung, sie würden sich um das Ferkel kümmern. Brynn hatte es ebenso gewusst, war aber wohl mit voller Absicht nicht eingeschritten, denn gerade als er zu ihr hinüberschaute, verschlang sie genussvoll einen großen Brocken von Wex’ kleinem Freund. Sein Appetit war dahin, und Wex kippte das Fleisch

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