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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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keuchte er.
    »Krumme Bäume. Ein ganzer Wald«, ergänzte Lothario.
    »Aber wie ist das möglich?«
    »Sag du es uns, Kartenzeichner. Du hast sie gezeichnet.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Es ist warm«, rief Fretter ihnen ins Gedächtnis. »In solch frostigen Höhen wachsen normalerweise keine Bäume. Aber hier oben ist es nicht frostig.«
    Arkh kniete sich hin, zog die Lederhandschuhe aus und befühlte den felsigen Untergrund.
    Wex bekam große Augen, als er Arkhs bloße Hände erblickte: Lange, kräftige Krallen ragten aus den kantigen Knöcheln, dort, wo die Finger hätten sein sollen. Schwarze, gebogene Klauen.
    »Die Hitze kommt aus dem Boden«, stellte er fest.
    »Vielleicht sind wir auf einem Feuerberg?«, schlug Wex vor.
    Arkh und die beiden Offiziere starrten ihn an.
    »Einer, der Feuer spuckt?«, fügte Wex hinzu.
    »Du weißt mehr, als man meinen möchte, Schweinejunge«, erklärte Fretter.
    Lothario lachte. »Das mag wohl sein. Doch das hier sind voll ausgewachsene Bäume. Hier wurde kein Feuer mehr gespien, seit wir auf dieser Welt wandern.« Er wandte sich der Kompanie zu. »Alle nach oben! Seht euch an, was wir gefunden haben!«
    Die Soldaten saßen ab und führten ihre Pferde am Zügel das letzte Stück des Anstiegs hinauf. Als sie in den Krater hinabblickten, erhoben sich aufgeregtes Geflüster und ehrfürchtiges Gemurmel. Der Boden war so warm, dass er alle Kälte aus ihren Körpern vertrieb, und schon kurze Zeit später gingen alle wieder im leichten Reitkittel und führten ihre Pferde durch den Wald, der nicht sein konnte.
    Es waren keine Bäume, die Wex schon einmal gesehen hatte. Die astlosen Stämme sahen aus, als bestünden sie aus aufeinandergestapelten Ringen. Wie betrunken neigten sie sich zur Seite und erhoben sich etwa drei Mann hoch in den Himmel. Ganz am Ende spross ein schlaff herabhängendes Büschel, das ihn vage an Farnwedel erinnerte. Die Pferde wurden von kleinen Fliegen umschwirrt, und in der aus wechselnden Richtungen wehenden Brise lag der unverkennbare Geruch modrigen Sumpflands.
    »Das sind reichlich eigenwillige Bäume«, bemerkte Fretter mit gerunzelter Stirn und erschlug eine Fliege. »Weder Riesenkiefern noch Stechfichten.«
    »Und du hast eine natürliche Abneigung gegen alles Eigenwillige, nicht wahr, Fret?« Lothario lachte leise.
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Du gibst also zu, dass es gut war, die Banditen und Missgeburten mitzunehmen?«
    Alle drei wandten sich kurz nach Arkh um, der Seite an Seite mit Mungo und Pinch hinter ihnen herging. Arkh machte eine knappe Verbeugung, um zu zeigen, dass er verstanden hatte und Lotharios Kommentar nicht als Beleidigung auffasste.
    »Ich sehe den Nutzen darin immer noch nicht«, erklärte Fretter.
    »Wenn Mungo sagen würde, diese Bäume sehen aus wie die auf den warmen Inseln südlich von Abrogan, wäre das dann von Nutzen für Euch?«, schnaubte Pinch verächtlich, ohne sich die Mühe einer Verbeugung zu machen. Er spuckte den Zweig aus, auf dem er die ganze Zeit herumgekaut hatte.
    »Auf jeden Fall wäre es interessant«, räumte Lothario ein.
    Mungo brummte Pinch etwas zu.
    »Man würde sie Palmen nennen, sagt er. Inselbäume. Sie haben hier nichts zu suchen, außer vielleicht, dass es warm und feucht ist hier oben, mit dem ganzen Schnee, der um den Krater herum schmilzt. Ich habe sie auch schon einmal gesehen, damals, als ich die Königsfamilie durch die warmen Meere geschippert habe.«
    »Königsfamilie? Pah! Manches von den Dingen, die du behauptest, würde ich glatt glauben, wenn du sie nicht immer mit so gepfefferten Lügen ausschmücken würdest.« Fretter drehte sich um und ging weiter.
    Kurz darauf erreichten sie eine Lichtung von der Größe eines Dorfplatzes. Zwei Wildpfade führten auf der einen Seite hinein und auf der anderen wieder hinaus.
    Cirilla sammelte die Pferde ein und brachte sie auf die Lichtung, während die Soldaten sich ins weiche Gras legten und die Wärme nach der winterlichen Bergtour genossen. Lothario und Fretter gingen mit zwei Soldaten auf dem schmaleren der Wildpfade weiter zur Mitte des Kraters.
    Wex sah zu, wie sie verschwanden. Er war enttäuscht, dass Lothario ihn nicht gebeten hatte mitzukommen. Nachdem die Palmen sie verschluckt hatten, setzte er sich und betrachtete die Umgebung. Cirilla war immer noch mit den Pferden beschäftigt. Neben den großen Tieren sah sie sogar noch winziger aus, aber sie wusste, was sie tat, und die getreuen Rösser begingen nicht den

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