Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
Vom Netzwerk:
gefallen.
    Der Anführer sah Vill an. Er würde jetzt den Bogen wollen.
    Ruhig zeigte Vill ihnen den zweiten Pfeil, legte ihn an die Sehne und spannte den Bogen. Diesmal traf er direkt zwischen die Augen. Auf fünf Schritte Entfernung und mit einem festen Stand ein leichter Schuss.
    Als wäre sie plötzlich eingeschlafen, legte die Kreatur sich inmitten der Gruppe rücklings auf den Boden und starrte mit toten Augen zum Himmel.
    Vill ging zu der Leiche, setzte ihr einen Fuß auf die Brust und zog seinen Pfeil heraus. Dann beugte er sich hinab und nahm die Keule. Das alles tat er direkt vor den Augen der anderen, die aufmerksam zuschauten, aber keinerlei Anstalten machten einzugreifen. Vill hob den Knüppel, und der Erste, der einen Laut ausstieß, bekam ihn zu spüren. Kein harter Schlag, um ihn zu verletzen, sondern lediglich eine Erinnerung daran, wer ab jetzt die größte Keule hatte.
    »Ich werde eure Hilfe brauchen«, erklärte Vill. »Aber zuerst muss ich eure Sprache lernen.«
    Jetzt hatte er Zeit dazu.

10
    Sie wählten den flacheren Anstieg, aus dem einfachen Grund, weil er der am wenigsten anstrengende war. Da sie außerhalb der Stadt am weitesten herumgekommen waren, weiter selbst als die Palastsoldaten, trug Lothario Pinch und Arkh auf, sie zu führen. Sie stimmten mit dem Hauptmann darin überein, dass der Aufstieg in etwa die Hälfte des Tages in Anspruch nehmen würde und, falls sie umkehren mussten, gerade noch genug Zeit blieb, wieder bis unterhalb der Schneegrenze abzusteigen. Falls sie es nicht vor Sonnenuntergang schaffen sollten, erklärte Arkh, konnten sie immer noch die beiden Zelte aufschlagen und sich alle darin zusammendrängen, damit die Nacht nicht zu kalt wurde, was in Wex den heimlichen Wunsch weckte, dass genau dies eintreten möge und er einen Schlafplatz neben Brynn ergattern könnte.
    Der Aufstieg erwies sich jedoch als schwieriger, als sie gedacht hatten. Das Schmelzwasser ließ die Bäche stark anschwellen, und sie zu überqueren war alles andere als einfach. Auch die Pferde kamen in dem teilweise dichten Gestrüpp nur langsam voran, und als sie schließlich die Baumgrenze hinter sich gelassen hatten, war es auch mit der Schneeschmelze vorbei, und sie mussten haltmachen, um Winterkleidung anzulegen. Die Fellmäntel waren schwer und unbequem, aber zumindest hielten die Kalbsledersäcke, die sie über ihre Stiefel stülpten, die Füße trocken.
    Die Hufe der Pferde knirschten nun nicht mehr im weichen Schnee, sondern brachen mit lautem Krachen durch die Harschdecke auf dem Gletscher. Das mühselige Gestapfe durch das schwere Gelände hob die Stimmung nicht gerade, ganz zu schweigen von den Eisplatten und den engen Spalten, die vor allem den Pferden zu schaffen machten.
    »Bei den Göttern, Lothario, was hoffst du auf dem Gipfel dieses vereisten Felsbrockens zu finden?«, hörte Wex Fretter schimpfen. Offensichtlich war er noch nie so hoch oben gewesen – der Berg, auf dem die Stadt Skye lag, war nicht mehr als ein schneeloser Hügel, der sich aus dem umliegenden Flachland erhob.
    »Die andere Seite«, erwiderte Lothario.
    Wex war aufgeregt. Wenn er auf seinem gefleckten Ross erst einmal den Gipfel erreicht hatte, würde er endlich zu sehen bekommen, was dahinter lag. Unerforschtes, wildes Land, Handelsrouten oder fremde Städte, alles war möglich. Was immer dort auf sie wartete, es war zum Vorschein gekommen, nachdem er es gezeichnet hatte, und jetzt würde er dieses Gebiet kartographieren. Wex glaubte nicht, dass er es gewesen war, der den Schleier auf geheimnisvolle Weise zurückgedrängt hatte. Es war einfach geschehen, und er hatte den Ruhm dafür geerntet, und jetzt würde er auch noch Geld bekommen als Mitglied der ersten in die neuen Gebiete ausgeschickten Expedition.
    Als der Tross gerade eine weitere Spitzkehre machte, um dem Anstieg etwas von seiner Steilheit zu nehmen, lenkte Kraven sein Pferd neben Wex. Der Zauberer behielt die Bergflanke fest im Blick, achtsam und argwöhnisch. Er hatte einen mit Pelz gefütterten Kapuzenumhang übergestreift und die alberne wallende Robe endlich weggepackt.
    »Unglaublich, findet Ihr nicht?«, bemerkte Wex in dem Versuch, freundlich zu sein.
    »Solange wir nicht sterben«, murmelte Kraven, der kaum mehr als der großmäulige Magier von vor zwei Tagen wiederzuerkennen war.
    »Der Schnee sieht fest aus«, erklärte Wex. »Wir müssen nur achtgeben, nicht über irgendeine Felskante zu fallen.«
    »Es sind nicht Lawinen oder

Weitere Kostenlose Bücher