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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Felsabbrüche, die mich an diesem dunklen Ort beschäftigen.«
    »Der Berg ist doch gar nicht mehr dunkel.«
    »Er mag nicht mehr so aussehen, aber er fühlt sich sehr wohl immer noch so an. Zumindest für jemanden, der empfänglich ist für das Elementare, Urgewaltige, so wie ich es bin. Und mich fröstelt weit mehr, als gewöhnliche Kälte es vermag. Ich hätte in der Stadt bleiben sollen. Dieser Ausflug ist pure Narretei.«
    »Ich dachte, Fürst Kryst hätte euch befohlen teilzunehmen.«
    Kraven hüstelte. »Nein. Es war meine eigene fragwürdige Entscheidung.«
    »Und weshalb?«
    »Man bekommt nicht jeden Tag Gelegenheit, sich unter dem Schutz einer ganzen Kompanie von Palastwachen im Schatten des Übernatürlichen umzusehen. Das war Anreiz und Versuchung genug. Doch was jetzt geschehen ist, hat mir die Augen geöffnet. Was wir hier tun, ist reiner Selbstmord.«
    »Euch umsehen? Wonach sucht Ihr denn?«, fragte Wex.
    »Habe ich etwa behauptet, ich würde etwas suchen?«, entgegnete Kraven schnaubend. »Doch erlaube mir eine Frage«, fügte er schnell hinzu. »Du hast rote Tinte für deine Zeichnungen verwendet, doch in der Ausrüstung deines Vorgängers war keine solche Farbe. Wo hattest du sie her?«
    »Es war Blut«, antwortete Wex.
    »Aha, übrig geblieben von dem Schwein, um das du so viel Aufhebens gemacht hast!«, rief Kraven, als hätte er soeben ein großes Geheimnis gelüftet.
    Wex gab sich nicht die Mühe, ihn zu korrigieren.
    »Warum verwendest du Blut?«, fragte der Zauberer weiter.
    »Weil es das Einzige ist, von dem ein Schweinebauer genug hat. Es ist nicht allzu teuer, und es gibt jeden Tag frisches«, erklärte Wex. »Der Saft der Beeren und Kräuter im Wald ist zu dünn, und außerdem bringt ihn mein Vater immer zu Hampten, damit er ihm etwas daraus brennt. Tinte oder Tusche können wir uns nicht leisten.«
    »Fretter hat Tinte für dich«, rief Kraven ihm ins Gedächtnis.
    »Die war in seinem Gepäck. Ich wollte ihn nicht wecken.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Kraven. »In der Tat scheinen mir das die ersten vernünftigen Worte aus deinem Mund zu sein.« Seine Augen wanderten hinunter zu dem Verband um Wex’ Daumen. »Was ist das für eine Verletzung?«
    »Nur ein kleiner Schnitt.«
    »Ich kann ihn untersuchen, wenn du willst.«
    »Nicht nötig.«
    Kraven nickte und trieb sein Pferd weiter nach vorn.
    Je höher sie kamen, desto steiler wurde das Gelände, aber sie fanden einen Pfad, der in weiträumigen Serpentinen aufwärtsführte, sodass die Pferde die Steigung leicht schafften. Vielleicht ein Gämsen- oder Ziegenpfad, wenn auch etwas breiter. Bald rief Fretter von vorn, dass er hinter einer mächtigen, niedrig hängenden Wolke bereits den Gipfel erkennen konnte.
    Als Wex ihn sah, fiel ihm auf, dass der Gipfel nicht spitz war, sondern in einem flachen Stumpf endete, als wäre der Berg oben abgeschnitten worden. Er gab seinem Pferd die Sporen und reihte sich wieder neben Kraven ein.
    »Wie seltsam«, sagte Wex. »Es sieht aus, als ob die Wolke aus dem Berg selbst kommt.«
    »Das ist keine Wolke«, erwiderte Kraven. »Es ist Dampf.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Wolke, die du da siehst, entsteht durch Hitze in der kalten Luft. Wie bei einem Kochtopf. Und die Hitze kommt aus dem Berg.«
    »Wie?«
    »Dies hier ist ein Feuerberg.«
    »Ein was?«
    »Ein Berg, in dessen Innern ein Feuer brennt. Er spuckt Flammen. Hast du dich nie gefragt, weshalb dieser Gebirgszug die Zornberge genannt wird?«
    »Weil der Gott, der ihn geschaffen hat, Anstoß genommen hat an …«
    »Sei kein solcher Einfaltspinsel«, unterbrach Kraven. »Es ist ein simples wissenschaftliches Phänomen. Hast du schon einmal gesehen, was passiert, wenn ein Blitz in einen Baum einschlägt?«
    »Er fängt an zu brennen?«
    »Exakt. Die Gebildeten unter uns postulieren, dass ein Berggipfel unter den geeigneten Umständen auf die gleiche Weise entzündet werden kann. Und dieser hier, wie es scheint, schwelt noch.«
    »Sollten wir nicht besser fliehen?«, fragte Wex nervös.
    »Nein«, erwiderte Kraven. »Zumindest nicht aus diesem Grund.«
    »Eine letzte Etappe noch, Männer!«, rief Lothario mit einem ermunternden Lächeln von der Spitze des Trosses.
    Wex hielt nach Brynn Ausschau. Sie ritt direkt hinter der aus Lothario, Fretter und Arkh bestehenden Vorhut. Gavels prächtiges Streitross war das stärkste im ganzen Trupp und trug ihren zierlichen Körper mit Leichtigkeit. Brynns Kleidung war für die harten Winter in den

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