Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham

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Fehler, sich ihr zu widersetzen.
    »Der andere Pfad ist breit genug für ein Pferd«, erklärte Cirilla.
    Wex drehte den Kopf. Sie hatte recht.
    »Und was sagt dir das, Junge?«, hakte sie nach.
    Wex überlegte. »Es kommt mir komisch vor …«
    »Komm schon, Kerlchen. Irgendeine Idee?«
    »Wenn er breit genug für ein Pferd ist, kann es kein Wild-Trampelpfad sein.«
    »Genau«, bestätigte Cirilla. »Und diese aufgeblasenen Palastpinkel haben es nicht einmal gemerkt.«
    Pinch hatte ihre Unterhaltung aufgeschnappt oder vielleicht auch belauscht. Er stand auf und ging hinüber zu dem breiteren der beiden Pfade. »Die Zweige sind hier geschnitten. Er wurde verbreitert. Dem großen Kerl da ist es gleich aufgefallen, meine kleine Kerkergefährtin.«
    »Kerker?«, fragte Wex verblüfft.
    Cirilla warf Pinch einen finsteren Blick zu. »Genug Reden geschwungen, Pinchot.«
    »Aber das war doch kein Schimpfwort, meine Liebe! Mich selbst würde ich ganz genauso nennen. Und Mungo habe ich schon ganz andere Dinge geheißen.«
    Mungo nickte nur mit einem Achselzucken.
    »Der Unterschied ist, dass der Kerker für euch beide wie eine Herberge ist, in der sie immer ein Zimmer für euren nächsten Besuch freihalten«, keifte Cirilla. »Aber ich gehör da nicht hin. Und nach dieser Expedition bin ich auch schon zur Hälfte durch damit.«
    »Du warst im Palastkerker?«, fragte Wex mit großen Augen.
    Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie die kleinwüchsige Frau ein Verbrechen begangen haben sollte, das mit Kerker bestraft wurde. Doch statt einer Antwort konnte er Cirilla lediglich beschämtes Schweigen entlocken. Immerhin wusste er jetzt, warum sie dabei war: Der Dienst, den sie auf der Expedition leistete, wurde ihr auf die Kerkerstrafe angerechnet.
    »Darauf wäre ich nie im Leben gekommen«, sagte er schließlich.
    »Es ist gar nicht so schwer, dort zu landen«, erklärte Pinch. »Du musst nur gegen die falsche Person ein Verbrechen begehen.«
    »Ich hab gesagt, genug!«, rief Cirilla dazwischen.
    »Oder was? Stichst du mich dann ab wie diesen fetten Händler?«
    Cirilla kniff die Augen zusammen und überlegte. »Oder dein Sattel lockert sich überraschend. Oder kleine giftige Spinnen verirren sich nachts in deine Bettrolle. Oder dein nächstes Essen schmeckt komisch, und du selbst fühlst dich gleich darauf noch viel komischer.«
    Pinch lachte, wenn auch verhalten. »Siehst du, Wex? Sie ist ganz schön gerissen, die Kleine. Und hart im Nehmen. Genau das mag ich an ihr. Ein bisschen nachtragend vielleicht.« Er vollführte eine elegante Verbeugung. »Alles nur Spiel, meine Liebe.«
    »Ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens als Verbrecherin zu verbringen, so wie du«, entgegnete Cirilla und führte die Pferde ans andere Ende der Lichtung. Unterhaltung beendet.
    Arkh saß da, fingerte an seinem Helm herum und knetete seine Handschuhe. In der feuchten Hitze des Waldes musste seine Ausrüstung verdammt unbequem sein.
    »Was siehst du, verehrter Mitausgestoßener?«, fragte Pinch.
    Arkh deutete auf die Bäume. »Eine Vogelschlinge. Eine genauso simple wie brutale Vorrichtung, die dem Opfer die Flügel bricht, sodass es hilflos zu Boden fällt. Alt und primitiv. Vielleicht sogar vorzeitlich. Das Volk, das hier lebt, ist offensichtlich nicht besonders hoch entwickelt.«
    »Du sprichst gut, Soldat«, erklärte Brynn, die ebenfalls herangekommen war. »Warst du auf der Akademie von Skye?« Sie versuchte erst gar nicht, ihre Überraschung zu verbergen. Arkh sprach mindestens genauso gut wie Fretter oder Lothario, vielleicht sogar besser, und Wex fragte sich grinsend, ob Brynn unter Arkhs Helm wohl ein ebenso anmutiges Gesicht vermutete.
    »Nein«, antwortete Arkh. »Ich hatte eine Mutter, die mich sehr geliebt hat. Eine großartige Frau und eine ebenso großartige Lehrerin.«
    »Sie war also keine Eidechse?«, fragte Pinch neugierig und ohne jeden schnippischen Unterton.
    Brynn blickte verwirrt drein.
    »Erzähl uns, Freund«, fuhr Pinch fort, »was für eine Art von Kreatur war sie?«
    »Von der gefährlichsten Art«, erwiderte Arkh.
    »Und die wäre?«
    »Ein Mensch.«
    »Ich verstehe nicht ganz, von was ihr beiden …«, begann Brynn.
    »Wir haben ein Gebäude entdeckt. In dieser Richtung!«, rief ein junger Palastsoldat und kam aufgeregt auf die Lichtung gerannt. Sein Name war Winster, wenn Wex sich richtig entsann.
    Zunächst konnte er nichts erkennen, also kletterte Wex auf den Rücken seines Pferdes, und dann sah