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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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endlich zu fliehen.
    Mungo grunzte zustimmend.
    Und als hätte er die beiden gehört, spurtete Pinch los. Er jagte mit einer Geschwindigkeit über den unebenen Boden, die jeden Athleten bei den Palastspielen in Skye hätte vor Neid erblassen lassen. Noch nie hatte Wex jemanden so schnell laufen sehen wie Pinch. Und er rannte direkt auf den Bullen zu.
    Cirilla packte Wex am Ärmel. »Was tut er da?«, zischte sie.
    Wex zuckte die Achseln. Der bizarre Anblick, wie Mensch und Bulle aufeinander zurannten, erinnerte ihn fatal an Poppys missglückte Verzweiflungsattacke, nur dass Pinch um einiges schneller war und nicht versuchte, den Feind durch Schreien einzuschüchtern. Und eine Nahkampfwaffe hatte der Dieb auch nicht. Pfeil und Bogen würden ihm nicht viel nutzen. Angespannt rutschte Wex auf seinem Ast herum. Die Szene von oben zu beobachten verlieh dem Ganzen etwas Unwirkliches. Als würde ein kleiner Junge zwei hölzerne Spielfiguren gegeneinanderkrachen lassen, um zu sehen, welche der beiden den Zusammenprall überstehen würde. Und diesen Wettstreit konnte Pinch nicht gewinnen, davon war Wex überzeugt. Vielleicht würde der Dieb ja einen Haken schlagen und im letzten Moment zur Seite springen.
    Er tat es nicht. Als der Bulle die Hörner senkte, um ihn aufzuspießen, machte Pinch einen Satz, als versuche er, springend einen Fluss zu überqueren. Der eine Fuß landete genau zwischen den Schultern des Stiers, der zweite auf den breiten Hinterbacken, dann war Pinch über das Biest hinweg. Ohne an Geschwindigkeit zu verlieren, setzte er wieder auf dem Boden auf und rannte weiter, direkt auf die Bäume zu.
    Verdutzt blieb der Bulle stehen. Er drehte das mächtige Haupt nach links, dann nach rechts und machte schließlich kehrt. Als er sah, dass er Pinch nicht mehr erwischen würde, sperrte er das Maul weit auf und sog tief die Luft ein.
    »Er wird muhen«, flüsterte Brynn entsetzt.
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Fretter.
    »Er will die anderen wecken«, erklärte sie. »Als Poppy fliehen wollte, hat er das Gleiche getan, hat die Herde zusammengerufen, um ihn zu umzingeln.«
    Wex hatte Brynns Worte gehört. »Dann hat er es mit siebzehn von den Biestern zu tun«, sagte er zu Mungo und Cirilla.
    »Für einen Dieb werden unsere tapferen Soldaten hier kaum den Hals riskieren«, erwiderte Cirilla trocken.
    Wex ließ sich ungeschickt auf den Boden plumpsen, kein Vergleich mit Pinchs federweicher Landung. Er rannte auf die nächstbeste schlafende Kuh zu und warf sich mit seinem vollen Gewicht dagegen.
    Das Tier riss die Augen auf, schwankte und fiel um.
    Mungo, der Wex’ Aktion beobachtet hatte, sprang ebenfalls vom Baum und rannte nun seinerseits eine der Bestien um. Sie ging etwas schneller zu Boden als die erste.
    Anstatt von einem Signal zum Angriff wurde der Rest der Herde nun von überraschtem Blöken geweckt. Erschrocken rissen sie die Augen auf und flohen polternd durchs Unterholz.
    Pinchs Weg war frei. Er warf dem jungen Winster Bogen und Köcher zu und schwang sich wie ein Affe einen Baum hinauf. Auch Mungo hatte dank seiner schieren Größe und Kraft kein Problem, sich schnell wieder in Sicherheit zu bringen. Als Wex es ihm gleichtun wollte, musste er feststellen, dass seine Kuh bereits wieder auf den Beinen war. Sie erkannte, dass es sich bei ihrem Angreifer lediglich um einen schmächtigen Jungen handelte, senkte die Hörner und preschte los.
    Wex fürchtete, nicht schnell genug klettern zu können, und flüchtete sich stattdessen hinter den nächsten Baumstamm. Ein Fehler. Jetzt musste er am Boden bleiben und dem wütenden Tier ausweichen, wodurch er nur wertvolle Zeit verlor, während der Leitbulle die Herde zurückrief. Schon in wenigen Augenblicken würde Wex umzingelt sein.
    Cirillas Gewicht und ihre Fallgeschwindigkeit trieben den Dolch in ihrer Hand mit solcher Wucht in die Stirn der Kuh, dass er sich bis zum Heft in den dicken Schädel bohrte. Cirilla ließ sich auf den Boden fallen und rollte zur Seite, während das Tier bockte, ausschlug und das Haupt schüttelte, als versuche es, ein lästiges Insekt loszuwerden.
    »Auf den Baum mit dir!«, fuhr sie Wex an, der wie angewurzelt dastand. Schließlich packte sie ihn und schob ihn nach oben. Als Cirilla hinter ihm hergewieselt kam, flogen die ersten Pfeile. Einen davon versenkte der jüngere Winster im Hals eines Jungbullen, der gerade aus dem Unterholz brach. Auf die Kuh, aus deren Schädel Cirillas Messergriff ragte, verschwendete er keinen weiteren

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