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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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froh, ihn in diesem Moment der Panik und Verzweiflung zumindest ein wenig aufgeheitert zu haben.
    »Verschwinde hier, Kleiner. Ich kann nich’ laufen, und du kannst mich nich’ tragen.«
    »Ihr könntet auf einem Bein hüpfen.«
    Poppy warf einen Blick auf die fleischfressenden Rinder. Sie waren stehen geblieben, anscheinend verwirrt über Wex’ plötzliches Auftauchen, aber sie waren auch keinen Schritt zurückgewichen. »Hol mir … das Schwert«, stammelte er.
    Wex sprang zwei Schritte vor, packte den Knauf und legte ihn in Poppys zitternde Hand.
    »Ganz schön tapfer von dir … herzukommen«, murmelte der Koch unter Schmerzen. »Aber du musst jetz’ geh’n. Ich halt sie so lange auf.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr bei lebendigem Leib gefressen werdet.«
    »Ich auch nich’, Junge«, erwiderte Poppy und hob das Schwert. Er legte den Kopf in den Nacken und rammte sich die Klinge mit einem grässlichen Geräusch in die Kehle, um Wex von der Verantwortung zu befreien, ihn beschützen zu müssen.
    Wex schnappte nach Luft, aber für Trauer war jetzt keine Zeit. Der beleibte Barthunier hatte ihm einen winzigen Augenblick Zeit verschafft, mehr nicht. Gerade genug, um auszuholen und dem Leitbullen den Stein genau ins Auge zu schleudern. Dann rannte Wex los.

22
    Wex hockte ein paar Meter über dem Boden in einer Fichte, während unter ihm etwa zwanzig hungrige Tiere auf und ab schlichen und ihm gierige Blicke zuwarfen. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, Elgers Schwert zurück in die Scheide zu stecken, und es einfach hinter sich ins Gras geworfen in der Hoffnung, eins der Biester möge darüber stolpern. Dann hatte er nach dem nächstbesten Ast gegriffen und war um sein Leben geklettert.
    Arkh und Cirilla saßen neben ihm, Pinch, Mungo und Spärling auf dem nächsten Baum. Brynn kauerte mit Kraven und Fretter auf einem dritten, während ein vierter von Curdwell, Alver und den Winster-Brüdern bevölkert wurde.
    Wex hatte seine Freunde sofort zu sich hinauf in die Bäume gerufen. Nach Brynns grausiger Schilderung, von der sie kein Wort geglaubt hatten, und dem Anblick von Poppys Leiche, der sie wiederum sofort überzeugte, hatten sie seinem Ruf umgehend Folge geleistet, und es war zu keinen weiteren Verlusten gekommen.
    Die Rinderherde hatte sich kurz zuvor zurückgezogen und es mit einem Überraschungsangriff versucht. Für ihre Größe waren die Biester erstaunlich gute Pirscher, und die Gruppe hatte gerade noch Zeit gehabt, sich in die Bäume zu flüchten, bevor die schnappenden Kiefer sie erwischten. Zum Glück schränkte das dichte Unterholz ihre Bewegungsfreiheit beträchtlich ein, weshalb sie auch niemanden niedertrampeln konnten. Mungo hatte einem der Monster noch das Schwert in die Eingeweide gerammt, bevor er sich in Sicherheit brachte. Aber statt sich davon abschrecken zu lassen, hatte sich der Rest der Herde darauf verlegt, den toten Artgenossen zu verspeisen, während der Leitbulle Poppys halb verschlungene Leiche wie eine Trophäe umherschleifte, die Reißzähne im Hals seiner Beute vergraben.
    Und jetzt saßen sie hier fest. Nach Wex’ Zählung waren es achtzehn Tiere, die zwischen den Bäumen auf sie lauerten. Zuerst stieg ihm nur der moschusartige Geruch in die Nase. Nach einer Stunde war er in der Lage, sie anhand der fleckigen Fellzeichnung zu unterscheiden. Nach zwei Stunden begann er aus reiner Frustration, sie mit Fichtenzapfen zu bewerfen, in der Hoffnung, sie würden es vielleicht bald satthaben und sich verziehen. Doch als die Dunkelheit hereinbrach, waren sie immer noch da, und als sie schließlich um die Bäume herum Stellung bezogen und die sehnigen Beine durchdrückten, um im Stehen zu schlafen, stöhnte jedes einzelne Mitglied der Expedition vor Verzweiflung laut auf.
    Kraven schäumte richtiggehend. Er verfluchte die Kreaturen und drohte ihnen damit, seine Kräfte gegen sie einzusetzen.
    »Ich glaube nicht, dass es sie interessiert, wenn es hier ein bisschen wärmer oder kälter wird, Kraven«, rief Pinch vom übernächsten Baum.
    »Wir hätten uns eben an die offenen Wiesen halten sollen, wie die Flussleute gesagt haben«, brummte Cirilla.
    »Absolut«, stimmte Pinch zu.
    »Schuldzuweisungen und Mit-dem-Schicksal-Hadern bringt uns jetzt nicht weiter«, erklärte Fretter verteidigend.
    Dabei war die Kritik eher milde und obendrein absolut berechtigt, wie Wex fand. Der Ratschlag war klar und unmissverständlich gewesen, und sie hatten ihn ignoriert. Fretter hatte die

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