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Die Karte der Welt (German Edition)

Die Karte der Welt (German Edition)

Titel: Die Karte der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Jagdexkursion höchstpersönlich genehmigt, und die Schuldgefühle, die ihn wegen Poppys Tod plagten, standen ihm deutlich ins gepeinigte Gesicht geschrieben.
    »Das ist alles die Schuld dieses verfluchten Jungen«, knurrte Curdwell.
    »Halt du bloß die Klappe, Glatzkopf!«, erwiderte Pinch. »Er hat diese Monster nicht gezeichnet, genauso wenig wie die Flussmenschen, die uns so gut behandelt haben. Gegen deren Gastfreundschaft hattest du komischerweise nichts einzuwenden.«
    »Die haben auch nicht versucht, mich zu fressen!«
    »Wir haben kein Wasser«, vermeldete Arkh leise, und alle verstummten. »Falls sie morgen, wenn die warme Frühlingssonne aufgeht, immer noch hier sind, werden wir Durst leiden. Und ich fürchte, sie wissen das.«
    Arkh hatte recht. Die Rinder waren den ganzen Nachmittag über in Zweiergruppen zu einem in der Nähe vorbeifließenden Bach getrottet, um zu trinken. Der Rest war dageblieben und hatte die Bäume bewacht. Und falls die Biester doch etwas mit ihren zahmen Verwandten gemeinsam hatten, dann offensichtlich die Geduld. Sie hatten Wasser. Sie hatten Schatten. Sie hatten genug Frischfleisch für mehrere Tage, und eine weitere Ration hing über ihnen in den Bäumen wie reifes Fallobst. Sie konnten warten.
    »Irgendwann werden wir doch herunterklettern müssen«, bemerkte Brynn. »Und je länger wir damit warten, desto näher werden wir am Verdursten sein und daher auch noch müde und schwach.«
    Fretter legte die Stirn in so tiefe Falten, dass sie aussah wie ein zerfurchter Acker. Brynns Aussage war genauso beunruhigend wie korrekt.
    »Wir müssen weiter, jetzt«, erklärte er und schlug mit der Faust gegen den Ast, auf dem er saß. »Solange sie noch schlafen.«
    Pläne wurden erörtert, und diesmal hörte Fretter genau zu, statt sich über mangelnden Respekt gegenüber seiner Autorität zu beschweren. Jeden einzelnen Vorschlag wog er nach Vor- und Nachteilen ab, und das neue Verhalten ließ ihn gleich um einiges souveräner wirken, wie Wex fand.
    Pinch erklärte Mungos Vorschlag, sie sollten es mit einem Frontalangriff versuchen und die Rinder im Schlaf überraschen. Aber sie kamen schnell überein, dass sie zu wenig über ihren Fressfeind wussten, um davon ausgehen zu können, dass sie in einem solchen Kampf den Sieg davontragen würden. Curdwells Idee, in verschiedene Richtungen davonzulaufen, lehnte Fretter ebenfalls ab. Selbst wenn die Kreaturen sie nicht alle erwischten, würde es mit Sicherheit Opfer geben. Und falls die Rinder klug genug waren, auch unabhängig voneinander zu jagen, könnten sie ihnen einzeln nachstellen und sie so alle zur Strecke bringen.
    Spärling merkte ängstlich an, sie sollten doch bitte etwas leiser beratschlagen, für den Fall, dass die Bestien nur vorgaben zu schlafen und sie in Wahrheit belauschten.
    »Der Bogen«, sagte Arkh schließlich. Während der gesamten Diskussion hatte er schweigend hinaus auf die Lichtung gestarrt.
    Alle Augen wandten sich der Wiese zu. Poppys Langbogen lag nur eine kurze Strecke entfernt im mondbeschienenen Gras, der Köcher, um den herum die Pfeile verstreut waren wie ein verschüttetes Bündel Reisig, gleich daneben.
    »Wenn einer von uns sich dort hinüberschleichen und ihn holen würde«, erklärte er, »könnten wir diese Untiere ohne weitere Gefahr für Leib und Leben eines nach dem anderen erledigen.«
    Fretter nickte nachdenklich, und einen Moment lang herrschte Stille, während auch die anderen versuchten, sich mit der Idee anzufreunden.
    »Wirst du dieser eine sein, Missgeburt?«, fragte der ältere Winster. »Wir alle haben den ganzen Tag lang zugesehen, wie die Bestien Poppy zerrissen haben wie Schweinefrikassee. Keiner von uns will da runter, und schon gar nicht allein.«
    Arkh sprach ungerührt weiter. »Ja, ich komme durchaus als Kandidat in Frage. Derjenige sollte gehen, der am schnellsten laufen, am leisesten schleichen sowie am geschicktesten klettern kann, und der die flinkesten Hände hat, um die Pfeile einzusammeln.«
    Alle nickten, Wex eingeschlossen. Der Halbmensch sprach so ruhig und überzeugend, dass selbst Brynn für den Moment seine Reißzähne vergaß.
    Als Arkh geendet hatte, schien Pinch der Einzige zu sein, dem nicht ganz wohl bei dem Vorschlag war. Mit fest vor der Brust verschränkten Armen saß der Dieb auf dem Baum direkt neben der Lichtung und starrte ins Gras.
    »Du kommst also durchaus als Kandidat in Frage, mein Freund, wie?«, wiederholte Pinch. »Aber der beste bist du nicht, hab

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