Die Kathedrale des Meeres
was Ihr wollt«, sagte diese noch einmal. »Gewährt mir Obdach, versteckt mich vor meinem Mann, und ich werde tun, was Ihr verlangt.«
»Nun, du weißt ja, was wir tun«, erklärte die Patronin.
Was tat das noch zur Sache? Arnau war tot. Sie hatte nichts mehr. Ihr war nichts geblieben außer einem Ehemann, der sie steinigen würde, wenn er sie fand.
»Versteckt mich, ich flehe Euch an. Ich werde tun, was Ihr verlangt«, beteuerte Aledis noch einmal.
Francesca wollte nicht, dass sich Aledis unter die Soldaten mischte. Arnau war bekannt im Heer.
»Du wirst heimlich arbeiten«, sagte sie ihr am nächsten Tag, als sie sich zum Aufbruch bereit machten. »Ich möchte nicht, dass dein Mann …« Aledis nickte. »Du darfst dich nicht blicken lassen, bis der Krieg vorüber ist.« Aledis nickte erneut.
Noch in derselben Nacht schickte Francesca eine Nachricht an Arnau: »Alles geklärt. Sie wird dich nicht mehr behelligen.«
Am nächsten Tag beschloss Pedro III. weiter in Richtung Meer zu ziehen statt nach Perpignan, wo sich König Jaime von Mallorca aufhielt. Ziel war Canet, wo der Vicomte der Ortschaft ihm seine Burg zur Verfügung stellen sollte. Der Vicomte hatte dem katalanischen König nach der Eroberung Mallorcas und der Flucht König Jaimes Gefolgschaft geschworen, als dieser ihm nach der Aufgabe der Festung Bellver die Freiheit geschenkt hatte.
Und so geschah es. Der Vicomte von Canet überließ König Pedro die Burg und das Heer konnte sich ausruhen. Es wurde von den Einwohnern, die darauf hofften, dass die Katalanen das Lager bald wieder abschlagen und nach Perpignan weiterziehen würden, großzügig mit Lebensmitteln versorgt. Gleichzeitig besaß der König nun einen Brückenkopf zu seiner Flotte, die er sogleich mit Proviant versorgte.
Nachdem er sich in Canet eingerichtet hatte, empfing Pedro III. einen weiteren Vermittler. Dieses Mal handelte es sich um einen leibhaftigen Kardinal, der zweite, der für Jaime von Mallorca eintrat. Doch auch ihn hörte Pedro nicht an, sondern schickte ihn weg und begann mit seinen Ratgebern zu überlegen, wie Perpignan am besten zu belagern sei. Während der König auf Nachschub von See wartete und diesen in der Burg von Canet lagerte, nutzte das katalanische Heer den sechstägigen Aufenthalt, um die Burgen und Festungen zwischen Canet und Perpignan zu erobern.
Das Bürgerheer von Manresa nahm im Namen König Pedros die Burg von Sainte Marie de la Mer ein, andere Kompanien stürmten die Burg Castellarnau Sobirà, und Eiximèn d'Esparça belagerte und eroberte mit seinen Almogavaren und weiteren Rittern Château-Roussillon.
Château-Roussillon war kein einfacher Grenzposten wie Bellaguarda, sondern ein vorgelagerter Verteidigungsposten der Hauptstadt der Grafschaft Roussillon. Wieder erklang das Kriegsgeschrei der Almogavaren, wieder klirrten ihre Lanzen gegeneinander, diesmal untermalt von dem Geheul mehrerer hundert Soldaten, die darauf brannten zu kämpfen. Die Festung fiel nicht so leicht wie Bellaguarda. Es kam zu einem erbitterten Kampf innerhalb der Mauern, und die Rammböcke mussten eingesetzt werden, um die Verteidigungsanlagen zu durchbrechen.
Die Armbrustschützen waren die Letzten, die in die nun offene Festung stürmten. Das hier hatte nichts mit dem Angriff auf Bellaguarda zu tun. Soldaten und Zivilisten, selbst Frauen und Kinder, verteidigten den Ort auf Leben und Tod. Im Inneren der Festung geriet Arnau in einen erbitterten Kampf Mann gegen Mann.
Um ihn herum kämpften Hunderte von Männern. Er ließ die Armbrust sinken und griff zum Messer. Als er das zischende Geräusch eines Schwertes hörte, hatte der Kampf auch für ihn begonnen. Instinktiv sprang er zur Seite, sodass ihn das Schwert verfehlte und nur seitlich streifte. Mit der freien Hand packte Arnau den Angreifer am Handgelenk und stieß mit dem Dolch zu. Er tat es mechanisch, wie es ihm der Offizier Eiximèn d'Esparças in endlosen Stunden beigebracht hatte. Man hatte ihm beigebracht zu kämpfen, man hatte ihm beigebracht, wie man tötete, doch niemand hatte ihm beigebracht, wie man einen Dolch in den Leib eines Mannes rammte. Das Kettenhemd hielt dem Stich stand, und obwohl er seinen Widersacher am Handgelenk festhielt, führte dieser einen wuchtigen Hieb mit dem Schwert und verwundete Arnau an der Schulter.
Es war eine Sache von Sekunden, doch lang genug, um zu erkennen, dass er töten musste.
Arnau umklammerte erbittert den Dolch. Die Klinge drang durch das Kettenhemd und bohrte sich in
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