Die Kathedrale des Meeres
während sie das Gespräch verfolgte. Sogar Donaha, die am Herd stand, sah zu ihnen hinüber.
»Viel Geld?«
»Ja.«
»Mehr als wir später dem König gaben?«
»Ja.«
»Nur wenn uns das Mittelmeer gehört, können wir in Frieden Handel treiben«, schloss Arnau.
»Und die Byzantiner?«, fragte Mar.
»Im darauffolgenden Jahr stattete der König eine Flotte von fünfzig Galeeren unter dem Kommando von Bernat de Cabrera aus und besiegte die Genuesen in Sardinien. Unser Admiral eroberte dreiunddreißig Galeeren und versenkte weitere fünf. Achttausend Genuesen starben, weitere dreitausendzweihundert wurden gefangen genommen, doch nur vierzig Katalanen kamen ums Leben! Die Byzantiner«, fuhr er fort und sah Mar an, deren Augen vor Neugier funkelten, »lenkten ein und öffneten ihre Häfen wieder für unseren Handel.«
»Drei Jahre Sonderabgaben, und wir zahlen immer noch«, bemerkte Guillem.
»Aber wenn der König Sardinien hat und wir den Handel mit Byzanz, was will er dann noch?«, fragte Mar.
»Die Adligen der Insel, angeführt von einem gewissen Richter von Arborea, haben sich gegen König Pedro erhoben, und nun muss er dorthin, um den Aufstand niederzuschlagen.«
»Der König sollte sich damit zufriedengeben, dass die Handelswege frei sind und er seine Steuern bekommt«, wandte Guillem ein. »Sardinien ist ein raues, hartes Land. Wir werden es nie beherrschen können.«
Der König scheute keinen Prunk, um sich seinem Volk zu präsentieren. Da er auf dem Podest stand, fiel der Menge nicht auf, wie klein er war. Er trug seine prächtigsten Gewänder in einem leuchtenden Karminrot, das in der Wintersonne mit den Edelsteinen, die es zierten, um die Wette leuchtete. Er hatte nicht vergessen, zu diesem Anlass die goldene Krone zu tragen sowie natürlich den kleinen Dolch, den er stets am Gürtel hatte. Sein Gefolge von Adligen und Hofbeamten stand ihm in nichts nach und war ebenso kostbar gekleidet wie sein Herr.
Der König sprach zum Volk. Er schaffte es, die Menge mitzureißen. Wann hatte sich schon einmal ein König an die einfachen Bürger gewandt, um ihnen zu erklären, was er zu tun gedachte? Er sprach von Katalonien, von den katalanischen Besitzungen und Interessen. Er sprach von dem Verrat von Arborea auf Sardinien und die Leute reckten die Fäuste in die Höhe und verlangten nach Rache. Vor dem Hintergrund der Kirche Santa María begeisterte der König das Volk. Als er schließlich um die Hilfe bat, die er benötigte, hätten sie ihm ihre Kinder gegeben, wenn er sie darum gebeten hätte.
Alle Barcelonesen leisteten ihren Beitrag. Arnau bezahlte die Summe, die er als städtischer Geldwechsler zu erbringen hatte, und der König brach mit einer Flotte von hundert Schiffen nach Sardinien auf.
Als das Heer Barcelona verließ, kehrte erneut Normalität in die Stadt ein. Arnau widmete sich wieder seiner Wechselstube, Mar und Santa María und half jenen, die zu ihm kamen, um ihn um ein Darlehen zu bitten.
Guillem musste sich daran gewöhnen, dass Arnau ganz anders war als die Geldwechsler und Händler, die er bisher gekannt hatte. Am Anfang widersetzte er sich häufig und tat Arnau seine Meinung kund, wenn dieser wieder einmal die Börse öffnete, um einem der vielen Arbeiter, die Geld brauchten, ein Darlehen zu geben.
»Zahlen sie etwa nicht? Begleichen sie nicht ihre Schulden?«, fragte Arnau.
»Es sind zinslose Darlehen«, gab Guillem zu bedenken. »Dieses Geld sollte eigentlich Gewinn abwerfen.«
»Wie oft hast du mir gesagt, wir sollten einen Stadtpalast kaufen und besser leben? Wie viel würde das alles kosten, Guillem? Unendlich viel mehr als alle Darlehen, die wir diesen Menschen geben, das weißt du genau.«
Guillem blieb nichts anderes übrig, als zu schweigen. Denn es stimmte. Arnau lebte bescheiden in seinem Haus an der Ecke der Canvis Nous und der Canvis Vells. Das Einzige, woran er nicht sparte, war Mars Erziehung. Das Mädchen wurde im Haus eines befreundeten Händlers von Hauslehrern unterrichtet und natürlich in Santa María. Es dauerte nicht lange, und der Baurat der Pfarrei wurde bei Arnau vorstellig, um finanzielle Hilfe zu erbitten.
»Ich habe bereits eine Kapelle«, antwortete Arnau, als ihm der Rat anbot, als Stifter für eine der Seitenkapellen von Santa María aufzutreten. »Ja doch«, setzte er zur Überraschung der Abordnung hinzu, »meine Kapelle ist die Sakramentskapelle, die Kapelle der Bastaixos, und so wird es immer sein. Ungeachtet dessen«, sagte er und öffnete die
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