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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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leisten, für den Fall, dass sie eines Tages dort Schutz suchen müssen. Außerdem hat er eine neue Abgabe eingeführt: Der vierzigste Teil jeder Erbschaft muss für die Erweiterung der Stadtmauer aufgebracht werden. Was die Werft angeht, so werden alle Strafen der Konsulate für ihren Bau verwendet. Und nun noch ein weiterer Krieg.«
    »Barcelona ist reich.«
    »Nicht mehr, Joan, das ist das Problem. Der König hat der Stadt für die Mittel, die sie ihm zur Verfügung stellte, Privilegien gewährt, und die Ratsherren haben sich derart in Unkosten gestürzt, dass sie die Ausgaben nicht mehr bezahlen können. Nun haben sie die Steuern auf Fleisch und Wein erhöht. Weißt du, welchen Anteil diese Steuern am städtischen Haushalt haben?« Joan verneinte. »Fünfundfünfzig Prozent, und jetzt werden sie weiter erhöht. Die Schulden der Stadt treiben uns in den Ruin, Joan. Uns alle.«
    Die beiden blieben nachdenklich vor dem Hauptaltar stehen.
    »Und was ist mit Mar?«, fragte Joan erneut, als sie schließlich Santa María verließen.
    »Sie kann machen, was sie will, Joan.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Das ist meine Entscheidung.«
    »Klopf an!«, sagte Arnau.
    Guillem ließ den Türklopfer auf das Holz des Portals fallen. Der Schlag hallte durch die menschenleere Straße. Niemand öffnete.
    »Klopf noch einmal!«
    Guillem begann, gegen die Tür zu hämmern, einmal, zweimal … Beim neunten Mal wurde das Guckfenster geöffnet.
    Was soll das?, schienen die Augen zu fragen, die dahinter auftauchten. Wozu dieser Lärm? Wer seid ihr?
    Mar, die Arnaus Arm umklammerte, merkte, wie dieser sich anspannte.
    »Aufmachen!«, befahl Arnau.
    »Wer sagt das?«
    »Arnau Estanyol«, antwortete Guillem mit Nachdruck, »Besitzer dieses Gebäudes und aller Dinge, die sich darin befinden. Auch deiner Person, falls du ein Sklave bist.«
    Arnau Estanyol, Besitzer dieses Gebäudes … Guillems Worte hallten in Arnaus Ohren wider. Wie viel Zeit war vergangen? Zwanzig Jahre? Zweiundzwanzig? Die Augen hinter dem Guckloch blickten verunsichert.
    »Aufmachen!«, verlangte Guillem noch einmal.
    Arnau sah zum Himmel, in Gedanken bei seinem Vater.
    »Was ist?«, fragte das Mädchen.
    »Nichts, nichts«, antwortete Arnau lächelnd, als sich die kleine Tür öffnete, die in die großen Flügel des Portals eingelassen war.
    Guillem bedeutete ihm einzutreten.
    »Die Türflügel, Guillem. Sie sollen beide Türflügel öffnen.«
    Guillem ging hinein, und Arnau und Mar hörten ihn drinnen Befehle erteilen.
    »Kannst du mich sehen, Vater? Erinnerst du dich? Hier hat man dir die Geldbörse überreicht, die dich ins Verderben gestürzt hat. Was konntest du damals schon tun?« Der Aufstand auf der Plaza del Blat kam ihm ins Gedächtnis, die Schreie der Leute, die Schreie seines Vaters … Sie alle hatten nach Getreide verlangt! Arnau hatte einen Kloß im Hals. Die Türflügel wurden geöffnet und Arnau trat ein.
    Im Eingangshof standen mehrere Sklaven. Rechts führte die Treppe zu den herrschaftlichen Räumen hinauf. Arnau blickte nicht nach oben, aber Mar konnte sehen, wie sich mehrere Schatten hinter den großen Fenstern bewegten. Ihnen gegenüber befanden sich die Stallungen, die Pferdeknechte standen vor dem Eingang. Mein Gott! Ein Zittern durchlief Arnaus Körper und er stützte sich auf Mar. Das Mädchen wandte den Blick von den Fenstern.
    »Nimm!«, forderte Guillem Arnau auf und hielt ihm eine Pergamentrolle hin.
    Arnau nahm sie nicht. Er wusste, was es war. Er hatte den Inhalt auswendig gelernt, seit Guillem sie ihm am Vortag ausgehändigt hatte. Es war die Inventarliste von Grau Puigs Besitz, den der Stadtrichter ihm zur Begleichung seiner Schulden zusprach: der Palast, die Sklaven – Arnau suchte vergeblich nach Estranyas Namen –, mehrere Besitzungen außerhalb Barcelonas, darunter ein bescheidenes Haus in Navarcles, das er den Puigs als Wohnsitz überlassen wollte. Einige Schmuckstücke, zwei Pferdegespanne samt Geschirren, eine Kutsche, Kleider und Gewänder, Pfannen und Teller, Teppiche und Möbel – alles, was sich in dem Palast befand, war in dieser Pergamentrolle aufgeführt, die Arnau in der vergangenen Nacht immer wieder durchgelesen hatte.
    Er betrachtete noch einmal die Pferdeställe, dann wanderte sein Blick über den gepflasterten Hof bis zum Fuß der Treppe.
    »Gehen wir hinauf?«, fragte Guillem.
    »Gehen wir. Bring mich zu deinem Herrn … nein, zu Grau Puig«, korrigierte er sich, an den Sklaven gewandt.
    Sie gingen durch

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