Die Kathedrale des Meeres
der König in der Stadt, um eine Flotte zur Verteidigung Mallorcas auszurüsten, nachdem Pedro der Grausame gedroht hatte, die Insel anzugreifen. Doch lediglich zehn Galeeren ankerten im Hafen von Barcelona – der Rest der Flotte war noch nicht eingetroffen –, und der Kampf würde im Hafen stattfinden!
Arnau schüttelte den Kopf, ohne den Blick von den Segeln zu wenden, die sich der Küste näherten. Es war dem Kastilier gelungen, sie zu narren. In den nunmehr drei Jahren, die der Krieg bereits dauerte, hatten sich Kämpfe und Waffenruhen abgewechselt. Pedro der Grausame hatte zunächst das Königreich Valencia angegriffen und dann Aragon. Dort hatte er Tarazona eingenommen, was eine unmittelbare Bedrohung für Zaragoza darstellte. Die Kirche hatte vermittelt, und Tarazona war an Kardinal Pedro de la Jugie übergeben worden, der darüber entscheiden sollte, welchem der beiden Herrscher die Stadt zustand. Des Weiteren war ein einjähriger Waffenstillstand ausgehandelt worden, der indes keine Gültigkeit für die Grenze zu Murcia und Valencia besaß.
Während des Waffenstillstands hatte Pedro III. seinen Stiefbruder Ferrán, einen Verbündeten Kastiliens, davon überzeugen können, Pedro dem Grausamen die Gefolgschaft aufzukündigen. Daraufhin war der Infant plündernd in Murcia eingefallen und bis Cartagena gelangt.
Am Strand gab König Pedro nun Anweisung, die zehn Galeeren zu bemannen. Dieser Befehl galt nicht nur für die wenigen Soldaten, die er bei sich hatte, sondern ebenso für die Bürger Barcelonas und der umliegenden Ortschaften, die mittlerweile einzutreffen begannen. Sämtliche Schiffe, ob groß oder klein, Handelsschiffe wie Fischerboote, sollten sich der kastilischen Armada entgegenstellen.
»Das ist Wahnsinn«, urteilte Guillem, während er beobachtete, wie die Leute zu den Booten stürzten. »Diese Galeeren werden unsere Schiffe rammen und in Stücke reißen. Viele werden sterben.«
Die kastilische Flotte war noch ein gutes Stück vom Hafen entfernt.
»Er wird uns erbarmungslos vernichten«, hörte Arnau jemanden hinter sich.
Nein, Pedro der Grausame würde kein Erbarmen haben. Sein Ruf eilte ihm voraus. Er hatte seine beiden Halbbrüder ermorden lassen, Federico in Sevilla und Juan in Bilbao, und ein Jahr darauf seine Tante Leonor, die in dieser Zeit seine Gefangene gewesen war. Welches Erbarmen war von einem König zu erwarten, der seine eigenen Verwandten ermordete? König Pedro III. hatte Jaime von Mallorca nicht getötet, trotz seines häufigen Verrats und der Kriege, die sie gegeneinander geführt hatten.
»Es wäre besser, die Verteidigung an Land zu organisieren«, brüllte ihm Guillem ins Ohr. »Auf See ist das unmöglich. Sobald die Kastilier die Sandbänke passiert haben, werden sie uns überrennen.«
Arnau nickte zustimmend. Warum wollte der König die Stadt unbedingt von See verteidigen? Guillem hatte recht – wenn sie die Sandbänke passierten …
»Die Sandbänke!«, entfuhr es Arnau. »Liegt eines unserer Schiffe im Hafen?«
»Was hast du vor?«
»Die Sandbänke, Guillem! Begreifst du nicht? Liegt eines unserer Schiffe vor Anker?«
»Der Walfänger dort drüben«, antwortete Guillem und deutete auf ein großes, schweres, dickbauchiges Schiff.
»Los. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Arnau rannte inmitten einer riesigen Menschenmenge, die das Gleiche tat, zum Wasser hinunter. Im Laufen blickte er zurück, um Guillem zur Eile anzuhalten.
Am Ufer wimmelte es von Soldaten und Barcelonesen, die bis zu den Hüften im Wasser standen. Manche versuchten in die kleinen Fischerboote zu klettern, die bereits am Auslaufen waren, andere warteten, bis ein Hafenschiffer sie zu einem der großen Kriegs- oder Handelsschiffe brachte, die im Hafen ankerten.
Arnau sah einen der Hafenschiffer näher kommen.
»Los, mach schon!«, rief er Guillem zu, während er sich ins Wasser stürzte, um den anderen zuvorzukommen, die zu dem Boot wateten.
Als sie das Boot erreichten, war es bereits überfüllt, doch der Hafenschiffer erkannte Arnau und verschaffte ihnen einen Platz.
»Bring mich zu dem Walfänger«, sagte er, als der Schiffer den Befehl zum Losrudern geben wollte.
»Zuerst zu den Galeeren. Befehl des Königs.«
»Bring mich zu dem Walfänger!«, beharrte Arnau. Der Hafenschiffer wiegte unschlüssig den Kopf. Die Männer im Boot begannen zu murren. »Ruhe!«, brüllte Arnau. »Du kennst mich. Ich muss unbedingt zu diesem Walfänger. Es geht um Barcelona … Um deine Familie.
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