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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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seit vier Jahren leer stand. Mar wiederum war nicht weniger halsstarrig als Arnau und hatte sich in all der Zeit einer Eheschließung strikt verweigert.
    »Weshalb willst du mich loswerden?«, fragte sie ihn eines Tages, in ihren Augen standen Tränen.
    »Ich will dich doch nicht loswerden!«, stammelte Arnau.
    Mar weinte immer noch und lehnte sich an seine Schulter.
    »Sei ganz ruhig«, sagte Arnau und strich ihr über den Kopf. »Ich werde dich nie zu etwas zwingen, was du nicht willst.«
    Und so blieb Mar bei ihnen.
    Als an diesem 9. Juni auf einmal eine Glocke zu läuten begann, hielt Arnau in der Arbeit inne. Eine weitere Glocke fiel ein, und dann noch viele andere.
    »Via fora«, bemerkte Arnau.
    Er trat auf die Straße. Die Handwerker an der Kirche Santa María kletterten blitzschnell von den Gerüsten, Maurer und Steinmetzen kamen durch das Hauptportal nach draußen, und die Menschen liefen durch die Straßen, das »Via fora!« auf den Lippen.
    In diesem Moment sah er Guillem aufgeregt herbeieilen.
    »Es ist Krieg!«, rief er.
    »Das Bürgerheer wird einberufen«, sagte Arnau.
    »Nein, nein.« Guillem machte eine Pause, um Luft zu schöpfen. »Nicht nur das von Barcelona, sondern die Truppen sämtlicher Städte und Dörfer im Umkreis von zwei Meilen. Es betrifft nicht nur Barcelona.«
    Es betraf auch Sant Boi und Badalona, Sant Andreu und Sarrià, Provençana, Sant Feliu, Sant Genís, Cornellà, Sant Just Desvern, Sant Joan Despí, Sants, Santa Coloma, Esplugues, Vallvidrera, Sant Martí, Sant Adrià, Sant Gervasi, Sant Joan d'Horta … Die Glocken waren bis in zwei Meilen Entfernung zu hören.
    »Der König macht Gebrauch vom Usatge princeps namque «, erzählte Guillem weiter. »Es ist nicht die Stadt. Es ist der König! Wir befinden uns im Krieg! Wir werden angegriffen. König Pedro von Kastilien greift uns an …«
    »Er greift Barcelona an?«, unterbrach ihn Arnau.
    »Ja. Barcelona.«
    Die beiden eilten ins Haus.
    Als sie wieder herauskamen, war Arnau bewaffnet wie damals als Soldat unter Eiximèn d'Esparça. Sie wollten durch die Calle de la Mar zur Plaza del Blat, doch die Leute rannten in die entgegengesetzte Richtung.
    »Was ist los?« Arnau versuchte einen der bewaffneten Männer aufzuhalten, die die Straße hinunterliefen.
    »Zum Strand!«, rief ihm der Mann zu, während er sich losriss. »Zum Strand!«
    »Ein Angriff von See?« Arnau und Guillem sahen sich fragend an, dann schlossen sich die beiden der Menge an, die zum Strand hinunterlief.
    Als sie zum Ufer kamen, drängten sich dort bereits zahlreiche mit Armbrüsten bewaffnete Barcelonesen, den Blick zum Horizont gerichtet, während immer noch die Glocken läuteten. Das »Via fora!« verlor an Kraft, und schließlich verstummten die Menschen.
    Guillem hielt die Hand vor die Augen, um sich vor der kräftigen Junisonne zu schützen, und begann die Schiffe zu zählen: eins, zwei, drei, vier …
    Das Meer war ruhig.
    »Sie werden uns vernichten«, hörte Arnau hinter sich.
    »Sie werden die Stadt überrennen.«
    »Was können wir schon gegen eine ganze Armee ausrichten?«
    Siebenundzwanzig, achtundzwanzig … Guillem zählte immer noch.
    »Sie werden uns überrennen«, dachte Arnau bei sich. Wie oft hatte er schon mit anderen Händlern und Geschäftsleuten darüber gesprochen? Barcelona lag zum Meer hin schutzlos da. Von Santa Clara bis zum Kloster Framenors gab es keine einzige Verteidigungsanlage! Wenn es eine Flotte bis in den Hafen schaffte …
    »Neununddreißig, vierzig. Vierzig Schiffe!«, rief Guillem.
    Es waren bewaffnete Galeeren und Segelschiffe, die Kriegsflotte Pedros des Grausamen. Vierzig Schiffe voller alter Haudegen und erfahrener Kämpfer gegen ein paar eilig in Soldaten verwandelte Städter. Wenn es ihnen gelang, von Bord zu gehen, würde es zu Kämpfen am Strand und in den Straßen der Stadt kommen. Arnau wurde ganz anders zumute, wenn er an die Frauen und Kinder dachte … und an Mar. Sie würden sie vernichten! Sie würden plündern. Die Frauen vergewaltigen. Mar! Bei dem erneuten Gedanken an sie stützte er sich auf Guillem. Sie war jung und schön. Die Vorstellung, sie in der Gewalt der Kastilier zu wissen, während sie verzweifelt um Hilfe schrie … Wo würde er dann sein?
    Immer mehr Menschen liefen am Ufer zusammen. Auch der König erschien und begann seinen Soldaten Befehle zu erteilen.
    »Der König!«, rief jemand.
    Was konnte der König schon tun?, hätte Arnau beinahe erwidert.
    Seit drei Monaten befand sich

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