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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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setzte er Arnau ab und begann sich zu entkleiden. »Seht her!«, sagte er noch einmal und zeigte seinen kräftigen, unversehrten, makellosen Körper, ohne eine Schwäre oder eine offene Stelle. »Seht her! Ich bin nur ein Bauer, aber ich brauche einen Arzt, der mein Auge heilt, andernfalls kann ich nicht mehr arbeiten.«
    Einer der Soldaten näherte sich ihm. Der Hauptmann musste ihm einen Stoß in den Rücken geben. Einige Schritte vor Bernat blieb er stehen und musterte ihn.
    »Dreh dich um«, wies er ihn an, während er eine kreisende Bewegung mit dem Finger machte.
    Bernat gehorchte. Der Soldat wandte sich an den Hauptmann und schüttelte den Kopf. Vom Tor deuteten sie mit dem Schwert auf Arnau, der zu Bernats Füßen saß.
    »Und das Kind?«
    Bernat bückte sich, um seinen Sohn hochzunehmen. Er entkleidete ihn, wobei er ihn mit der rechten Körperseite an seine Brust drückte, packte ihn am Kopf und hielt ihn so vor sich, um ihn zu zeigen; mit den Finger verdeckte er das Muttermal.
    Der Soldat schüttelte erneut den Kopf, während er zum Tor hinübersah.
    »Du solltest die Wunde verbinden, Bauer«, sagte er. »Andernfalls wirst du keinen Schritt in der Stadt machen können.«
    Die Leute kehrten auf den Weg zurück. Das Stadttor Santa Anna wurde wieder geöffnet, und der Bauer mit den Rüben schulterte seinen Sack, ohne Bernat eines Blickes zu würdigen.
    Als Bernat das Stadttor durchquerte, hatte er sich ein Hemdchen von Arnau über die Wunde gebunden. Die Soldaten sahen ihm hinterher, aber wie sollte er nun keine Aufmerksamkeit erregen, da sein halbes Gesicht von einem Hemd bedeckt war? Er ließ das Kollegiat Santa Anna zur Linken liegen und ging hinter den Leuten her, die in die Stadt strömten. Den Kopf hielt er gesenkt. Die Bauern begannen sich in der Stadt zu zerstreuen; die nackten Füße, die Riemenschuhe und die Strohsandalen verschwanden, und Bernat sah plötzlich ein Paar Beine vor sich, die in feuerroten seidenen Strümpfen steckten. Diese wiederum endeten in grünen Schuhen aus feinem Stoff, die eng an den Füßen anlagen und in zwei Spitzen ausliefen, die so lang waren, dass sie mit einem goldenen Kettchen an den Knöcheln festgebunden waren.
    Er blickte auf und sah sich einem Mann mit Hut gegenüber. Dieser trug ein mit Gold- und Silberfaden verziertes Gewand, einen gleichfalls goldbestickten Gürtel sowie Perlen und Edelsteine. Bernat starrte ihn mit offenem Mund an. Der Mann wandte sich ihm zu, sah jedoch durch ihn hindurch, als ob er nicht existierte.
    Bernat zögerte, schlug die Augen wieder nieder und atmete erleichtert auf, als er sah, dass der Mann ihm nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkte. Er ging bis zur Kathedrale, die sich noch im Bau befand, und allmählich begann er den Kopf zu heben. Niemand beachtete ihn. Eine Weile sah er zu, wie die Tagelöhner an der Kirche arbeiteten: Sie klopften Steine, liefen auf hohen Gerüsten herum, hievten riesige Steinquader mit Kränen nach oben … Dann begann Arnau zu weinen und verlangte seine Aufmerksamkeit.
    »Guter Mann«, wandte er sich an einen Arbeiter, der an ihm vorbeiging, »wo finde ich das Töpferviertel?« Seine Schwester Guiamona hatte einen Töpfer geheiratet.
    »Geh diese Straße entlang«, antwortete ihm der Mann in Eile, »bis du zum nächsten Platz kommst, der Plaza de Sant Jaume. Dort siehst du einen Brunnen. Halte dich rechts und geh weiter bis zur neuen Stadtmauer am Portal de la Boquería. Aber dort gehst du nicht ins Raval, sondern immer an der Mauer entlang in Richtung Meer bis zum nächsten Stadttor, dem Portal de Trentaclaus. Dort ist das Töpferviertel.«
    Bernat versuchte vergeblich, sich all diese Namen zu merken, aber als er noch einmal nachfragen wollte, war der Mann bereits verschwunden.
    »Geh diese Straße entlang bis zur Plaza de Sant Jaume«, sagte er zu Arnau. »Daran erinnere ich mich noch. Auf dem Platz biegen wir nach rechts ab, daran erinnern wir uns auch noch, nicht wahr, mein Sohn?«
    Arnau hörte auf zu weinen, sobald er die Stimme seines Vaters hörte.
    »Und jetzt?«, fragte Bernat laut. Sie standen auf einem anderen Platz, der Plaza de Sant Miquel. »Dieser Mann hat nur von einem Platz gesprochen. Aber wir können nicht falsch gegangen sein.«
    Bernat versuchte einige Leute zu fragen, doch niemand blieb stehen.
    »Alle haben es eilig«, sagte er zu Arnau, als er einen Mann vor – ja, vor was? einer Burg? – stehen sah. »Der da scheint keine Eile zu haben. Vielleicht … Guter Mann«, rief er

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