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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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ihm zu, während er an seinem schwarzen Umhang zupfte.
    Selbst Arnau, der sich an seine Brust klammerte, zuckte zusammen, als der Mann sich umdrehte, so sehr erschrak Bernat.
    Der alte Jude schüttelte nachsichtig den Kopf. »Sprich«, sagte er zu ihm.
    Bernat konnte den Blick nicht von dem gelben Zeichen wenden, das auf der Brust des alten Mannes prangte. Dann warf er einen Blick in das, was er für eine befestigte Burg gehalten hatte. Alle, die dort ein und aus gingen, waren Juden! Alle trugen dieses Zeichen. Ob es erlaubt war, mit ihnen zu sprechen?
    »Willst du etwas?«, fragte der Alte noch einmal.
    »Wie … wie komme ich ins Töpferviertel?«
    »Folge dieser Straße«, wies ihm der alte Mann die Richtung, »dann kommst du zum Portal de la Boquería. Folge der Mauer in Richtung Meer, und am nächsten Stadttor ist das Viertel, nach dem du suchst.«
    Bernat hatte gehört, dass man keine fleischlichen Beziehungen mit Juden unterhalten dürfe. Deswegen zwang die Kirche sie, dieses Zeichen zu tragen, damit niemand behaupten konnte, er habe nicht gewusst, dass es sich um einen Juden handelte. Die Priester sprachen stets voller Empörung über diese Leute, doch dieser alte Mann …
    »Danke, guter Mann«, sagte Bernat und lächelte vorsichtig.
    »Ich danke dir«, antwortete dieser, »doch in Zukunft gib acht, dass man dich nicht mit einem von uns sprechen sieht, geschweige denn mit einem Lächeln.«
    Der alte Mann verzog schmerzlich den Mund.
    Am Portal de la Boquería sah Bernat eine große Anzahl von Frauen, die Fleisch kauften, Hühnerklein und Ziegenfleisch. Er sah ein Weilchen zu, wie sie die Ware prüften und mit den Händlern feilschten. »Das ist das Fleisch, das unserem Herrn solche Probleme macht«, sagte er zu dem Kind. Dann lachte er bei dem Gedanken an Llorenç de Bellera. Wie oft hatte er gesehen, wie dieser versucht hatte, die Hirten und Viehzüchter einzuschüchtern, die ihr Fleisch in die gräfliche Stadt lieferten! Aber mehr hatte er nicht gewagt, als ihnen mit seinen Pferden und seinen Soldaten Angst einzujagen. Wer Vieh nach Barcelona lieferte, hatte Weiderecht im gesamten Prinzipat, denn es durften nur lebende Tiere in die Stadt gebracht werden.
    Bernat machte einen Bogen um den Markt und ging hinunter zum Portal de Trentaclaus. Hier waren die Straßen schmaler, und als er zu dem Stadttor kam, bemerkte er, dass vor den Häusern Dutzende von Keramikgegenständen trockneten, Teller, Schüsseln, Töpfe, Krüge oder Ziegel.
    »Ich suche das Haus von Grau Puig«, sagte er zu einem der Soldaten, die das Stadttor bewachten.
    Die Puigs waren Nachbarn der Estanyols gewesen. Bernat erinnerte sich an Grau, den vierten von acht Söhnen, die von dem wenigen Land, das die Puigs besaßen, nicht satt wurden. Seine Mutter hatte die Leute sehr geschätzt, weil die Mutter der Puigs ihr bei der Geburt von Bernat geholfen hatte. Grau war der Klügste und Fleißigste der acht. Deshalb war Josep Puigs Wahl auf den damals Zehnjährigen gefallen, als ein Verwandter sich angeboten hatte, einen seiner Söhne als Töpferlehrling in Barcelona anzunehmen.
    Doch da Josep Puig schon kaum seine Familie ernähren konnte, hätte er nur schwerlich die zwei Scheffel Weizen und die zehn Sueldos aufbringen können, die sein Verwandter für die fünf Lehrjahre forderte. Dazu kamen noch die zwei Sueldos, die Llorenç de Bellera dafür verlangte, dass er einen seiner Untertanen freigab, und die Kleidung, die Grau während der ersten beiden Jahre benötigte. Im Lehrvertrag verpflichtete sich der Meister lediglich, diesen in den letzten drei Jahren einzukleiden.
    Deshalb war Puig in Begleitung seines Sohnes Grau, der etwas älter war als Bernat und seine Schwester, auf dem Hof der Estanyols vorstellig geworden. Der verrückte Estanyol hörte sich Josep Puigs Vorschlag aufmerksam an: Wenn er seiner Tochter die verlangten Dinge als Mitgift gab und diese Grau im Voraus aushändigte, würde sein Sohn mit achtzehn Jahren, wenn er Töpfergeselle war, die Ehe mit Guiamona eingehen. Der verrückte Estanyol sah Grau an. Manchmal, wenn seine Familie nicht mehr ein noch aus gewusst hatte, hatte der Junge ihnen bei der Feldarbeit geholfen. Er hatte nie um etwas gebeten, aber er war immer mit einem bisschen Gemüse oder Getreide nach Hause zurückgekehrt. Der verrückte Estanyol hatte Vertrauen in ihn, und so ging er auf den Vorschlag ein.
    Nach fünf harten Lehrjahren war Grau Geselle geworden. Er tat, was sein Meister von ihm verlangte, und

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