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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Kinder zu essen habt. Dieses Geld ist für euch, verstanden? Niemand hat ein Recht darauf. Sollte es Probleme geben, dann kommt zu mir auf die Burg.«
    Niemand rührte sich. Die Bauersfamilie starrte die Münzen an. Sie konnten sich nicht einmal von dem Anblick losreißen, um sich von Arnau zu verabschieden, als dieser das Haus verließ.
    Bedrückt und schweigend kehrte Arnau auf die Burg zurück. Auch Mar sagte nichts.
    »Es geht allen gleich, Joan«, sagte Arnau irgendwann, als die beiden unweit der Burg durch die kühle Abendluft spazierten. »Einige hatten Glück und konnten in verlassenen Höfen unterkommen, deren Bewohner gestorben oder auch nur geflüchtet sind – was bleibt ihnen anderes übrig? Dieses Land nutzen sie nun als Forst- und Weideland und sichern so ihr Überleben, falls die Felder keinen Ertrag abwerfen. Aber die anderen … die anderen befinden sich in einer verzweifelten Lage. Die Felder bringen keinen Ertrag und sie verhungern.«
    »Das ist noch nicht alles«, setzte Joan hinzu. »Ich habe gehört, dass die Adligen, deine Lehnsmänner, die übrig gebliebenen Bauern dazu verpflichten, sämtliche Feudalansprüche zu erfüllen, die in guten Zeiten nicht in Kraft waren. Die wenigen, die geblieben sind, werden ausgeblutet, um keine Einbußen zu haben gegenüber früher, als es noch viele waren und die Dinge gut liefen.«
    Arnau schlief seit Tagen schlecht und schreckte immer wieder hoch, weil er im Traum ausgezehrte Gesichter vor sich sah. Doch in dieser Nacht fand er erst gar keinen Schlaf. Er hatte seine Besitzungen besucht und war großzügig gewesen. Wie konnte er so etwas zulassen? All diese Familien waren von ihm abhängig – zuallererst von ihren Herrschaften, doch diese waren ihrerseits Arnaus Lehnsmänner. Wenn er als ihr Herr die Zahlung ihrer Pachtzinsen und Abgaben von ihnen verlangte, würden die Adligen die neuen Belastungen, die der Vogt nur äußerst nachlässig eingetrieben hatte, an diese unglücklichen Menschen weitergeben.
    Sie waren Sklaven. Sklaven des Landes. Sklaven seines Landes. Arnau wälzte sich im Bett herum. Seine Sklaven! Ein Heer hungernder Männer, Frauen und Kinder, auf die niemand etwas gab, außer um sie bis auf den Tod auszupressen. Arnau dachte an die Adligen, die Elionor ihre Aufwartung gemacht hatten, gesund, kräftig, vornehm gekleidet … Wie konnten sie leben, ohne zu bemerken, wie ihre Untertanen litten? Was konnte er tun?
    Während Arnau jeden Tag niedergeschlagener war, sah Elionors Befinden ganz anders aus.
    »Sie hat zu Maria Himmelfahrt Adlige, Bauern und Dörfler herbestellt«, erklärte Joan seinem Bruder. Der Dominikanermönch war der Einzige, der in irgendeiner Weise Kontakt zur Baronin hatte.
    »Warum das?«
    »Damit sie euch ihre Aufwartung machen«, erläuterte er. Arnau bat ihn fortzufahren. »Nach dem Gesetz …« Joan hob entschuldigend die Arme. Du hast mich darum gebeten, schien er sagen zu wollen. »Nach dem Gesetz kann ein Adliger jederzeit von seinen Untertanen eine Erneuerung ihres Treueschwurs verlangen. Da Elionor diesen noch nicht entgegengenommen hat, ist es nur verständlich, dass sie dies nun ändern will.«
    »Soll das heißen, dass sie kommen werden?«
    »Adlige und Ritter sind nicht verpflichtet, einem öffentlichen Aufruf Folge zu leisten, solange sie ihrem Herrn im Verlaufe eines Jahres, eines Monats und eines Tages ihre Aufwartung machen. Aber Elionor hat mit ihnen gesprochen, und so wie es aussieht, werden sie kommen. Immerhin ist sie ein Mündel des Königs. Niemand will es sich mit der Ziehtochter des Königs verscherzen.«
    »Und mit dem Ehemann der Ziehtochter des Königs?«
    Joan antwortete nicht. Doch da war etwas in seinen Augen … Er kannte diesen Blick.
    »Hast du mir etwas zu sagen, Joan?«
    Der Mönch schüttelte den Kopf.
    Elionor ließ auf einer Wiese zu Füßen der Burg ein Podest errichten. Sie träumte von Maria Himmelfahrt. Wie oft hatte sie gesehen, wie Adlige und ganze Dörfer ihrem Vormund, dem König, den Treueid geleistet hatten. Nun würde man ihr den Treueid schwören, wie einer Königin, die über ihr Land herrschte. Was tat es da zur Sache, dass Arnau an ihrer Seite war? Alle wussten, dass der Treueid ihr galt, der Ziehtochter des Königs.
    So groß war ihre Vorfreude, dass sie sich kurz vor dem großen Tag sogar dazu herabließ, Arnau zuzulächeln, zwar nur von fern und sehr flüchtig, aber sie lächelte.
    Arnau zögerte, und seine Lippen verzogen sich zu einer schiefen

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