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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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hiermit alle Gewohnheitsrechte gegenüber unfreien Bauern für aufgehoben …«
    »… erkläre hiermit alle …«
    »Das kannst du nicht machen!«, schrie einer der Adligen dazwischen.
    Angesichts der Empörung der Adligen sah Arnau, Bestätigung suchend, zu Joan.
    »Doch, das kann ich«, antwortete er knapp, als Joan nickte.
    »Wir werden uns an den König wenden!«, schrie ein anderer.
    Arnau zuckte mit den Schultern. Joan trat zu ihm.
    »Hast du bedacht, was mit diesen armen Leuten geschieht, wenn du ihnen Hoffnung machst und dich der König dann in die Schranken weist?«
    »Joan«, entgegnete Arnau mit einer Selbstsicherheit, die ihm bislang gefehlt hatte, »mag sein, dass ich nichts von Ehre, Adel und Rittertum verstehe, aber ich weiß, wie viele Darlehen an den König in meinen Büchern vermerkt sind. Und nach meiner Heirat mit seinem Mündel sind sie in Anbetracht des Feldzugs nach Mallorca noch beträchtlich gestiegen«, setzte er lächelnd hinzu. »Davon verstehe ich sehr wohl etwas. Ich versichere dir, dass der König mein Wort nicht infrage stellen wird.«
    Arnau sah den Schreiber an, damit dieser fortfahre: »… erkläre hiermit alle Gewohnheitsrechte gegenüber den unfreien Bauern für aufgehoben …«, rief der Schreiber.
    »Ich erkläre das Recht des Herrn für abgeschafft, Anspruch auf einen Teil des Erbes seiner Untertanen zu erheben.« Arnau sprach klar und deutlich, damit der Schreiber seine Worte wiederholen konnte. Das Volk hörte schweigend zu, ungläubig und hoffnungsvoll zugleich. »Des Weiteren erkläre ich für abgeschafft das Recht, einen Teil oder den gesamten Besitz eines Ehebrechers für sich zu beanspruchen. Das Recht, das dem Herrn einen Teil des Besitzes jener Bauern zuspricht, die kinderlos sterben. Das Recht, die Bauern nach Gutdünken körperlich zu züchtigen und sich in ihre Angelegenheiten einzumischen.« Es war so still, dass sogar der Schreiber verstummte, als er merkte, dass die versammelte Menge ohne Probleme verstehen konnte, was ihr Herr zu sagen hatte. Francesca hielt sich an Aledis' Arm fest. »Abgeschafft wird die Verpflichtung des Bauern, seinen Herrn für einen Brand auf seinem Land zu entschädigen. Abgeschafft wird das Recht des Herrn, die erste Nacht mit der Braut zu verbringen.«
    Arnau konnte es nicht sehen, doch inmitten der Menge, die freudig zu murmeln begann, als klar wurde, dass er seine Worte ernst meinte, ließ eine alte Frau – seine Mutter – Aledis' Arm los und schlug die Hände vors Gesicht. Aledis begriff sofort. Tränen traten ihr in die Augen und sie umarmte ihre Herrin. Unterdessen waren die Adligen und Ritter vor dem Podest, von dem herunter Arnau ihre Untertanen freisprach, aufgesprungen und beratschlagten, wie das Problem dem König am besten zu unterbreiten sei.
    »Ich erkläre alle Rechte für abgeschafft, nach denen die Bauern bislang zu Diensten verpflichtet wurden, die über die rechtmäßige Zahlung des Pachtzinses für ihr Land hinausgehen. Ich erkläre euch für frei, euer eigenes Brot zu backen, eure eigenen Tiere zu beschlagen und eure Werkzeuge in euren eigenen Schmieden instand zu setzen. Den Frauen und Müttern steht es frei, sich zu weigern, den Kindern der Herrschaften kostenlos als Amme zu dienen.« Die Alte, in ihre Erinnerungen versunken, konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. »So wie es euch freisteht, nicht länger kostenlos in den Häusern eurer Herrschaften zu dienen. Ich befreie euch von der Verpflichtung, eure Herrschaften zu Weihnachten zu beschenken und unentgeltlich Frondienste zu leisten.«
    Arnau schwieg einen Moment und betrachtete die Menge hinter den besorgten Adligen, die auf einen ganz bestimmten Satz wartete. Etwas fehlte noch. Die Leute wussten das und warteten ungeduldig, als Arnau plötzlich verstummte. Etwas fehlte noch.
    »Ich erkläre euch für frei!«, rief er schließlich.
    Der Vogt schrie auf und ballte die Faust in Arnaus Richtung. Auch die Adligen um ihn herum gestikulierten und schrien.
    »Wir sind frei!«, schluchzte die Alte im Jubel der Menge.
    »Mit dem heutigen Tag, an dem sich einige Adlige geweigert haben, der Ziehtochter des Königs ihre Hochachtung zu erweisen, sind die Bauern, die das Land der Barone von Granollers, Sant Vicenç und Caldes de Montbui bestellen, jenen im neuen Katalonien gleichgestellt, in den Baronien Entença, Conca del Barberà, in Tarragona, in der Grafschaft Prades, Segarra oder Garriga, in der Markgrafschaft Aytona, in Tortosa oder Urgell … den

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