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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Bauern in allen neunzehn Marken dieses Katalonien, das mit dem Einsatz und dem Blut eurer Väter erobert wurde. Ihr seid frei! Ihr seid Bauern, doch niemals wieder werdet ihr auf diesem Land Leibeigene sein, genauso wenig wie eure Kinder und Kindeskinder!«
    »Und eure Mütter«, flüsterte Francesca leise, bevor sie erneut in Tränen ausbrach und sich an Aledis klammerte, die eine Gänsehaut hatte.
    Arnau musste das Podest verlassen, um zu verhindern, dass sich das jubelnde Volk auf ihn stürzte. Joan stützte Elionor, die sich nicht alleine auf den Beinen halten konnte. Hinter ihnen versuchte Mar, ihre aufgewühlten Gefühle in den Griff zu bekommen.
    Als sich Arnau und seine Begleiter in die Burg zurückzogen, begann sich die Ebene zu leeren. Nachdem die Adligen übereingekommen waren, wie sie die Angelegenheit dem König unterbreiten sollten, preschten auch sie im gestreckten Galopp davon, ohne Rücksicht auf die Menschen zu nehmen, die sich auf den Straßen drängten und die in den Graben springen mussten, um nicht von einem wutentbrannten Reiter über den Haufen geritten zu werden. Die Bauern kehrten langsam zu ihren Höfen zurück, mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern.
    Nur zwei Frauen blieben auf dem Platz zurück.
    »Weshalb hast du mich belogen?«, fragte Aledis.
    Die alte Frau sah sie an.
    »Weil du ihn nicht verdient hattest … und weil er nicht mit dir leben sollte. Du warst nicht dazu bestimmt, seine Frau zu sein.« Francesca zögerte nicht. Sie sagte es kalt, so kalt, wie es ihre raue Stimme zuließ.
    »Findest du wirklich, dass ich ihn nicht verdient habe?«, fragte Aledis.
    Francesca wischte sich die Tränen ab und wurde wieder zu der Frau, die seit Jahren energisch und unerschütterlich ihr Geschäft betrieb.
    »Hast du nicht gesehen, was aus ihm geworden ist? Hast du nicht gehört, was er gerade gesagt hat? Glaubst du, sein Leben wäre mit dir genauso verlaufen?«
    »Die Sache mit meinem Mann und dem Duell …«
    »… war eine Lüge.«
    »Dass ich gesucht wurde …«
    »Auch.« Aledis runzelte die Stirn und sah Francesca an. »Du hast mich ebenfalls belogen, erinnerst du dich?«, warf ihr die Alte vor.
    »Ich hatte meine Gründe.«
    »Und ich die meinen.«
    »Du wolltest mich für dein Geschäft ködern … Jetzt verstehe ich.«
    »Das war nicht der einzige Grund, aber ich gebe es zu, ja. Hast du einen Grund zur Klage? Wie viele unbedarfte Mädchen hast du seither belogen?«
    »Das wäre nicht nötig gewesen, wenn du nicht …«
    »Ich erinnere dich daran, dass es deine freie Entscheidung war. Andere unter uns hatten keine Wahl.«
    Aledis zögerte. »Es war sehr hart, Francesca. Mich nach Figueras durchzuschlagen, mich zu erniedrigen, zu unterwerfen … Und wozu das alles?«
    »Du lebst gut, besser als viele der Adligen, die heute hier waren. Es fehlt dir an nichts.«
    »Doch. Meine Ehre.«
    Francesca richtete sich so weit auf, wie es ihr gebeugter Körper erlaubte.
    »Weißt du, Aledis, ich verstehe nichts von Ehrbarkeit und Ehre. Du hast mir deine verkauft. Mir wurde meine geraubt, als ich ein Mädchen war. Niemand hat mir die Wahl gelassen. Heute habe ich die Tränen geweint, die ich mir mein Leben lang versagt habe, und damit ist es genug. Wir sind, was wir sind, und weder dir noch mir nützt es, daran zu denken, wie wir dazu wurden. Überlass es den anderen, sich um der Ehre willen zu schlagen. Du hast sie heute gesehen. Wer von denen, die mit uns hier standen, ist in der Lage, von Ehre zu sprechen?«
    »Vielleicht jetzt, da sie nicht länger unfrei sind …«
    »Mach dir nichts vor. Sie werden auch weiterhin arme Schlucker bleiben, für die es nicht zum Leben und nicht zum Sterben reicht. Wir haben hart gekämpft, um das zu erreichen, was wir haben. Denk nicht an die Ehre. Sie ist nicht fürs Volk gemacht.«
    Aledis sah sich um und betrachtete die Leute. Man hatte sie aus der Leibeigenschaft befreit, ja, aber es waren immer noch dieselben Männer und Frauen ohne Hoffnung, dieselben hungernden Kinder, barfüßig und halbnackt. Sie nickte und umarmte Francesca.

41
    »Du willst mich doch nicht hier zurücklassen!«
    Elionor stürzte wie eine Furie die Treppe hinunter. Arnau saß in dem großen Saal am Tisch und unterzeichnete die Dokumente, mit denen er die Leibeigenschaft auf seinem Land abschaffte. »Sobald sie unterschreibt, reise ich ab«, hatte er zu Joan gesagt. Der Mönch und Mar standen hinter Arnau und beobachteten die Szene.
    Arnau hörte auf zu schreiben und sah Elionor

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