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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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das.«
    Und so willigte Arnau ein, einer der beiden neuen Konsuln zu werden, wenn die Amtszeit der Vorgänger endete.
    Santa María, seine Geschäfte, seine künftigen Pflichten als Seekonsul – das alles schuf eine Mauer rund um Arnau, hinter der sich der ehemalige Bastaix wohlfühlte. Wenn er nach Hause in den Palast in der Calle Monteada kam, merkte er nicht, was hinter dem großen Portal vor sich ging.
    Arnau hatte sein Versprechen gegenüber Elionor gehalten, doch sein Verhalten bestätigte auch die Gründe, deretwegen er ihr dieses Angebot unterbreitet hatte. Ihr Verhältnis war kühl und distanziert und beschränkte sich auf das Allernötigste. Unterdessen war Mar zwanzig Jahre alt und weigerte sich nach wie vor zu heiraten. Weshalb sollte sie, wo sie doch Arnau hatte? Was würde er ohne sie tun? Wer sollte ihm die Schuhe ausziehen und ihn umsorgen, wenn er von der Arbeit nach Hause kam? Wer sollte mit ihm reden und sich seine Probleme anhören? Elionor vielleicht? Joan, der sich mehr und mehr in seine Studien vertiefte? Die Sklaven? Oder Guillem, mit dem er bereits den Großteil des Tages verbrachte?
    Jeden Tag wartete Mar ungeduldig auf Arnaus Heimkehr. Wenn sie ihn an das große Portal klopfen hörte, schlug ihr Herz schneller, und mit einem Lächeln auf den Lippen stürmte sie los, um ihn oben an der Treppe zur Adelsetage zu erwarten. Während des Tages, wenn Arnau nicht da war, war ihr Leben eintönig und eine ständige Qual.
    »Kein Rebhuhn!«, tönte es da durch die Küche. »Heute gibt es Kalbfleisch.«
    Mar wandte sich zu der Baronin um, die in der Küchentür stand. Arnau mochte Rebhuhn, also war sie mit Donaha welches kaufen gegangen. Sie hatte das Geflügel selbst ausgewählt, es an einem Balken in der Küche aufgehängt und täglich seinen Zustand geprüft. Schließlich befand sie, dass es abgehangen genug war, und ging frühmorgens nach unten in die Küche, um es zuzubereiten.
    »Aber …«, wollte Mar widersprechen.
    »Kalbfleisch«, bestimmte Elionor und warf Mar einen vernichtenden Blick zu.
    Mar sah Donaha an, doch die Sklavin zuckte beinahe unmerklich mit den Schultern.
    »Was in diesem Haus gegessen wird, bestimme ich«, setzte die Baronin hinzu, diesmal an die gesamte Dienerschaft in der Küche gewandt. »In diesem Haus habe ich das Sagen!«
    Damit drehte sie sich um und ging.
    An diesem Tag wartete Elionor ab, welche Folgen ihr Affront hatte. Würde sich das Mädchen an Arnau wenden oder würde es die Auseinandersetzung für sich behalten? Auch Mar dachte darüber nach, ob sie Arnau davon erzählen sollte. Was gewann sie damit? Wenn Arnau für sie Partei ergriff, würde er Streit mit Elionor bekommen, und sie war ja tatsächlich die Hausherrin. Und wenn er nicht für sie Partei ergriff? Die Vorstellung versetzte ihr einen Stich. Arnau hatte einmal gesagt, dass er den König nicht vor den Kopf stoßen dürfe. Und wenn Elionor sich ihretwegen beim König beschwerte? Was würde Arnau dann sagen?
    Am Abend warf Elionor dem Mädchen ein abschätziges Lächeln zu, als sie feststellte, dass Arnau sich ihr gegenüber genauso verhielt wie immer. Mit der Zeit wurde dieses Lächeln zu Mars ständigem Begleiter. Elionor untersagte ihr, mit den Dienern zum Einkaufen zu gehen und die Küche zu betreten. Sie postierte Bedienstete vor den Türen der Wohnräume, wenn sie sich darin aufhielt. »Die Baronin möchte nicht gestört werden«, bekam Mar zu hören, wenn sie hineinwollte. Tag für Tag fand Elionor neue Wege, das Mädchen zu piesacken.
    Der König. Sie durften den König nicht vor den Kopf stoßen. Diese Worte hatten sich Mar eingeprägt, und sie rief sie sich immer wieder in Erinnerung. Elionor war seine Ziehtochter und hatte jederzeit Zugang zum König. Sie würde Elionor keinen Anlass geben, sich beleidigt zu fühlen.
    Welch großer Irrtum! Die häuslichen Zwistigkeiten stellten Elionor nicht zufrieden. Ihre kleinen Siege verpufften, wenn Arnau nach Hause kam und Mar sich in seine Arme warf. Die beiden lachten miteinander, sie plauderten … und sie berührten sich. Arnau saß in einem Sessel und erzählte von seinem Tag, den Auseinandersetzungen an der Börse, dem Wechselgeschäft, den Schiffen, und Mar kauerte zu seinen Füßen und lauschte andächtig seinen Geschichten. War dies nicht eigentlich der Platz seiner rechtmäßigen Ehefrau? Nach dem Abendessen stand Arnau am Fenster und betrachtete gemeinsam mit Mar, die sich bei ihm untergehakt hatte, die sternenklare Nacht. Hinter ihnen

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