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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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ballte Elionor die Fäuste, bis sich ihre Fingernägel schmerzhaft in die Handflächen gruben. Dann stand sie brüsk auf, um sich zurückzuziehen.
    In der Einsamkeit ihrer Gemächer überdachte sie ihre Situation. Arnau hatte sie seit der Hochzeit kein einziges Mal berührt. Sie streichelte ihren Körper, ihre immer noch festen Brüste, ihre Hüften, ihre Scham, doch wenn die Lust sie übermannte, wurde ihr stets schmerzlich bewusst, dass es diesem Mädchen gelungen war, ihren Platz einzunehmen.
    »Was geschieht, wenn mein Mann stirbt?«
    Sie fragte direkt und ohne Umschweife, nachdem sie vor dem mit Büchern beladenen Tisch Platz genommen hatte. Dann hustete sie. Dieses Studierzimmer voller Bücher und Akten, der Staub …
    Reginald d'Area betrachtete seine Besucherin in aller Ruhe. Er sei der beste Anwalt der Stadt, hatte man Elionor gesagt, sehr erfahren in der Auslegung der katalonischen Gesetze.
    »Wenn ich Euch recht verstanden habe, habt Ihr keine gemeinsamen Kinder mit Eurem Gemahl, ist das richtig?« Elionor runzelte die Stirn. »Ich muss es wissen«, sagte er bedächtig. Seine gesamte Erscheinung – ein beleibter, gutmütiger Herr mit weißen Haaren und weißem Bart – flößte ihr Sicherheit ein.
    »Nein, haben wir nicht.«
    »Ich nehme an, Eure Anfrage bezieht sich auf den Aspekt der Erbschaft.«
    Elionor rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Ja«, antwortete sie schließlich.
    »Eure Mitgift erhaltet Ihr zurück. Was das Vermögen Eures Mannes angeht, so kann er in einem Testament darüber verfügen, wie er möchte.«
    »Mir stünde nichts zu?«
    »Der Nießbrauch an seinem Besitz während des Trauerjahres.«
    »Mehr nicht?«
    Der Ausruf brachte Reginald d'Area aus der Fassung. Wofür hielt sich diese Frau?
    »Das habt Ihr Eurem Vormund König Pedro zu verdanken«, entgegnete er trocken.
    »Wie meint Ihr das?«
    »Bis zur Thronbesteigung Eures Vormunds war in Katalonien ein Gesetz König Jaimes I. in Kraft, nach dem die Witwe ein Lebtag lang in den Nießbrauch des gesamten Erbes ihres Mannes kam, solange sie sich ehrbar verhielt. Doch die Händler in Barcelona und Perpignan sind sehr misstrauisch, was ihr Vermögen angeht, selbst gegenüber ihren Ehefrauen, und setzten ein königliches Privileg durch, demzufolge dieser Nießbrauch nur für das Trauerjahr gelten sollte. Euer Vormund hat dieses Privileg in den Stand eines Gesetzes erhoben, das für das gesamte Prinzipat Gültigkeit hat …«
    Elionor hatte genug gehört und stand auf, bevor der Anwalt zu Ende gesprochen hatte. Sie hustete erneut und ließ ihren Blick durch die Studierstube schweifen. Was wollte er mit all diesen Büchern? Reginald erhob sich ebenfalls.
    »Wenn Ihr noch etwas benötigt …«
    Elionor, die sich bereits zum Gehen gewandt hatte, winkte lediglich ab.
    Die Sache war klar: Sie brauchte ein Kind von ihrem Mann, um ihre Zukunft abzusichern. Arnau hatte Wort gehalten und Elionor hatte ein anderes Leben kennengelernt: Ein Leben im Luxus, den sie bei Hofe zwar gesehen hatte, der ihr aber nach unzähligen Kontrollen durch die königlichen Schatzmeister stets verwehrt geblieben war. Nun gab sie so viel Geld aus, wie sie wollte, hatte alles, was sie sich wünschte. Doch was, wenn Arnau starb? Die Einzige, die ihr im Weg stand, die Einzige, die ihn von ihr fernhielt, war diese wollüstige Hexe. Wenn die Hexe nicht mehr da wäre … wenn sie verschwände … dann würde Arnau sicherlich ihren Reizen erliegen. Oder sollte sie etwa nicht in der Lage sein, einen geflohenen Bauern zu verführen?
    Einige Tage später ließ Elionor den Mönch zu sich rufen, den einzigen Estanyol, mit dem sie einen gewissen Umgang pflegte.
    »Ich kann das nicht glauben!«, sagte Joan.
    »Aber es ist so, Bruder Joan«, beteuerte Elionor, die Hände immer noch vors Gesicht geschlagen. »Seit unserer Hochzeit hat er mich nicht einmal berührt.«
    Joan wusste, dass es keine Liebe zwischen Arnau und Elionor gab und dass sie in getrennten Zimmern schliefen. Aber was besagte das schon? Niemand heiratete aus Liebe und die meisten Adligen schliefen getrennt. Doch wenn Arnau Elionor nicht angefasst hatte, war die Ehe nicht vollzogen.
    »Habt Ihr darüber gesprochen?«, wollte er von ihr wissen.
    Elionor nahm die Hände vom Gesicht und sah Joan aus geröteten Augen an.
    »Ich traue mich nicht. Ich wüsste nicht, wie. Außerdem glaube ich …«
    Elionor ließ ihren Verdacht in der Luft stehen.
    »Was glaubt Ihr?«
    »Ich glaube, Arnau hat mehr Augen für

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