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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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sie sind? Arnau ist eine Ausgeburt des Teufels, der nichts anderes vorhat, als durch die Unzufriedenheit des Volkes die Ankunft des Leibhaftigen vorzubereiten. Denkt darüber nach.«
    Und Nicolau Eimeric dachte darüber nach. Er rief den Schreiber, damit dieser die Beschuldigungen des Herrn von Bellera und Genis Puigs schriftlich festhielt. Er ließ Margarida Puig vorladen und veranlasste Francescas Verhaftung.
    »Und die andere?«, fragte der Inquisitor den Herrn von Bellera. »Liegt etwas gegen sie vor?« Die beiden Männer zögerten. »In diesem Fall bleibt sie in Freiheit.«
    Francesca wurde weit weg von Arnau am anderen Ende des riesigen Verlieses angekettet. Aledis wurde auf die Straße geworfen.
    Nachdem alles in die Wege geleitet war, ließ sich Nicolau in seinen Lehnstuhl fallen. Fluchen im Haus Gottes, das Unterhalten fleischlicher Beziehungen zu einer Jüdin, Judenfreundlichkeit, Mord, Teufelspraktiken, Verstöße gegen die Vorschriften der Kirche … Und das alles gestützt von Priestern, Adligen und Edelleuten. Und von der Ziehtochter des Königs. Der Inquisitor lehnte sich zurück und lächelte Joan an.
    »So reich ist dein Bruder, Fra Joan? Dummkopf! Was redest du von Geldstrafen, wenn mit der Verurteilung deines Bruders sein gesamtes Vermögen an die Inquisition fällt?«
    Aledis stolperte auf die Straße, als die Soldaten sie aus dem Bischofspalast warfen. Nachdem sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, merkte sie, dass die Leute stehen geblieben waren und sie angafften. Was hatten die Soldaten gerufen? Hexe? Sie sah an ihren schmutzigen Kleidern herunter und strich ihr verfilztes, wirres Haar glatt. Ein gut gekleideter Mann ging an ihr vorüber und sah sie verächtlich an. Aledis stapfte mit dem Fuß auf und stürzte ihm knurrend und zähnefletschend hinterher wie ein bissiger Hund. Der Mann machte einen Satz und rannte davon, bis er merkte, dass Aledis ihm nicht folgte. Stattdessen sah sie die Umstehenden herausfordernd an, bis einer nach dem anderen zu Boden blickte und seiner Wege ging.
    Was war geschehen? Die Soldaten des Herrn von Bellera waren in ihr Haus eingedrungen und hatten Francesca festgenommen, die in einem Lehnstuhl saß, um auszuruhen. Niemand gab ihnen irgendeine Erklärung. Die Mädchen wurden gewaltsam zurückgedrängt, als sie auf die Soldaten losgingen. Sie suchten Hilfe bei Aledis, die starr war vor Schreck. Ein Kunde rannte halb nackt davon. Aledis wandte sich an den, den sie für den Hauptmann hielt: »Was hat das zu bedeuten? Warum nehmt ihr diese Frau fest?«
    »Befehl des Herrn von Bellera«, antwortete dieser.
    Der Herr von Bellera! Aledis sah zu Francesca, die klein und gebeugt zwischen zwei Soldaten stand, die sie unter den Armen gefasst hatten. Die alte Frau zitterte. Bellera! Seit Arnau vor der Burg Montbui die Gewohnheitsrechte abgeschafft und Francesca Aledis ihr Geheimnis anvertraut hatte, war die Kluft überwunden, die zwischen den beiden Frauen gestanden hatte. Wie oft hatte sie von Francesca die Geschichte des Llorenç de Bellera gehört? Wie oft hatte sie die alte Frau weinen gesehen, wenn sie an jene Momente zurückdachte? Und nun war da wieder ein Bellera. Wieder wurde sie zur Burg gebracht, wie damals, als man sie …
    Francesca stand immer noch zitternd zwischen den Soldaten.
    »Lasst sie los!«, schrie Aledis die Soldaten an. »Seht ihr nicht, dass ihr der Frau wehtut?« Die Männer sahen Hilfe suchend zum Hauptmann. »Wir kommen freiwillig mit«, erklärte Aledis, während sie ihn herausfordernd ansah.
    Der Hauptmann zuckte mit den Schultern und die Soldaten überließen Aledis die alte Frau.
    Sie wurden zur Burg von Navarcles gebracht und ins Verlies gesperrt. Allerdings misshandelte man sie nicht, sondern gab ihnen Essen, Wasser und sogar ein wenig Stroh, um darauf zu schlafen. Jetzt verstand sie auch den Grund: Der Herr von Bellera wollte, dass Francesca in ordentlicher Verfassung in Barcelona ankam, wohin man sie nach zwei Tagen brachte. Warum? Wozu? Was hatte das alles zu bedeuten?
    Das Stimmengewirr holte sie in die Realität zurück. In ihre Gedanken verloren, war sie die Calle del Bisbe und die Calle de Sederes entlanggegangen, bis sie schließlich die Plaza del Blat erreichte. An diesem klaren, sonnigen Frühlingstag hatten sich mehr Menschen auf dem Platz eingefunden als gewöhnlich. Dutzende von Passanten flanierten zwischen den Getreideverkäufern. Aledis stand vor dem alten Stadttor. Als sie das duftende Brot an einem Stand zu ihrer

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