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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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ausreden. Zuerst schlug er ihm mit der Faust ins Gesicht, und als Joan erneut zu Boden ging, begann der Knecht ihn zu treten, in den Unterleib, in den Magen, gegen den Brustkorb, ins Gesicht.
    Joan krümmte sich vor Schmerzen. Erneut zog Esteve ihn mit einer Hand hoch.
    »Die Herrin sagt, du sollst dir das Tuch umbinden.«
    Joan blutete aus dem Mund. Als der Knecht ihn losließ, versuchte er sich auf den Beinen zu halten, doch ein heftiger Schmerz im Knie ließ ihn zusammensacken. Er klammerte sich an Esteve fest, doch der Knecht stieß ihn zu Boden.
    »Binde dir das Tuch um.«
    Das Tuch lag neben ihm. Joan merkte, dass er sich in die Hosen gemacht hatte und der Habit an seinen Beinen festklebte.
    Er nahm das Tuch und verband sich die Augen.
    Joan hörte, wie der Knecht die Tür schloss und die Treppe hinunterging. Dann herrschte Stille. Eine Ewigkeit lang. Schließlich kamen mehrere Personen nach oben. Joan rappelte sich auf. Er hielt sich an der Wand fest. Die Tür öffnete sich. Möbel wurden hereingebracht. Stühle vielleicht?
    »Ich weiß, dass du gesündigt hast.« Auf einem Schemel sitzend, hallte Mars Stimme durch den Turm. Neben ihr stand der kleine Junge und betrachtete den Mönch.
    Joan schwieg.
    »Die Inquisition verbindet ihren Gefangenen niemals die Augen«, sagte er schließlich.
    »Das stimmt«, entgegnete Mar. »Ihr nehmt ihnen nur ihre Seele, ihre Männlichkeit, ihren Anstand, ihre Ehre. Ich weiß, dass du gesündigt hast«, wiederholte sie dann.
    »Ich akzeptiere diese Farce nicht.«
    Mar gab Esteve ein Zeichen. Der Knecht trat zu Joan und rammte ihm die Faust in die Magengrube. Der Mönch krümmte sich und schnappte nach Luft. Als es ihm schließlich gelang, sich wieder aufzurichten, herrschte erneut Schweigen. Durch sein eigenes Keuchen konnte er den Atem der Anwesenden nicht hören. Seine Beine und seine Brust schmerzten, sein Gesicht brannte. Niemand sagte etwas. Ein Tritt gegen die Außenseite seines Oberschenkels ließ ihn zu Boden gehen.
    Als der Schmerz nachließ, lag Joan zusammengerollt wie ein Embryo auf dem Boden.
    Wieder herrschte Schweigen.
    Ein Tritt in die Nieren zwang ihn, diese Haltung aufzugeben.
    »Was hast du vor?«, schrie Joan, während ihn der Schmerz übermannte.
    Niemand antwortete, bis sein Schmerz nachließ. Dann zog der Knecht ihn hoch und stellte ihn wieder vor Mar.
    Joan musste sich anstrengen, um sich auf den Beinen zu halten.
    »Was hast du vor?«
    »Ich weiß, dass du gesündigt hast.«
    Wozu war sie fähig? Wie weit würde sie gehen? Ihn erschlagen? War sie fähig, ihn zu töten? Ja, er hatte gesündigt, doch was berechtigte Mar dazu, über ihn zu richten? Ein Zittern durchlief seinen Körper, und er war kurz davor, erneut zu Boden zu sinken.
    »Du hast mich bereits verurteilt«, gelang es Joan schließlich zu sagen. »Wozu willst du noch über mich richten?«
    Schweigen. Dunkelheit.
    »Sag! Wozu willst du über mich richten?«
    »Du hast recht«, hörte Joan schließlich. »Ich habe dich bereits verurteilt, aber denk daran, dass du deine Schuld eingestanden hast. Genau hier, wo du dich nun befindest, hat er mir meine Jungfräulichkeit geraubt. Genau hier hat er mir wieder und wieder Gewalt angetan. Häng ihn auf und lass dann seine Leiche verschwinden«, sagte Mar, an Esteve gewandt.
    Mars Schritte entfernten sich auf der Treppe nach unten. Joan spürte, wie Esteve ihm die Hände auf dem Rücken fesselte. Er konnte sich nicht bewegen, sein Körper gehorchte ihm nicht. Der Knecht packte ihn und stellte ihn auf den Hocker, auf dem zuvor Mar gesessen hatte. Dann hörte er, wie ein Seil über die Deckenbalken des Turms geworfen wurde. Esteve traf nicht und das Seil klatschte auf den Boden. Joan machte sich erneut in die Hose. Er hatte das Seil um den Hals liegen.
    »Ich habe gesündigt!«, schrie Joan mit letzter Kraft.
    Mar hörte den Schrei am Fuß der Treppe.
    Endlich.
    Gefolgt von dem Jungen, stieg Mar wieder in den Turm hinauf.
    »Jetzt höre ich dir zu«, sagte sie zu Joan.
    Im Morgengrauen brach Mar nach Barcelona auf. Angetan mit ihren besten Kleidern und dem wenigen Schmuck, den sie besaß, das offene Haar frisch gewaschen, ließ sie sich von Esteve auf ein Maultier heben und stieß dem Tier die Hacken in die Weichen.
    »Gib gut auf das Haus acht«, sagte sie zu dem Knecht, bevor das Maultier lostrabte. »Und du hilf deinem Vater.«
    Esteve stieß Joan hinter dem Maultier her.
    »Los, Mönch«, sagte er.
    Mit gesenktem Kopf trottete Joan hinter Mar her. Was

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