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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Einflussnahme in den jüdischen Gemeinden verlangt, hat Eimeric es gewagt, die Werke des katalanischen Theologen Ramon Llull als ketzerisch zu brandmarken, nachdem diese mehr als ein halbes Jahrhundert lang von der katalanischen Kirche anerkannt wurden. Der König hat Juristen und Gelehrte mit seiner Verteidigung betraut, denn für ihn kommt die Angelegenheit einer persönlichen Beleidigung durch den Inquisitor gleich.
    In Anbetracht dieser Umstände glaube ich, dass Eimeric versuchen wird, den Prozess gegen Arnau, einen katalanischen Baron und Seekonsul von Barcelona, als neuerlichen Affront gegen den König zu nutzen, um seine eigene Position weiter auszubauen und ein beträchtliches Vermögen für die Inquisition zu sichern. Soweit ich weiß, hat Eimeric bereits an Papst Urban geschrieben, um ihm mitzuteilen, dass er den Anteil des Königs an Arnaus Besitz einbehalten werde, um damit die ausstehenden Kirchensteuern König Pedros zu begleichen. Auf diese Weise rächt sich der Inquisitor mittels eines katalanischen Barons am König und sichert gleichzeitig seine eigene Stellung beim Papst.
    Auch Arnaus persönliche Situation ist schwierig, wenn nicht gar verzweifelt. Sein Bruder Joan ist Inquisitor, berüchtigt für seine Grausamkeit. Seine eigene Frau hat ihn angezeigt. Mein Vater ist tot, und in Anbetracht der Anklage wegen Judenfreundlichkeit können wir ihm zu seinem eigenen Besten unsere Wertschätzung nicht zeigen. Er hat nur noch dich.
    Damit endete Jucefs Brief: Er hat nur noch dich. Sahat legte das Schreiben in das Kästchen, in dem er die Briefe aufbewahrte, die er fünf Jahre lang mit Hasdai gewechselt hatte. Er hat nur noch dich. Das Kästchen in den Händen, stand er im Bug und blickte erneut zum Horizont. »Legt euch in die Riemen, Marseiller! Er hat nur noch mich.«
    Auf einen Wink von Aledis zogen sich Eulàlia und Teresa zurück. Joan war bereits vor einer Weile schlafen gegangen. Mar hatte seinen Abschiedsgruß nicht erwidert.
    »Warum behandelst du ihn so?«, fragte Aledis, als sie alleine im Schankraum zurückblieben. Nur das Knacken der heruntergebrannten Holzscheite war zu hören. Mar schwieg. »Immerhin ist er sein Bruder …«
    »Dieser Mönch hat es nicht anders verdient.«
    Mar starrte unverwandt auf die Tischplatte, während sie einen vorstehenden Astknoten auszubrechen versuchte. Sie ist schön, dachte Aledis. Das seidige Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern und ihre Gesichtszüge waren fein modelliert: sanft geschwungene Lippen, hohe Wangenknochen, festes Kinn, gerade Nase. Aledis war erstaunt, als sie ihre makellos weißen Zähne sah, und auf dem gesamten Weg vom Bischofspalast zum Gasthof hatte sie ihren straffen, wohlgeformten Körper bewundert. Ihre rauen, schwieligen Hände allerdings waren die eines Menschen, der harte Feldarbeit verrichtet hatte.
    Mar ließ von dem Astloch ab und sah Aledis an, die ihren Blick stumm erwiderte.
    »Es ist eine lange Geschichte«, erklärte sie.
    »Ich habe Zeit«, sagte Aledis.
    Mar verzog das Gesicht und ließ einige Sekunden verstreichen. Sie hatte seit Jahren nicht mehr mit einer Frau gesprochen. Seit Jahren lebte sie nur für sich und schuftete auf den kargen Feldern, stets in der Hoffnung, das Korn und die Sonne hätten ein Einsehen mit ihrem Elend und würden sich gnädig zeigen. Warum nicht? Aledis schien eine anständige Frau zu sein.
    »Meine Eltern starben während der Großen Pest. Ich war damals noch ein kleines Mädchen …«
    Sie ließ kein Detail aus. Aledis durchfuhr ein Schauder, als Mar von der Liebe erzählte, die sie auf dem freien Feld vor der Burg Montbui durchströmt hatte. »Ich verstehe dich«, hätte sie beinahe gesagt, »mir ging es genauso …« Arnau, Arnau, Arnau – jedes fünfte Wort war Arnau. Aledis erinnerte sich, wie der Seewind seinen jugendlichen Körper liebkost hatte, der ihr Verlangen weckte. Mar erzählte ihr die Geschichte ihrer Entführung und ihrer Ehe. Bei der Schilderung brach sie in Tränen aus.
    »Danke«, sagte Mar, als sie wieder sprechen konnte.
    Aledis ergriff ihre Hand.
    »Hast du Kinder?«, fragte sie, als sie sich wieder gefasst hatte.
    »Ich hatte einen Sohn.« Aledis drückte ihre Hand. »Er starb vor vier Jahren kurz nach der Geburt an der Pest, die damals unter den Kindern wütete. Sein Vater lernte ihn nie kennen; er wusste nicht einmal, dass ich schwanger war. Er starb in Calatayud, wo er für einen König kämpfte, der, anstatt sein Heer anzuführen, mit dem Schiff von

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