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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Hand zum Gesicht und betastete den verfilzten Bart, der ihm im Gefängnis gewachsen war. Die ursprüngliche Farbe seiner zerrissenen Kleidung war nicht mehr zu erkennen. Sie starrte genauso vor Dreck wie seine nackten Füße und seine langen Fingernägel. Ein unangenehmer Geruch ging von ihm aus. Er ekelte sich vor sich selbst.
    Eimeric lächelte, als er Arnaus angewiderte Miene bemerkte.
    »Zunächst lässt man ihn auf die vier Evangelien schwören«, erklärte Joan Mar und Aledis, während sie an einem Tisch im Gasthof saßen. »Der Prozess kann sich über Tage oder gar Monate hinziehen«, sagte er, als sie darauf drängten, zum Bischofspalast zu gehen. »Besser, wir warten im Gasthof.«
    »Wird er einen Verteidiger haben?«, fragte Mar.
    Joan schüttelte müde den Kopf.
    »Sie werden ihm einen Anwalt zur Seite stellen, der ihn jedoch nicht verteidigen darf.«
    »Was?« riefen die beiden Frauen wie aus einem Munde.
    »Es ist den Anwälten und Advokaten untersagt, den Ketzern zu helfen, sie zu beraten oder zu unterstützen. Ebenso wenig dürfen sie ihnen Glauben schenken oder sie verteidigen.« Mar und Aledis sahen Joan ungläubig an. »So steht es in einer Bulle Papst Innozenz' III.«
    »Aber wozu?«, fragte Mar.
    »Die Aufgabe des Anwalts ist es, ein freiwilliges Geständnis des Ketzers zu erreichen. Würde er den Ketzer verteidigen, so verteidigte er damit die Ketzerei.«
    »Ich habe nichts zu gestehen«, antwortete Arnau dem jungen Priester, den man zu seinem Anwalt bestimmt hatte.
    »Er ist ein Kenner des weltlichen und kanonischen Rechts«, sagte Nicolau Eimeric. »Und ein glühender Anhänger des Glaubens«, setzte er lächelnd hinzu.
    Der Priester breitete in einer hilflosen Geste die Arme aus, wie bereits zuvor im Verlies, als er Arnau in Gegenwart des Kerkermeisters gedrängt hatte, seine Ketzerei zu gestehen. »Du solltest es tun«, riet er ihm, »und auf die Gnade des Tribunals vertrauen.« Er breitete erneut die Arme aus – wie oft hatte er das bereits als Ketzeranwalt getan? –, dann verließ er auf ein Zeichen Eimerics den Raum.
    »Dann wird man ihn nach den Namen seiner Feinde befragen«, fuhr Joan auf Drängen von Aledis fort.
    »Warum?«
    »Wenn er einen der Zeugen benennt, die ihn angezeigt haben, könnte das Tribunal anerkennen, dass es sich bei der Anzeige um einen Racheakt handelt.«
    »Aber Arnau weiß nicht, wer ihn angezeigt hat«, warf Mar ein.
    »Vorerst nicht. Danach könnte er es erfahren … falls Eimeric ihm dieses Recht zugesteht. Eigentlich müsste er es erfahren«, setzte er angesichts der empörten Gesichter der beiden Frauen hinzu. »So hat es Bonifaz VIII. verfügt, doch der Papst ist weit weg, und letzten Endes führt jeder Inquisitor die Verhandlung so, wie er es für richtig hält.«
    »Ich glaube, meine Frau hasst mich«, antwortete Arnau auf Eimerics Frage.
    »Aus welchem Grund sollte Doña Elionor dich hassen?«, fragte der Inquisitor nach.
    »Wir haben keine Kinder bekommen.«
    »Hast du es versucht? Hast du mit ihr geschlafen?«
    Er hatte auf die vier Evangelien geschworen.
    »Hast du mit ihr geschlafen?«, wiederholte Eimeric seine Frage.
    »Nein.«
    Die Feder des Schreibers eilte über die Prozessakten, die vor ihm lagen. Nicolau Eimeric wandte sich an den Bischof.
    »Weitere Feinde?«, übernahm nun Berenguer d'Erill.
    »Die Adligen auf meinen Besitzungen, insbesondere der Vogt von Montbui.« Der Notar schrieb mit. »Außerdem habe ich als Seekonsul zahlreiche Urteile gefällt, glaube jedoch, gerecht gewesen zu sein.«
    »Hast du Feinde beim Klerus?«
    Wozu diese Frage? Er hatte sich stets gut mit der Kirche gestanden.
    »Abgesehen von einigen der Anwesenden …«
    »Die Mitglieder dieses Tribunals sind unparteiisch«, fiel ihm Eimeric ins Wort.
    »Davon bin ich überzeugt.« Arnau sah den Inquisitor fest an.
    »Noch jemand?«
    »Wie Euch wohl bekannt ist, bin ich seit Langem als Geldwechsler tätig. Vielleicht …«
    »Es geht nicht darum, darüber zu spekulieren, wer dein Feind sein könnte und warum«, unterbrach Eimeric ihn erneut. »Hast du Feinde, so nenne ihre Namen; hast du keine, dann verneine die Frage. Hast du weitere Feinde oder nicht?«
    »Ich glaube, nicht.«
    »Und dann?«, fragte Aledis.
    »Dann beginnt das eigentliche Inquisitionsverfahren.« Joans Gedanken wanderten zu den Dorfplätzen, den Häusern der Dorfschulzen, den schlaflosen Nächten … Ein heftiger Schlag auf den Tisch riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Was bedeutet das?«, schrie ihn

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