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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Zimmer mit ihnen. Sie ist eine sehr angenehme Frau. Beim Essen wirst du alle kennenlernen.«
    Guillem drückte Mars Hand.
    »Und wie ist es dir ergangen?«, fragte sie ihn.
    Mar und Guillem erzählten sich, was in den fünf Jahren, die sie getrennt gewesen waren, geschehen war, wobei Mar es vermied, über Joan zu sprechen. Als die Sonne bereits hoch am Himmel über Barcelona stand, erschienen zunächst Teresa und Eulàlia. Sie waren erhitzt, aber glücklich, doch das Lächeln verschwand von ihren hübschen Gesichtern, als sie Mar sahen und wieder an Francesca dachten, die im Kerker saß.
    Sie waren durch die ganze Stadt gelaufen und hatten die neue Identität genossen, die ihnen ihre Verkleidung als jungfräuliche Waisenmädchen verschaffte. Noch nie zuvor hatten sie sich so frei bewegen können, denn sie waren von Gesetz wegen gezwungen, farbige Seidenstoffe zu tragen, damit sie für jeden als Huren zu erkennen waren. »Sollen wir?«, schlug Teresa vor und deutete auf den Eingang der Kirche Sant Jaume. Sie flüsterte, als befürchtete sie, allein der Gedanke könne den Zorn von ganz Barcelona entfesseln. Doch nichts geschah. Die Gläubigen, die sich in der Kirche befanden, schenkten ihnen genauso wenig Beachtung wie der Pfarrer, an dem sie mit gesenktem Blick und eng aneinandergedrückt vorbeihuschten.
    Von der Calle de la Boquería gingen sie plaudernd und lachend in Richtung Meer. Wären sie die Calle del Bisbe entlanggegangen bis zur Plaza Nova, hätten sie dort Aledis getroffen, die zu den Fenstern des Bischofspalasts hinaufsah und in jeder Gestalt, die sich hinter den Scheiben abzeichnete, Arnau oder Francesca zu erkennen versuchte. Sie wusste nicht einmal, hinter welchen Fenstern Arnau der Prozess gemacht wurde! Ob Francesca ausgesagt hatte? Joan wusste nichts von ihr. Aledis blickte von Fenster zu Fenster. Bestimmt, aber wozu ihm von ihr erzählen, wenn er doch nichts tun konnte. Arnau war stark, und Francesca … Diese Leute kannten Francesca nicht.
    »Was lungerst du hier herum?« Neben Aledis stand ein Soldat der Inquisition. Sie hatte ihn nicht kommen sehen. »Was schaust du so neugierig?«
    Aledis fuhr zusammen und lief davon, ohne zu antworten. »Ihr kennt Francesca nicht«, dachte sie. »Keine Folter wird sie dazu bringen, das Geheimnis zu verraten, das sie ein Leben lang für sich behalten hat.«
    Bevor Aledis den Gasthof erreichte, traf Joan ein. Er trug einen sauberen Habit, den er im Kloster Sant Pere de les Puelles erhalten hatte. Als er Guillem bei Mar und den beiden Mädchen sitzen sah, blieb er mitten im Schankraum stehen.
    Guillem sah ihn aufmerksam an. War das eben ein Lächeln gewesen oder ein Ausdruck des Missfallens?
    Joan hätte es selbst nicht sagen können. Ob Mar ihm von der Entführung erzählt hatte?
    Guillem kam wieder in den Sinn, wie der Mönch ihn behandelt hatte, als er noch bei Arnau gewesen war, doch dies war nicht der richtige Moment, um nachtragend zu sein. Sie mussten gemeinsam handeln, um Arnau zu helfen.
    »Wie geht es dir, Joan?«, erkundigte er sich und fasste den Mönch bei den Schultern. »Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«, setzte er hinzu, als er die blauen Flecke bemerkte.
    Joan blickte zu Mar herüber, doch die sah ihn genauso hart und ausdruckslos an wie stets, seit er sie aufgesucht hatte. Aber Guillem konnte nicht so zynisch sein zu fragen, obwohl er wusste …
    »Eine unangenehme Begegnung«, antwortete er. »So etwas kommt auch bei Mönchen vor.«
    »Ich vermute, du hast die Missetäter bereits exkommuniziert – steht es so nicht im Landfrieden?«, sagte Guillem lächelnd, während er den Mönch zum Tisch führte. Joan und Mar wechselten einen Blick. »Ist es nicht so, dass jeder aus der Kirche ausgeschlossen wird, der den Frieden gegen unbewaffnete Geistliche bricht? Du warst doch nicht etwa bewaffnet, Joan?«
    Guillem hatte keine Gelegenheit, die Spannung zwischen Mar und dem Mönch zu bemerken, denn in diesem Moment erschien Aledis. Die Vorstellung fiel kurz aus, denn Guillem wollte mit Joan sprechen.
    »Du bist Inquisitor«, sagte er zu ihm. »Wie schätzt du Arnaus Lage ein?«
    »Ich glaube, Nicolau will ihn unbedingt verurteilen, aber er kann nicht viel gegen ihn in der Hand haben. Meiner Meinung nach wird er mit öffentlicher Buße und einer empfindlichen Geldstrafe davonkommen, denn das ist es, was Eimeric interessiert. Ich kenne Arnau. Er hat niemandem etwas zuleide getan. Selbst wenn Elionor ihn angezeigt haben sollte, können sie

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