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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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ruchlosen Verbrecher, einem Gotteslästerer, einem gemeinen Dieb?«
    »Er war es nicht!«, schrie Arnau.
    Sämtliche Mitglieder des Tribunals, auch der Schreiber, fuhren auf ihren Stühlen hoch.
    »Die drei haben ihre Schuld eingestanden. Weshalb verteidigst du die Ketzer? Die Juden …«
    »Die Juden! Die Juden!«, entgegnete er. »Was haben die Juden denn verbrochen?«
    »Weißt du das nicht?«, fragte der Inquisitor und erhob die Stimme. »Sie haben Jesus Christus ans Kreuz geschlagen!«
    »Haben sie nicht oft genug mit ihrem eigenen Leben dafür gebüßt?«
    Arnau sah die Blicke sämtlicher Tribunalsmitglieder auf sich gerichtet. Alle hatten sich auf ihren Stühlen aufgerichtet.
    »Du plädierst dafür zu verzeihen?«, fragte Berenguer d'Erill.
    »Hat es uns der Herr nicht so gelehrt?«
    »Der einzige Weg ist die Bekehrung! Man kann niemandem vergeben, der nicht bereut«, brüllte Nicolau.
    »Ihr sprecht von etwas, das vor mehr als dreizehnhundert Jahren geschah. Was soll ein Jude bereuen, der in unserer Zeit geboren wird? Er trägt keine Schuld an dem, was damals geschehen sein mag.«
    »Jeder, der dem jüdischen Glauben anhängt, ist für das verantwortlich, was seine Vorfahren taten. Er nimmt ihre Schuld an.«
    »Sie folgen nur ihrem Glauben, ihren Überzeugungen, genau wie wir …« Nicolau und Berenguer zuckten zusammen. »Genau wie wir«, wiederholte Arnau mit fester Stimme.
    »Du setzt den christlichen Glauben mit der Häresie gleich?«, entfuhr es dem Bischof.
    »Solche Vergleiche stehen mir nicht zu. Diese Aufgabe überlasse ich Euch, den Männern Gottes. Ich habe lediglich gesagt …«
    »Wir wissen genau, was du gesagt hast!«, unterbrach ihn Nicolau Eimeric. »Du hast den einzig wahren, den christlichen Glauben mit den häretischen Lehren der Juden gleichgesetzt.«
    Arnau sah das Tribunal an. Der Notar schrieb weiter in seinen Akten. Sogar die Soldaten, die reglos hinter ihm an der Tür standen, schienen zuzuhören, wie die Feder über das Pergament kratzte. Nicolau lächelte, und das Kratzen der Feder verursachte Arnau eine Gänsehaut. Ein Zittern durchlief seinen gesamten Körper. Der Inquisitor bemerkte es und lächelte unverhohlen. Ja, schien sein Blick zu sagen, das ist deine Aussage.
    »Sie sind genau wie wir«, beteuerte Arnau.
    Nicolau bedeutete ihm zu schweigen.
    Der Notar schrieb noch eine Weile weiter. Das sind deine Worte, schien ihm der Blick des Inquisitors noch einmal zu sagen. Als der Schreiber die Feder hinlegte, lächelte Nicolau erneut.
    »Der Prozess wird auf morgen vertagt«, verkündete er und erhob sich von seinem Platz.
    Mar hatte keine Lust mehr, Joan länger zuzuhören.
    »Wo gehst du hin?«, fragte Aledis. Mar sah sie an. »Schon wieder? Du warst jeden Tag dort und hast es nicht geschafft …«
    »Sie weiß, dass ich dort bin und dass ich nicht vergessen werde, was sie mir angetan hat.« Joan ließ den Kopf hängen. »Ich sehe sie durch das Fenster und gebe ihr zu verstehen, dass Arnau mir gehört. Ich sehe es in ihren Augen, und ich habe vor, sie jeden Tag ihres Lebens daran zu erinnern. Ich will, dass sie in jedem Augenblick merkt, dass ich gewonnen habe.«
    Aledis sah ihr hinterher, als sie den Gasthof verließ. Mar ging denselben Weg wie jeden Tag, seit sie in Barcelona war, bis sie vor dem Portal des Stadtpalasts in der Calle Monteada stand. Dort betätigte sie mit Nachdruck den Türklopfer. Elionor würde sich weigern, sie zu empfangen, aber sie sollte wissen, dass sie dort unten stand.
    Wie jeden Tag öffnete der alte Diener das Guckloch.
    »Señora«, sagte er durch das Fensterchen hindurch, »Ihr wisst doch, dass Doña Elionor …«
    »Öffne die Tür. Ich will sie nur sehen, und sei es lediglich durch das Fenster, hinter dem sie sich versteckt.«
    »Aber sie will das nicht, Señora.«
    »Weiß sie, wer ich bin?«
    Mar sah, wie Pere sich zu den Fenstern des Palasts umwandte.
    »Ja.«
    Mar betätigte erneut den Türklopfer.
    »Hört auf, Señora, oder Doña Elionor wird die Soldaten rufen lassen«, riet ihr der Alte.
    »Mach auf, Pere.«
    »Sie will Euch nicht sehen, Señora.«
    Mar spürte, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie zur Seite schob.
    »Vielleicht will sie ja mich sehen«, hörte sie eine Stimme sagen. Ein Mann trat an das Guckfenster.
    »Guillem!«, rief Mar und stürzte sich auf ihn.
    »Erinnerst du dich noch an mich, Pere?«, fragte der Maure, während Mar an seinem Hals hing.
    »Natürlich erinnere ich mich.«
    »Dann sag deiner

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