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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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tun?«, brach es aus ihm heraus, als Joan vor ihm stand.
    Joan sah von Arnaus Füßen auf und warf einen Blick in Richtung Mar. Hatte sie ihn noch nicht genug gestraft? Musste er selbst Arnau erzählen …? Doch das Mädchen sah überrascht aus.
    »Was willst du hier?«, fragte Arnau mit schneidender Stimme.
    Joan suchte verzweifelt nach einem Vorwand.
    »Die Zeche im Gasthof muss bezahlt werden«, hörte er sich selbst sagen.
    Arnau winkte ab und kehrte ihm den Rücken zu.
    Guillem rief einen Diener herbei und übergab ihm eine Geldbörse.
    »Begleite den Mönch zum Gasthof, um die Rechnung zu begleichen«, trug er ihm auf.
    Joan sah den Mauren Hilfe suchend an, doch als der keine Miene verzog, wandte er sich zur Tür und ging hinaus.
    »Was ist zwischen euch vorgefallen?«, fragte Mar, nachdem Joan das Esszimmer verlassen hatte.
    Arnau schwieg. Mussten sie das wissen? Wie sollte er ihnen erklären, dass er den Leichnam seines eigenen Vaters verbrannt hatte und dass ihn sein Bruder bei der Inquisition angezeigt hatte? Joan war der Einzige, der davon wusste.
    »Lassen wir die Vergangenheit ruhen«, sagte er schließlich. »Zumindest soweit wir können.«
    Mar schwieg. Dann nickte sie.
    Joan verließ das Haus und ging hinter Guillems Sklaven her. Auf dem Weg zum Gasthof musste sich der Junge einige Male nach dem Dominikaner umdrehen, der immer wieder mit leerem Blick auf der Straße stehen blieb. Sie hatten den Weg zum Handelshof genommen, den der Junge kannte.
    Doch in der Calle Monteada konnte der Sklave Joan nicht mehr zum Weitergehen bewegen. Der Mönch stand reglos vor dem Portal von Arnaus Stadtpalast.
    »Geh du bezahlen«, sagte Joan zu dem Jungen, der ihn weiterzuziehen versuchte. »Ich muss eine andere Schuld begleichen«, murmelte er dann vor sich hin.
    Pere, der alte Diener, führte ihn zu Elionor. Seit er die Türschwelle übertreten hatte, murmelte er den immer gleichen Satz vor sich hin. Als er die steinerne Treppe hinaufging, wurde seine Stimme immer lauter, bis Pere sich verwundert zu ihm umdrehte. Und als er schließlich vor Elionor stand, donnerte er los, bevor diese einen Ton sagen konnte: »Ich weiß, dass du gesündigt hast!«
    Die Baronin stand in der Mitte des Raumes und sah ihn hochmütig an.
    »Was faselst du da, Mönch?«, erwiderte sie.
    »Ich weiß, dass du gesündigt hast«, wiederholte Joan.
    Elionor lachte laut auf, bevor sie ihm den Rücken zuwandte.
    Joan betrachtete das kostbar bestickte Kleid, das die Frau trug. Mar hatte gelitten. Er hatte gelitten. Und Arnau … Arnau musste nicht minder gelitten haben.
    Elionor lachte noch immer.
    »Wofür hältst du dich, Mönch?«
    »Ich bin Inquisitor des Sanctum Officium«, antwortete Joan. »Und in deinem Fall brauche ich kein Geständnis.«
    Angesichts von Joans kalten Worten drehte sich Elionor schweigend um. Sie sah, dass er eine Öllampe in der Hand hielt.
    »Was …?«
    Ihr blieb keine Zeit, den Satz zu vollenden. Joan schleuderte ihr die Lampe entgegen. Das Öl ergoss sich über ihr kostbares Kleid und ging augenblicklich in Flammen auf.
    Elionor stieß einen markerschütternden Schrei aus.
    Als Pere die übrigen Diener zusammenrief und seiner Herrin zu Hilfe eilen wollte, hatte sie sich bereits in eine lodernde Fackel verwandelt. Joan sah, wie Pere einen Wandteppich herunterriss, um ihn über Elionor zu werfen. Er stieß den alten Diener weg, doch in der Tür standen bereits weitere Bedienstete und rissen entsetzt die Augen auf.
    Jemand rief nach Wasser.
    Joan betrachtete Elionor, die lichterloh brennend zu Boden gestürzt war.
    »Vergib mir, Herr«, stammelte er.
    Dann nahm er eine weitere Lampe und trat zu Elionor. Der Saum seines Habits fing Feuer.
    »Bereue!«, schrie er, bevor die Flammen ihn einhüllten. Er ließ die Lampe auf Elionor fallen und brach neben ihr zusammen. Der Teppich begann lichterloh zu brennen, desgleichen mehrere Möbelstücke.
    Als die Diener mit dem Wasser kamen, schütteten sie es von der Türschwelle in den brennenden Salon, bevor sie vor dem dichten Rauch flohen.

60
    15. August 1384
Mariä Himmelfahrt
Santa María del Mar
Barcelona
    Sechzehn Jahre waren vergangen.
    Arnau stand vor der Kirche Santa María und blickte nach oben. Das Läuten der Glocken war in ganz Barcelona zu hören. Die Härchen auf seinen Armen richteten sich auf, und ein Schauder durchlief seinen Körper, als die vier Glocken ertönten. Er hatte zugesehen, wie man sie in den Turm gezogen hatte, und wäre gerne bei den jungen Männern

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