Die Kathedrale des Meeres
König Jaimes II. hatte er das Llibre de páranles de savis y filósofs verfasst. Aber er war auch Arzt, der bedeutendste Arzt der jüdischen Gemeinde. Doch als er Guiamon sah, schüttelte Jafudà Bonsenyor nur den Kopf.
Als Grau die Schreie seiner Frau hörte, stürzte er zur Treppe. Guiamona kam in Begleitung von Sebastià die Treppe hinunter, gefolgt von Jafudà.
»Du Jude!«, entfuhr es Grau, und er spuckte vor ihm aus.
Zwei Tage später starb Guiamon.
Gleich nach der Beerdigung des Jungen, als alle in Trauerkleidung nach Hause zurückkamen, winkte Grau Jaume zu sich und Guiamona.
»Ich möchte, dass du jetzt gleich Arnau mitnimmst und dafür sorgst, dass er nie wieder einen Fuß in dieses Haus setzt.«
Guiamona hörte schweigend zu.
Grau berichtete Jaume, was Margarida erzählt hatte: Arnau habe sie angestiftet. Seine beiden Kinder hätten diesen verbotenen Ausflug niemals aushecken können. Guiamona hörte seine Worte und seine Anschuldigungen, mit denen er ihr vorwarf, ihren Bruder und ihren Neffen bei sich aufgenommen zu haben. Und obwohl sie im Grunde ihres Herzens wusste, dass das Unglück nur durch ein Zusammentreffen unseliger Umstände geschehen war, hatte der Tod ihres Jüngsten ihr die Kraft geraubt, ihrem Mann zu widersprechen. Dass Margarida Arnau bezichtigte, machte es ihr nahezu unmöglich, dem Jungen gegenüberzutreten. Er war der Sohn ihres Bruders. Sie wünschte ihm nichts Böses, aber es war ihr lieber, ihn nicht mehr sehen zu müssen.
»Binde die Maurin an einen Deckenbalken in der Töpferei«, befahl Grau Jaume, bevor sich dieser auf die Suche nach Arnau machte, »und rufe das gesamte Personal zusammen, auch den Jungen.«
Der Gedanke war Grau bei der Beerdigung gekommen: Die Sklavin trug die Schuld. Sie hatte auf die Kinder aufpassen sollen. Während Guiamona weinte und der Priester seine Gebete aufsagte, hatte er die Augen zusammengekniffen und sich gefragt, wie er sie bestrafen sollte. Das Gesetz verbot ihm lediglich, sie zu töten oder zu verstümmeln, doch niemand konnte ihm einen Vorwurf daraus machen, wenn sie an den Folgen der Bestrafung starb. Grau hatte es noch nie mit einem so schweren Vergehen zu tun gehabt. Er dachte an die Foltern, von denen er gehört hatte: den Körper mit siedendem Tierfett übergießen … Ob Estranya genügend Fett in der Küche hatte? Sie in Fesseln legen oder in ein Verlies werfen – das war zu wenig. Sie prügeln, in Fußeisen legen … oder auspeitschen.
»Pass auf, wenn du sie benutzt«, hatte der Kapitän eines seiner Schiffe gesagt, nachdem er ihm das Geschenk gemacht hatte. »Mit einem einzigen Hieb kannst du einem Menschen die Haut abziehen.« Seit damals hatte er sie aufbewahrt: eine kostbare orientalische Peitsche aus geflochtenem Leder, dick, aber leicht und einfach zu handhaben. Sie endete in einer Reihe von Riemen, die mit scharfkantigen Metallstücken besetzt waren.
Irgendwann war der Priester verstummt, und mehrere Messdiener waren mit Weihrauchfässern um den Sarg herumgegangen. Guiamona hatte gehustet.
Nun war die Maurin mit den Händen an einen Deckenbalken gefesselt, sodass nur ihre Zehenspitzen den Boden berührten.
»Ich will nicht, dass mein Junge das mit ansieht«, sagte Bernat zu Jaume.
»Das ist nicht der richtige Moment, Bernat«, riet ihm Jaume. »Bring dich nicht in Schwierigkeiten …«
Bernat schüttelte erneut den Kopf.
»Du hast sehr hart gearbeitet, Bernat, bring deinen Jungen nicht in Schwierigkeiten.«
Noch in Trauerkleidung trat Grau in den Kreis, den die Sklaven, Lehrlinge und Gesellen um Habiba bildeten.
»Zieh sie aus«, befahl er Jaume.
Die Maurin versuchte die Beine anzuziehen, als sie merkte, dass er ihr Hemd zerriss. Ihr nackter, dunkler, schweißnasser Körper war den Blicken der unfreiwilligen Zuschauer ausgeliefert … und der Peitsche, die Grau auf dem Boden ausgebreitet hatte. Bernat packte Arnau, der zu schluchzen begonnen hatte, fest bei den Schultern.
Grau holte aus und ließ die Peitsche auf den nackten Torso niederfahren. Das Leder klatschte auf den Rücken und die metallbesetzten Riemen schlangen sich um den Körper und gruben sich in ihre Brüste. Ein feiner Blutstriemen erschien auf der dunklen Haut der Maurin, während an ihren Brüsten das rohe Fleisch hervortrat. Der Schmerz durchfuhr sie. Habiba warf den Kopf nach hinten und heulte auf. Arnau begann heftig zu zittern und flehte Grau an aufzuhören.
Grau holte erneut aus.
»Du solltest auf meine Kinder aufpassen!«
Das
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