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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Sie sprangen von Bord zu Bord, besiegten die Genuesen und die Mauren und eroberten unter Siegesrufen auf König Alfons Sardinien.
    »Wer da?«
    Die drei blieben wie angewurzelt auf einer Felucke stehen.
    Margarida lugte über die Reling. Drei Fackeln wanderten zwischen den Schiffen umher.
    »Lasst uns abhauen«, flüsterte Guiamon, der bäuchlings auf dem Deck lag, an den Rockzipfel seiner Schwester geklammert.
    »Wir können nicht«, antwortete Margarida. »Sie schneiden uns den Weg ab …«
    »Und die Werft?«, fragte Arnau.
    Margarida sah zur Plaza Regomir herüber. Zwei weitere Fackeln hatten sich in Bewegung gesetzt.
    »Geht auch nicht«, wisperte sie.
    Die Schiffe sind heilig! Graus Worte hallten in den Köpfen der Kinder wider. Guiamon begann zu schluchzen. Margarida zischte ihn an, er solle still sein. Eine Wolke verdeckte den Mond.
    »Ins Meer«, befahl die Kapitänin dann.
    Sie sprangen über Bord und wateten ins Wasser. Margarida und Arnau duckten sich, Guiamon blieb aufrecht stehen. Gebannt starrten die drei auf die Fackeln, die sich zwischen den Schiffen bewegten. Als die Fackeln auf die Schiffe am Ufersaum zukamen, wateten die drei noch weiter hinaus. Margarida blickte zum Mond hinauf, während sie stumm betete, er möge noch länger verborgen bleiben.
    Die Suche zog sich ewig hin, doch zum Meer sah niemand. Die Kinder warteten, ins Wasser gekauert, verängstigt. Und völlig durchnässt. Es war bitterkalt.
    Auf dem Heimweg konnte Guiamon nicht mehr laufen. Er klapperte mit den Zähnen, seine Knie zitterten, und er hatte Krämpfe. Margarida und Arnau hakten ihn unter, und so legten sie die kurze Strecke zurück.
    Als sie ankamen, waren die Gäste bereits gegangen. Nachdem man das Fehlen der Kinder entdeckt hatte, wollten sich Grau und die Sklaven gerade auf die Suche nach ihnen machen.
    »Es war Arnau«, beschuldigte ihn Margarida, während Guiamona und die maurische Sklavin den Kleinen in ein heißes Bad setzten. »Er hat uns überredet, zum Strand zu gehen. Ich wollte nicht …« Das Mädchen unterstrich seine Lügen durch bittere Tränen, die beim Vater stets Wirkung zeigten.
    Doch weder das heiße Bad noch die Decken noch die heiße Suppe brachten Guiamon wieder auf die Beine. Das Fieber stieg. Grau ließ nach seinem Arzt schicken, aber auch dessen Behandlung zeigte keine Wirkung. Das Fieber stieg weiter. Guiamon begann zu husten und sein Atem wurde zu einem mühsamen Keuchen.
    »Mehr kann ich nicht für ihn tun«, resignierte Doktor Sebastià Font in der dritten Nacht, die er vorbeikam.
    Guiamona schlug die Hände vor ihr blasses, eingefallenes Gesicht und brach in Tränen aus.
    »Das kann nicht sein!«, brüllte Grau. »Es muss doch irgendein Mittel geben.«
    »Mag sein, aber …« Der Arzt kannte Grau und seine Abneigungen genau, doch die Situation war verzweifelt. »Du müsstest Jafudà Bonsenyor rufen lassen.«
    Grau schwieg.
    »Hol ihn her«, bat Guiamona schluchzend.
    Ein Jude, dachte Grau. Wer einen Juden schlägt, schlägt den Teufel, hatte man ihm in seiner Jugend beigebracht. Als junger Bursche war Grau mit den anderen Lehrlingen hinter den jüdischen Frauen hergelaufen, um ihre Krüge zu zerbrechen, wenn sie zu den öffentlichen Brunnen gingen, um Wasser zu schöpfen. Schließlich hatte der König auf Bitten der jüdischen Gemeinde von Barcelona diese Demütigungen verboten. Grau hasste die Juden. Sein ganzes Leben lang hatte er jene verfolgt oder angespuckt, die das Judenzeichen trugen. Sie waren Ketzer, sie hatten Jesus Christus getötet … Und nun sollte er einen von ihnen in sein Haus lassen?
    »Hol ihn her!«, schrie Guiamona.
    Das Geschrei hallte durchs ganze Viertel. Bernat und die anderen hörten es und kauerten sich auf ihren Strohsäcken zusammen. Seit drei Tagen hatte Bernat weder Arnau noch Habiba gesehen, aber Jaume hielt ihn über die Ereignisse auf dem Laufenden.
    »Deinem Sohn geht es gut«, sagte er zu ihm, wenn sie niemand beobachtete.
    Jafudà Bonsenyor eilte gleich herbei, als man ihn rief. Er trug einen schlichten schwarzen Umhang mit Kapuze und dem gelben Zeichen der Juden. Grau beobachtete ihn aus dem Esszimmer, wie er sich, gebückt und mit seinem langen grauen Bart, in Guiamonas Anwesenheit Sebastiàs Erklärungen anhörte. »Mach ihn gesund, Jude!«, sagte er stumm, als sich ihre Blicke begegneten. Jafudà Bonsenyor neigte den Kopf. Er war ein Gelehrter, der sein ganzes Leben dem Studium der Philosophie und der heiligen Schriften gewidmet hatte. Im Auftrag

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