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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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mich nie mitgenommen.«
    »Ich weiß, wo eine ist.« Arnau sah Joanet mit großen Augen an. »Wenn du willst, bringe ich dich hin. Zu der größten von Barcelona!«
    Wie immer rannte Joanet davon, ohne die Antwort seines Freundes abzuwarten. Aber Arnau war schon auf der Hut und hatte ihn gleich eingeholt.
    Sie liefen bis zur Calle de la Boquería und durch die Calle de Bisbe am Judenviertel entlang, bis sie vor der Kathedrale standen.
    »Und du glaubst, die Jungfrau Maria ist da drin?«, fragte Arnau seinen Freund und deutete auf die Gerüste, die an den noch unvollendeten Mauern emporwuchsen. Er folgte mit dem Blick einem großen Stein, der von mehreren Männern mithilfe eines Seilzugs nach oben gehoben wurde.
    »Natürlich«, antwortete Joanet überzeugt. »Das ist eine Kirche.«
    »Das ist keine Kirche!«, hörten die beiden jemanden hinter ihrem Rücken sagen. Sie fuhren herum und standen vor einem grobschlächtigen Mann, der einen Hammer und eine Raspel in der Hand hielt. »Das ist die Kathedrale«, erklärte er, stolz auf seine Arbeit als Gehilfe des Steinmetzmeisters. »Verwechselt sie nie mit einer Kirche.«
    Arnau warf Joanet einen wütenden Blick zu.
    »Wo gibt es eine Kirche?«, fragte Joanet den Mann, als dieser sich bereits zum Gehen wandte.
    »Gleich dort drüben«, antwortete dieser zu ihrer Überraschung, während er mit der Raspel zu der Straße zeigte, durch die sie gekommen waren. »An der Plaza Sant Jaume.«
    Sie rannten die Calle del Bisbe wieder hinunter bis zur Plaza de Sant Jaume. Dort entdeckten sie ein kleines Gebäude, das sich von den übrigen unterschied, mit unzähligen Reliefbildern über dem Portal, zu dem eine kleine Treppe hinaufführte. Die beiden zögerten nicht lange und schlüpften rasch hinein. Innen war es dunkel und kühl. Bevor ihre Augen Zeit hatten, sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen, wurden sie von kräftigen Händen an den Schultern gepackt und ebenso schnell die Stufen wieder hinunterbefördert, wie sie hineingekommen waren.
    »Wie oft muss ich euch noch sagen, dass ich kein Gerenne in der Kirche Sant Jaume will!«
    Arnau und Joanet sahen sich an, ohne den Pfarrer weiter zu beachten. Die Kirche Sant Jaume! Auch dies war nicht die Kirche der Jungfrau Maria, sagten sie sich schweigend.
    Als der Pfarrer verschwunden war, rappelten sie sich auf. Sie waren von einer Gruppe von sechs Jungen umringt, die genauso barfuß, zerlumpt und schmutzig waren wie Joanet.
    »Mit dem ist nicht gut Kirschen essen«, sagte einer von ihnen, wobei er mit dem Kopf zum Kirchenportal hinüberdeutete.
    »Wenn ihr wollt, können wir euch verraten, wo man hineinkann, ohne dass er es merkt«, sagte ein anderer, »aber dann müsst ihr selbst zurechtkommen. Wenn er euch erwischt …«
    »Nein, darum geht es uns nicht«, antwortete Arnau. »Kennt ihr noch eine andere Kirche?«
    »Man wird euch nirgendwo hineinlassen«, beteuerte ein Dritter.
    »Das lasst unsere Sache sein«, entgegnete Joanet.
    »Schaut euch den Kleinen an!«, lachte der Älteste von ihnen und kam auf Joanet zu. Er war um einiges größer und Arnau hatte Angst um seinen Freund. »Alles, was auf diesem Platz passiert, ist unsere Sache, kapiert?«, sagte er und gab ihm einen Schubs.
    Joanet wollte sich gerade auf den älteren Jungen stürzen, als etwas auf der anderen Seite des Platzes ihre Aufmerksamkeit erregte.
    »Ein Jude!«, rief einer der Jungs.
    Die ganze Bande rannte in Richtung eines Jungen, auf dessen Brust das gelbe Zeichen prangte. Der kleine Jude nahm die Beine in die Hände, als er merkte, was da auf ihn zukam, und erreichte den Eingang zum Judenviertel, bevor die Bande ihn erwischte. Die Jungen blieben wie angewurzelt vor dem Torbogen stehen. Einer von ihnen war allerdings bei Arnau und Joanet stehen geblieben. Er war noch kleiner als Joanet und hatte mit großen Augen beobachtet, wie diese gegen den Ältesten aufbegehrt hatten.
    »Dort drüben ist noch eine Kirche, hinter Sant Jaume«, erklärte er ihnen. »Seht zu, dass ihr hier wegkommt.« Er machte eine Kopfbewegung zu der Gruppe, die jetzt zu ihnen zurückgeschlendert kam. »Pau wird sehr wütend sein und euch dafür büßen lassen. Er ist immer wütend, wenn ihm ein Jude entwischt.«
    Arnau wollte Joanet wegziehen, der herausfordernd auf diesen Pau wartete. Aber als er sah, wie die Jungs plötzlich losliefen, gab Joanet dem Drängen seines Freundes nach.
    Sie rannten die Straße hinunter in Richtung Meer, aber als sie feststellten, dass Pau und seine Bande

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