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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Flaschenzüge angebracht, mit denen wir den Schlussstein nach oben ziehen. Die Seilzüge dort oben, wie auch jener, der den Stein hält, bestehen aus drei Laufrädern hintereinander, die wiederum jeweils aus drei Blockrollen bestehen. Wie ihr wisst, benutzen wir keine Winden, da wir den Stein jederzeit auch seitlich bewegen können müssen. Über die Rollen laufen drei Trossen, sie werden nach oben geführt und dann wieder auf den Boden.« Hundert Köpfe folgten dem Lauf der Seile, den der Baumeister beschrieb. »Ich möchte, dass ihr euch hier um mich herum in drei Gruppen aufteilt.«
    Die Maurermeister begannen, die Männer einzuteilen. Arnau und Joanet schlichen zu der rückwärtigen Fassade der alten Kirche und verfolgten von dort aus, an die Mauer gelehnt, die Vorbereitungen. Als Berenguer sah, dass sich die drei Gruppen formiert hatten, sprach er weiter: »Jede der drei Gruppen wird an einem der Seile ziehen. Ihr«, setzte er, an eine der Gruppen gewandt, hinzu, »seid Santa María. Sprecht mir nach: Santa María!« Die Männer riefen Santa María. »Ihr seid Santa Clara.« Die zweite Gruppe rief im Chor den Namen Santa Clara. »Und ihr seid Santa Eulàlia. Ich werde euch mit diesen Namen ansprechen. Wenn ich sage: ›Alle zusammen!‹, dann meine ich alle drei Gruppen. Ihr müsst gerade ziehen, so wie man euch aufstellt. Orientiert euch an eurem Vordermann und achtet auf die Befehle des Meisters, der die Gruppe leitet. Jetzt stellt euch in Reihen auf!«
    Jede Gruppe hatte einen Meister, der die Männer in einer Reihe ausrichtete. Die Seile lagen bereit. Die Männer ergriffen sie. Berenguer de Montagut ließ ihnen keine Zeit zum Nachdenken.
    »Alle zusammen! Auf los beginnt ihr zu ziehen, zunächst ganz langsam, bis die Seile unter Spannung stehen. Los!«
    Arnau und Joanet sahen, wie Bewegung in die Reihen kam, bis sich die Trossen spannten.
    »Alle zusammen! Feste!«
    Die Jungen hielten den Atem an. Die Männer stemmten die Hacken in die Erde und begannen zu ziehen, und ihre Arme, ihre Rücken und ihre Gesichter spannten sich an. Arnau und Joanet sahen zu dem riesigen Stein hinüber. Er bewegte sich nicht von der Stelle.
    »Alle zusammen! Fester!«
    Der Befehl hallte auf dem Platz wider. Die Gesichter der Männer begannen sich zu verzerren. Die Holzplanken der Gerüste knarrten, und der Stein hob sich eine Handbreit vom Boden. Sechstausend Kilo!
    »Weiter!«, brüllte Berenguer, ohne den Stein aus den Augen zu lassen.
    Noch eine Handbreit. Die Jungen vergaßen zu atmen.
    »Santa María! Fester! Höher!«
    Arnau und Joanet sahen zu der Gruppe Santa María. Dort stand Pater Albert und zog mit geschlossenen Augen am Seil.
    »Gut so, Santa María, gut so! Alle zusammen! Fester!«
    Das Holz knarrte. Arnau und Joanet blickten zu den Gerüsten und dann zu Berenguer de Montagut, der nur auf den Stein achtete, der sich nun langsam, ganz langsam nach oben bewegte.
    »Weiter! Weiter! Weiter! Alle zusammen! Feste!«
    Als der Schlussstein auf Höhe des ersten Gerüsts war, wies Berenguer die Reihen an, nicht weiterzuziehen und den Stein in der Schwebe zu halten.
    »Santa María und Santa Eulàlia, halt!«, befahl er dann. »Santa Clara, zieht!« Der Schlussstein bewegte sich seitlich auf das Gerüst zu, von dem aus Berenguer seine Befehle gab. »Jetzt alle! Lasst ganz langsam los.«
    Alle, auch die, die an den Seilen zogen, hielten die Luft an, als sich der Stein vor Berenguer auf das Gerüst senkte.
    »Langsam!«, rief der Baumeister.
    Die Planke bog sich unter dem Gewicht des Steins.
    »Und wenn sie nachgibt?«, flüsterte Arnau Joanet zu.
    Dann würde Berenguer …
    Aber sie hielt. Doch dieses Gerüst war nicht darauf ausgelegt, dem Gewicht des Steins lange standzuhalten. Er musste weiter nach oben, wo die Gerüste nach Berenguers Berechnungen standhalten würden. Die Maurer befestigten die Trossen am nächsten Flaschenzug, und die Männer zogen erneut an den Seilen. Das nächste Gerüst und das übernächste. Der sechstausend Kilo schwere Stein schwebte höher und höher, bis er sich an der Stelle befand, wo die Gerüste der Bogenrippen zusammenliefen, hoch über den Köpfen der Leute, ganz oben am Himmel.
    Die Männer schwitzten, ihre Muskeln waren verkrampft. Manchmal fiel einer hin, und der zuständige Meister lief zu ihm, um ihn unter den Füßen seiner Vorderleute herauszuziehen. Einige kräftige Bürger waren dazugetreten, und wenn einer nicht mehr konnte, wählte der Meister einen von ihnen aus, damit er dessen

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