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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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Hör mal zu, ich sag's dir, es ist wirklich lustig. Eines der Pferde …«
    Joanet sah zu dem Fensterchen hinauf.
    »Mama?«
    Er wartete.
    »Mama?«
    Er spitzte die Ohren und versuchte, etwas durch das Hämmern der Kesselschmiede hindurch zu hören, das durch das ganze Viertel hallte. Nichts.
    »Mama!«, rief er.
    Er kniete sich auf die Kiste. Was sollte er tun? Sie hatte ihm immer verboten, sich dem Fenster zu nähern.
    »Mama!«, rief er noch einmal, während er sich zu der Öffnung hochreckte.
    Sie hatte ihm immer gesagt, er solle sie nicht ansehen, er solle nie versuchen, einen Blick auf sie zu erhaschen. Aber sie antwortete nicht! Joanet spähte durch das Fenster. Drinnen war es ziemlich dunkel.
    Er zog sich hoch und schwang ein Bein in die Öffnung. Es ging nicht. Er konnte nur seitlich hinein.
    »Mama?«, wiederholte er noch einmal.
    Er hielt sich oben am Fenster fest, stellte beide Füße auf das Fensterbrett und schwang sich hinein.
    »Mama?«, wisperte er, während sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
    Er wartete, bis er ein Loch ausmachen konnte, von dem ein unerträglicher Gestank ausging. Auf der anderen Seite, links von ihm, lag auf einem Strohsack zusammengekauert ein Körper.
    Joanet wartete. Der Körper regte sich nicht. Das Dröhnen der Hämmer auf dem Kupfer war draußen geblieben.
    »Ich wollte dir etwas Lustiges erzählen«, sagte er und trat näher. Tränen begannen, über seine Wangen zu kullern. »Du hättest gelacht«, stammelte er, als er neben ihr stand.
    Joanet hockte sich neben seine tote Mutter. Joana hatte das Gesicht zwischen ihren Händen verborgen, als hätte sie geahnt, dass ihr Sohn in den Kerker kommen würde, als hätte sie nicht gewollt, dass er sie in diesem Zustand sah – nicht einmal im Tod.
    »Darf ich dich berühren?«
    Der Junge streichelte über das schmutzige, verfilzte, spröde Haar seiner Mutter.
    »Du musstest erst sterben, damit wir zusammen sein können.«
    Und Joanet begann, bitterlich zu weinen.
    Bernat zögerte keinen Augenblick, als ihm Pere und seine Frau bei seiner Heimkehr noch in der Tür aufgeregt mitteilten, dass Joanet nicht nach Hause gekommen war. Sie hatten ihn nie gefragt, wo er hinging, wenn er das Haus verließ. Sie hatten angenommen, dass er nach Santa María ging, doch dort hatte ihn an diesem Tag niemand gesehen. Mariona schlug die Hand vor den Mund.
    »Und wenn ihm etwas zugestoßen ist?«, schluchzte sie.
    »Wir werden ihn finden«, versuchte Bernat sie zu beruhigen.
    Joanet war neben seiner Mutter sitzen geblieben. Er strich ihr mit der Hand übers Haar, fuhr mit den Fingern hindurch, um es zu entwirren. Er unternahm keinen Versuch, ihre Gesichtszüge zu erkennen. Dann stand er auf und sah zu dem Fenster hinauf.
    Es wurde dunkel.
    »Joanet?«
    Joanet sah erneut zum Fenster.
    »Joanet?«, hörte er noch einmal eine Stimme auf der anderen Seite des Fensters fragen.
    »Arnau?«
    »Was ist los?«
    Er antwortete von drinnen: »Sie ist tot.«
    »Warum bist du nicht …?«
    »Ich kann nicht. Hier drinnen gibt es keine Kiste. Es ist zu hoch.«
    »Es stinkt entsetzlich«, stellte Arnau fest. Bernat klopfte an die Tür von Ponç, dem Kupferschmied. Was hatte der Junge den ganzen Tag dort drinnen gemacht? Er hämmerte noch einmal kräftig gegen die Tür. Warum machte er nicht auf? In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein Hüne erschien. Er füllte den gesamten Türrahmen aus. Arnau wich zurück.
    »Was wollt ihr?«, raunzte der Kupferschmied. Er war barfuß und trug lediglich ein zerschlissenes Hemd, das ihm bis zu den Knien reichte.
    »Ich heiße Bernat Estanyol, und das ist mein Sohn«, sagte Bernat und schob Arnau nach vorne, »der Freund Eures Sohnes Joanet …«
    »Ich habe keinen Sohn«, unterbrach ihn Ponç und machte Anstalten, die Tür zuzuschlagen.
    »Aber Ihr habt eine Frau«, entgegnete Bernat und drückte die Tür mit dem Arm wieder auf. Ponç gab nach. »Ihr hattet eine Frau«, erklärte er angesichts der Blicke des Kupferschmieds. »Sie ist tot.«
    Ponç zeigte keine Regung.
    »Und?«, fragte er und zog fast unmerklich die Schultern hoch.
    »Joanet ist bei ihr dort drinnen.« Bernat versuchte, alle Härte in seinen Blick zu legen, deren er fähig war. »Er kann nicht heraus.«
    »Da hätte er schon sein ganzes Leben lang hingehört, dieser Bastard.«
    Bernat hielt dem Blick des Kupferschmieds stand, während er seinen Sohn an der Schulter festhielt. Arnau hätte sich am liebsten ganz klein gemacht, aber als der

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