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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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verkündete Bernat, als er satt war. »Morgen wartet die Arbeit.«
    Joanet zögerte. Er sah Bernat an, und als alle vom Tisch aufgestanden waren, ging er zur Tür.
    »Das ist keine Uhrzeit, um noch nach draußen zu gehen, mein Sohn«, sagte Bernat zu ihm, sodass die beiden alten Leute es hören konnten.

13
    »Das ist der Bruder meiner Mutter mit seinem Sohn«, erklärte Margarida ihrer Stiefmutter, als diese sich wunderte, dass Grau zwei weitere Leute für nur sieben Pferde eingestellt hatte.
    Grau hatte ihr gesagt, dass er nichts mit den Pferden zu tun haben wolle, und tatsächlich ging er nicht einmal hinunter, um die herrlichen Stallungen im Erdgeschoss des Palastes in Augenschein zu nehmen. Sie kümmerte sich um alles, wählte die Tiere aus und brachte ihren besten Stallmeister mit, Jesús, der ihr außerdem riet, einen erfahrenen Stallburschen einzustellen: Tomás.
    Aber vier Leute für sieben Pferde waren zu viel, selbst für die Gewohnheiten der Baronin. Das brachte sie bei ihrem ersten Besuch in den Stallungen zur Sprache, nachdem die Estanyols eingestellt worden waren.
    Isabel bat Margarida, doch mehr zu erzählen.
    »Sie waren Bauern, Leibeigene.«
    Isabel sagte nichts, doch in ihr keimte ein Verdacht auf. Das Mädchen fuhr fort: »Der Junge, Arnau, war schuld am Tod meines kleinen Bruders Guiamon. Ich hasse sie! Ich weiß nicht, warum mein Vater sie eingestellt hat.«
    »Wir werden es herausfinden«, murmelte die Baronin, den Blick auf Bernats Rücken geheftet, der gerade damit beschäftigt war, eines der Pferde zu striegeln.
    Doch an diesem Abend ließ Grau nicht mit sich reden.
    »Ich hielt es für angebracht«, antwortete er knapp, nachdem er Isabels Verdacht bestätigt hatte, dass die beiden Landflüchtige waren.
    »Wenn mein Vater davon erfährt …«
    »Aber er wird es nicht erfahren, nicht wahr, Isabel?«
    Grau sah seine Frau an. Sie war bereits zum Abendessen angekleidet, eine der neuen Gewohnheiten, die sie in Graus Familie gebracht hatte. Sie war gerade zwanzig geworden und außergewöhnlich dünn, genau wie Grau. Ihr fehlten die Reize und die sinnlichen Kurven, mit denen ihn Guiamona seinerzeit empfangen hatte, doch sie war eine Adlige, und auch ihr Charakter sollte von Adel sein, dachte Grau.
    »Du würdest doch nicht wollen, dass dein Vater erfährt, dass du mit zwei Landflüchtigen unter einem Dach lebst.«
    Die Baronin warf ihm einen wütenden Blick zu und verließ den Raum.
    Trotz der Abneigung der Baronin und ihrer Stiefkinder stellte Bernat sein Geschick im Umgang mit den Tieren unter Beweis. Er wusste, wie man mit ihnen umgehen musste, wie man sie fütterte, ihre Hufe auskratzte, wie man sie kurierte, wenn es nötig war, und wie man sich in ihrer Nähe bewegte. Wenn es ihm irgendwo an Erfahrung mangelte, dann darin, wie man sie aufputzte.
    »Sie wollen, dass sie glänzen«, sagte er eines Tages zu Arnau, als sie auf dem Heimweg waren, »ohne ein einziges Staubkörnchen. Man muss sie immer und immer wieder bürsten, um den Sand aus dem Fell zu entfernen, und sie dann striegeln, bis sie glänzen.«
    »Und die Mähnen und Schweife?«
    »Die werden gestutzt, geflochten und geschmückt.«
    »Wozu brauchen sie so viel Putz an den Pferden?«
    Es war Arnau verboten, sich den Tieren zu nähern. Er bewunderte sie in den Ställen, sah zu, wie sie auf die Pflege seines Vaters ansprachen, und genoss es, wenn dieser ihm erlaubte, sie zu streicheln, wenn sie alleine waren. Hin und wieder, wenn niemand zuschaute, hob Bernat den Jungen ausnahmsweise auf eines der Tiere, ohne Sattel, während dieses im Stall stand. Die Aufgaben, die man Arnau zugewiesen hatte, erlaubten es ihm nicht, die Geschirrkammer zu verlassen. Dort putzte er ein ums andere Mal das Sattelzeug; er fettete das Leder ein und rieb mit einem Lappen darüber, bis das Fett eingezogen war und die Oberfläche der Sättel und Zaumzeuge glänzte. Er reinigte die Trensen und Steigbügel und bürstete die Decken und anderes Zubehör, bis auch das letzte Pferdehaar verschwunden war, eine Arbeit, bei der er am Ende Finger und Fingernägel zu Hilfe nehmen musste, um die feinen Borsten zu entfernen, die sich im Stoff verhakt hatten. Wenn er dann noch Zeit hatte, polierte er sorgfältig die Kutsche, die Grau erstanden hatte.
    Im Laufe der Monate musste sogar Jesús anerkennen, dass der Bauer ein Händchen für Pferde hatte. Wenn Bernat einen der Ställe betrat, rührten sich die Tiere nicht von der Stelle. Meistens suchten sie sogar seine Nähe. Er

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