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Die Kathedrale des Meeres

Titel: Die Kathedrale des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falcones Ildefonso
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vorstellen. Das ist Gastó Segura, ein Gerbergeselle.« Der Mann nickte lediglich mit dem Kopf, ohne mit dem Essen aufzuhören. »Seine Frau Eulàlia.« Diese lächelte ihm zu. »Und ihre drei Kinder, Simò, Aledis und Alesta.«
    Arnau, der rechtschaffen müde war, hob kurz die Hand in Richtung Joan und der Gerberkinder und wollte die Schüssel nehmen, die Mariona ihm anbot. Doch etwas trieb ihn dazu, sich noch einmal zu den drei Neuankömmlingen umzudrehen. Diese Augen! Die Augen der beiden Mädchen waren auf ihn geheftet. Sie waren riesig, dunkelbraun und lebhaft. Die beiden lächelten.
    »Iss jetzt, Junge!«
    Das Lächeln verschwand. Alesta und Aledis blickten in ihre Schüsseln, und Arnau sah den Gerber an, der aufgehört hatte zu essen und eine Kopfbewegung in Richtung Mariona machte, die neben dem Feuer stand und ihm die Schüssel entgegenhielt.
    Mariona überließ ihm ihren Platz am Tisch, und Arnau begann seinen Eintopf zu löffeln. Gastó Segura, der ihm gegenübersaß, schlürfte und kaute mit offenem Mund. Jedes Mal, wenn Arnau von seinem Teller aufsah, begegnete er dem Blick des Gerbers, der auf ihn gerichtet war.
    Nach einer Weile stand Simò auf, um Mariona seine Schüssel und die seiner Schwestern zu geben, die bereits leer waren.
    »Ab ins Bett«, befahl Gastó in das Schweigen hinein.
    Dann sah der Gerber Arnau mit zusammengekniffenen Augen an. Der fühlte sich unbehaglich und konzentrierte sich auf seine Schüssel. Er hörte nur, wie die Mädchen aufstanden und sich schüchtern verabschiedeten. Als ihre Schritte verklungen waren, sah Arnau wieder auf. Gastós Aufmerksamkeit schien nachgelassen zu haben.
    »Wie sind sie?«, fragte er Joan in dieser Nacht, als sie zum ersten Mal unten schliefen, ihre Strohsäcke zu beiden Seiten des Herdes auf dem Boden ausgebreitet.
    »Wer?«, fragte Joan zurück.
    »Die Töchter des Gerbers.«
    »Wie sollen sie schon sein? Normal«, sagte Joan und machte ein ratloses Gesicht, das sein Bruder in der Dunkelheit nicht sehen konnte. »Ganz normale Mädchen. Nehme ich zumindest an«, zögerte er. »Eigentlich weiß ich es nicht. Sie haben mich nicht mit ihnen sprechen lassen. Ihr Bruder hat mir nicht einmal gestattet, ihnen die Hand zu geben. Stattdessen hat er meine Hand ergriffen und mich von ihnen weggezogen.«
    Doch Arnau hörte ihm nicht mehr zu. Wie konnten diese Augen normal sein? Und sie hatten ihm zugelächelt. Beide.
    Als es Tag wurde, kamen Pere und Mariona nach unten. Arnau und Joan hatten ihre Strohsäcke bereits weggeräumt. Kurz darauf erschienen der Gerber und sein Sohn. Die Frauen waren nicht dabei. Gastó hatte ihnen verboten herunterzukommen, bis die Jungen gegangen waren. Arnau verließ Peres Haus in Gedanken an diese riesigen braunen Augen.
    »Heute bist du für die Kapelle zuständig«, sagte einer der Zunftmeister zu ihm, als er zum Strand kam. Tags zuvor hatte er beobachtet, wie der Junge schwankend das letzte Bündel ablud.
    Arnau nickte. Es machte ihm nichts mehr aus, dass man ihn zur Kapelle schickte. Niemand zweifelte mehr an seinen Fähigkeiten als Bastaix. Die Zunftmeister hatten ihn in die Bruderschaft aufgenommen, und auch wenn er noch nicht so viel tragen konnte wie Ramon und die meisten anderen, so stürzte er sich doch mit Feuereifer auf seine Arbeit, die ihm Freude machte. Alle mochten ihn. Aber diese braunen Augen … Womöglich würden sie ihn daran hindern, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, und außerdem war er müde – er hatte nicht gut geschlafen neben dem Herd. Er betrat Santa María durch das Hauptportal der alten Kirche, das noch stand. Gastó Segura hatte nicht zugelassen, dass er sie ansah. Warum durfte er die Mädchen nicht ansehen? Und heute Morgen hatte er ihnen bestimmt verboten … Er stolperte über eine Schnur und wäre beinahe hingefallen. Er strauchelte noch einige Meter weiter und riss weitere Schnüre mit, bis ihn schließlich ein Paar Hände festhielt. Er verrenkte sich den Knöchel und stieß einen Schmerzensschrei aus.
    »He, pass gefälligst auf.«, hörte er den Mann sagen, der ihm geholfen hatte. »Sieh nur, was du angerichtet hast!«
    Sein Knöchel schmerzte, aber er schaute zu Boden. Er hatte die Schnüre und Pflöcke umgerissen, mit denen Berenguer de Montagut … Aber das war doch nicht möglich! Arnau drehte sich langsam zu dem Mann um, der ihn aufgefangen hatte. Es konnte doch nicht der Baumeister sein! Er errötete, als er Berenguer de Montagut von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.

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