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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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gefährlich. Ich fahre nicht sehr viel bei Nebel. Ich möchte keinen Unfall haben. Ein Mann in Pickax ist bei einem Unfall gestorben. Er ist im Nebel gefahren.« Tom hatte eine langsame und angenehme Art zu sprechen, sein melodischer Tonfall war beruhigend. An seinem Gesicht war heute irgend etwas anders – seine Oberlippe zierten drei Tage alte Stoppeln.
Qwilleran erkannte die ersten Symptome eines Schnurrbarts und schmunzelte. Er suchte nach einem Gesprächsthema und sagte etwas über den Sand rund um die Hütte – daß er so fein und so sauber war.
»Es ist Gold im Sand«, sagte Tom.
»Ja, er schimmert wie Gold, nicht wahr?«
»Es ist richtiges Gold«, beharrte Tom. »Ich hörte, wie ein Mann das sagte. Er sagte, diese Hütte steht auf einer Goldgrube. Ich wünschte, das wäre meine Hütte. Dann würde ich das Gold ausgraben.«
Qwilleran wollte ihm diese Metapher aus der Immobilienbranche erklären, ließ es dann aber sein. Statt dessen sagte er: »Ich sehe oft, wie Leute am Strand Steine aufheben. Ich frage mich, was sie wohl suchen.«
»Auf dem Strand gibt es kein Gold«, sagte Tom. »Nur Achate. Die Achate sind hübsch. Ich habe auch ein paar Achate gefunden.«
»Wie sehen sie denn aus?«
»Sie sehen aus wie kleine Steine, aber sie sind hübsch. Ich habe sie an einen Mann in einem Restaurant verkauft. Er hat mir fünf Dollar gegeben.«
Schweigend arbeiteten sie eine Weile weiter. Der hohe Baum hatte eine Menge Holz für den Kamin produziert, das sie jetzt aufschichten mußten, und Qwilleran keuchte vor Anstrengung. Der Hausbursche arbeitete schnell und effizient; er beschämte ihn.
Nach ein paar Minuten sagte Tom: »Ich wünschte, ich hätte viel Geld.«
»Was würden Sie denn damit tun?«
»Nach Las Vegas fahren. Dort ist es sehr schön. Es ist nicht wie hier.«
»Das stimmt«, sagte Qwilleran. »Waren Sie schon einmal dort?«
»Nein. Ich habe es im Fernsehen gesehen. Dort gibt es Lichter und Musik und viele Menschen. So viele Menschen! Ich mag Nachtklubs.«
»Würden Sie in einem Nachtklub arbeiten wollen, wenn Sie nach Las Vegas gingen?«
»Nein«, sagte Tom nachdenklich. »Ich würde gerne einen Nachtklub kaufen . Ich wäre gerne der Chef.« Nachdem Tom die Holzspäne zusammengeharkt hatte, lud ihn Qwilleran auf ein Bier ein. »Oder hätten Sie lieber einen Schnaps? Ich habe Whiskey hier.«
»Ich mag Bier«, sagte Tom.
Sie setzten sich mit ihren kalten Getränken auf die hintere Veranda. Koko war hingerissen von der beruhigenden Stimme des Mannes, und sogar Yum Yum tauchte auf, was eine Seltenheit war.
»Ich mag Katzen«, sagte der Hausbursche. »Sie sind hübsch.« Plötzlich wirkte er verlegen.
»Was ist los, Tom?«
» Sie hat gesagt, ich soll herfahren und nach dem Telefon sehen. Deshalb bin ich gekommen. Sie haben gesagt, ich soll nicht kommen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte.«
»Das ist vollkommen in Ordnung«, sagte Qwilleran. »Sie haben das Richtige getan.«
»Ich mache immer, was sie sagt.«
»Sie sind ein loyaler Angestellter, Tom, und ein guter Arbeiter. Sie können stolz auf Ihre Arbeit sein.«
»Ich bin hergekommen, um nach dem Telefon zu sehen, und die große Katze ist hervorgekommen und hat mit mir geplaudert.«
»Das ist Koko. Ich hoffe, er war höflich.«
»Ja, er war sehr höflich.« Tom stand auf und warf einen Blick auf den Himmel. »Es ist Zeit, ich muß nach Hause fahren.«
»Hier«, sagte Qwilleran und hielt ihm einen zusammengefalteten Geldschein hin. »Kaufen Sie sich auf dem Heimweg etwas zum Abendessen.«
»Ich habe schon mein Geld für das Abendessen. Sie hat es mir gegeben.«
»Ist schon okay. Kaufen Sie sich zwei Portionen. Sie mögen doch sicher Pasteten, nicht wahr?«
»Ja, ich mag Pasteten. Ich mag Pasteten sehr. Sie sind gut.«
    Nach dem Besuch des Hausburschen von Tante Fanny fühlte sich Qwilleran irgendwie traurig und beunruhigt. Er machte eine Dose Schottische Gemüsesuppe heiß und aß sie, ohne etwas zu schmecken. Er war nicht in der Verfassung, mit seinem Roman anzufangen, und er war erleichtert, als noch ein Besucher auftauchte – diesmal vom Strand her.
    Buck Dunfield kletterte – mit einer Kapitänsmütze auf dem Kopf – recht unbeholfen über den losen Sand den steilen Hang zum Gipfel der Düne herauf. »Sie haben mir einen Drink versprochen«, rief er, »und ich hole ihn mir lieber jetzt gleich, solange ich noch Junggeselle bin. Meine Frau kommt morgen zurück. Wie geht's?«
    »Gut. Kommen Sie herein auf die Veranda.«
»Ich habe Ihnen etwas

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