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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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seinen neuen Bekannten, der seine Sprache sprach und dem die Herausforderung der Ermittlungsarbeit Spaß machte. Sie würden gewiß als Detektive miteinander ein paar Abenteuer erleben. Der Tag war ungewöhnlich ruhig. Von den Fischerbooten waren Stimmen zu hören: »Will wer ein Bier? . . . Nein, es ist Zeit zum Umkehren.« Diese Nähe, die durch die Windstille hervorgerufen wurde, hatte etwas Unheilvolles an sich. Eines nach dem anderen glitten die Boote in Richtung Mooseville davon. Am Horizont ertönte ein fernes Grollen. Koko begann gegen Tisch- und Stuhlbeine zu rennen, während Yum Yum ab und zu einen Schrei ausstieß. Bei Einbruch der Nacht war der Sturm über ihnen. Der Regen prasselte auf das Dach und die Fenster, Donnerschläge erschütterten die Hütte, und wilde Blitze zuckten durch den nächtlichen Himmel und erhellten den See.
    Als die Sirenen auf der Landstraße zu heulen begannen, saß Qwilleran gerade bei seiner ersten Tasse Kaffee und einem von Tante Fannys Zimtbrötchen aus dem Tiefkühlschrank, das er im Mikrowellenherd aufgetaut und zu puddingartiger Konsistenz erwärmt hatte. Zwischen der Hütte und der Hauptstraße lagen einige Morgen Wald, doch konnte er heraushören, daß zwei Polizeiautos und ein Rettungswagen ostwärts rasten. Schon wieder ein Unfall! Der Verkehr wurde immer dichter, je näher die Urlaubssaison rückte. Wohnwagen, Wohnmobile und Anhänger mit Booten verwandelten die einsame Landstraße allmählich in eine gefährliche Hauptverkehrsroute.
An diesem Morgen hatte Qwilleran in seinem Kampf mit dem Kamin eine weitere Runde verloren. Warum, so fragte er sich, kann eine einzige Zigarette einen Waldbrand auslösen, während ich nicht mal mit elf Streichhölzern eine Zeitung zum Brennen bringen kann? Als es ihm schließlich gelang, den Sportteil zu entzünden, quoll Rauch aus dem Kamin, und verkohlte Fetzchen Zeitungspapier schwebten durch die Luft, bevor sie sich auf die weißen Leinensofas, den polierten Holzfußboden und die indianischen Teppiche niederließen.
Nach dem Frühstück begann er das Haus sauberzumachen. Als erstes staubte er die Bücherregale ab, und nach zwei Stunden war er damit noch immer nicht fertig, da er Bücher über Indianer, Waschbären, die Geschichte des Bergbaus und über Unkrautsorten entdeckt hatte. Die Abhandlung über Giftefeu enthielt auch eine Zeichnung des bösartigen Rankgewächses. Auf der Stelle marschierte Qwilleran mit dem Buch in der Hand hinaus aus der Hütte, um den Wald hinter der Senkgrube auszukundschaften – jenen speziellen Flecken, der die Aufmerksamkeit der Katzen so sehr fesselte.
Die gesamte Natur reagierte wahrhaft überschwenglich auf den heftigen Sturm der letzten Nacht. Alles war sauberer, grüner, größer und lebendiger. Zwei kleine braune Kaninchen nagten Kiefernzapfen ab. Winzige Tierchen liefen raschelnd durch die Kiefernnadeln und die Eichenblätter vom letzten Jahr, mit denen der Boden bedeckt war, Giftefeu gab es jedoch keinen. Zurück zum Abstauben, dachte Qwilleran.
Doch es bot sich eine weitere Gelegenheit, die Arbeit aufzuschieben. Er war nur ein einziges Mal im Werkzeugschuppen gewesen, als er sich ein Paddel ausgesucht hatte. Der Schuppen war aus Zedernholz und besaß eine Tür, jedoch kein Fenster und kein elektrisches Licht. Gleich neben dem Eingang waren die Paddel, langstielige Gartengeräte und eine Leiter. Das andere Ende des Raumes war finster, und Qwilleran ging zurück in die Blockhütte, um eine Taschenlampe zu holen. Erwartungsgemäß wurden seine Aktivitäten von zwei Siamkatzen im Fenster nach Osten überwacht.
Im Inneren des düsteren Schuppens fiel das Licht der Taschenlampe auf Farbtiegel, aufgerollte Seile, einen Gartenschlauch, Äxte, und – an der hinteren Wand – eine schmuddelige Pritsche mit einem schlappen Kissen. An der Wand darüber hingen Bilder aus Zeitschriften, die nach ihrem Datum zwei Jahre alt waren und den unverkennbaren Trubel von Las Vegas zeigten. Dann fielen Moskitos über Qwillerans Hals und Ohren her, und ein lautes, bedrohliches Summen ließ etwas noch Schlimmeres befürchten. Qwilleran machte, daß er hinauskam.
Er hatte seinen unmethodischen Hausputz wieder aufgenommen, als er ein Knurren vernahm, das tief aus Kokos Kehle drang. Der Kater stürzte zu den Fenstern, die auf den See hinausgingen. Kurz darauf begann eine einsame Spaziergängerin am Strand die Düne heraufzuklettern. Es war Mildred Hanstable. Sie hatte den Kopf gesenkt und tupfte sich die Augen mit einem

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