Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
Garage für ein Fahrzeug pro Einheit.
    Hier endete die Ähnlichkeit aber auch schon. Pollys Einheit war mit Antiquitäten eingerichtet, die sie von ihren Schwiegereltern geerbt hatte – um nicht zu sagen, überladen. Qwilleran bevorzugte die nüchterne Schlichtheit zeitgenössischer Möbel mit zwei oder drei alten Gegenständen als dekorativem Kontrast. Wenn Freunde fragten: »Warum heiratet ihr beide eigentlich nicht?«, pflegte er stets zu antworten: »Unsere Katzen vertragen sich nicht.« In Wahrheit hätte er bei einem Leben inmitten von Dingen aus dem 19. Jahrhundert das Gefühl gehabt zu ersticken. Polly ging es ebenso mit der »Moderne«. So blieben sie Singles.
    Bevor Qwilleran wieder ging, richtete er ein paar freundliche Worte an Brutus, den muskulösen, wohlgenährten Siamkater, und sah sich nach Catta um, die jünger und kleiner war. Eine winzige Bewegung über seinem Kopf verriet ihm, daß sie auf einer Gardinenstange saß. Wie alle Siamkatzen liebte sie hochgelegene Plätze.
    »Seid ihr beide bereit für den Großen Sturm?«, fragte er. »Es wird nicht mehr lange dauern, bis der Schnee kommt!«
    Sie gaben keine Antwort, aber Qwilleran konnte ihre Gedanken lesen. Sie witterten, daß er selbst Katzen hatte. Sie wußten, daß er schon öfter gekommen war und sie sogar gefüttert hatte, wenn sie nicht hier gewesen war. Aber konnte man ihm trauen? Was war das für eine große Bürste in seinem Gesicht?
    Als Qwilleran um halb sieben zum Abendessen wiederkam, rieb Brutus sich an seinen Knöcheln und Catta kreischte und hüpfte herum. Sie wußten, daß er einen Leckerbissen für sie dabei hatte.
    Aus der Küche kam Pollys gestreßte Stimme: »Qwill, ich bin etwas spät dran. Wärst du so lieb, die Katzen zu füttern? Mach für ihn eine Dose Diätfutter auf und für sie den Lachs in Sahnesauce… Und du könntest eine CD einlegen. Keinen Mozart.«
    »Was gibt’s zum Abendessen?«
    »Minestrone und Lasagne.«
    »Wie wär’s mit Mandolinenmusik?«
    Polly hatte einen antiken Klapptisch und zwei Stühle mit Sprossenlehnen vor eines der großen Fenster gestellt und mit Regency-Besteck und Wedgwood-Porzellan gedeckt.
    Qwilleran streute sich reichlich Parmesan auf die Suppe und fragte dann: »Was erzählt man sich so in der Bücherei?« Er wußte, daß die Bücherei das inoffizielle Klatschzentrum von Pickax war.
    »Alle machen sich große Sorgen wegen der Buschbrände«, antwortete Polly. »Die Big B Mine gehörte ja Maggie Sprenkles Urgroßmutter, und wenn der Bergwerkshütte irgend etwas Ernsthaftes passieren würde, bekäme sie einen Herzinfarkt!«
    Qwilleran strich seinen Schnurrbart glatt. »War schon einmal eine Bergwerkshütte in Gefahr?«
    »Nicht, daß ich wüßte, und ich lebe seit dem College hier.«
    »Eine Ironie des Schicksals, daß der Vorfall letzte Nacht mit der Anbringung der Plaketten zusammenfällt.« Die anonym gestifteten Bronzeplaketten waren eben erst an den alten Bergwerkshütten angebracht worden.
    »Genau das hat Maggie auch gesagt. Sie hat die Plaketten gestiftet, weißt du, obwohl sie nicht will, daß das publik wird. Du wirst es doch nicht weitersagen, nicht wahr?«
    »Natürlich nicht.« Qwilleran hatte das Gerücht bereits von drei anderen Seiten gehört.
    Als die Lasagne serviert wurde, wandte sich das Gespräch der neuen Leiterin des Kunstzentrums zu: Barb Ogilvie, der Kunststrickerin.
    »Eine sehr gute Wahl«, bemerkte Polly. »Sie hat Organisationstalent und eine angenehme Persönlichkeit. Sie wird einen Kurs abhalten, und sie kann während der Arbeit stricken, was ein Ausgleich für das bescheidene Gehalt ist. Bei der Kunstgewerbeausstellung habe ich etliche Paare von ihren ausgeflippten Socken als Weihnachtsgeschenke gekauft.«
    »Ich hoffe, nicht für mich«, erwiderte Qwilleran. »Übrigens, Kompliment für die Lasagne. Sie ist eine der besten, die ich je gegessen habe.«
    »Danke. Sie ist aus dem Delikatessengeschäft«, konterte Polly mit einem selbstgefälligen Lächeln Qwills flapsige Bemerkung über die Socken. »Beverly Forfar war als Leiterin des Kunstzentrums nicht geeignet, obwohl ich sie als Mensch gemocht habe. Wo sie wohl jetzt ist?«
    »Ich weiß zufällig, daß sie einen Job in einer großen Universitätsstadt gefunden hat«, antwortete Qwilleran. »Jetzt braucht sie sich keine Sorgen mehr über Hühner zu machen, die über die Straße laufen oder über Traktoren, die Schmutzspuren auf dem Asphalt hinterlassen.«
    »Sie hatte eine merkwürdige Frisur, nicht

Weitere Kostenlose Bücher