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Die Katze, die den Dieb vertrieb

Die Katze, die den Dieb vertrieb

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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aufgetaucht, aber dafür hatte Danielle Lynette zur Hochzeit einen solchen Dolch geschenkt. Der Griff hatte einen auf den Hinterbeinen stehenden Löwen… Jetzt war ihm alles klar: Danielle war Kleptomanin und hatte, als sie nach Pickax kam, willkürlich in der ganzen Stadt Sachen mitgehen lassen. Ob Willard davon gewußt hatte? Hatte er den anonymen Scheck einer Bank in Chicago geschickt, um den Schaden zu begleichen? Wußte Carter Lee von ihrer Schwäche und ließ sie einfach gewähren? Der Diebstahl seines Lammfellmantels am Silvesterabend mochte ein kleiner Streich gewesen sein; ein Familienscherz. Hatte sie seine Puppe, die ihm Glück bringen sollte, gestohlen und zusammen mit den anderen Sachen in Lennys Spind gelegt? War es eine Frau gewesen, die der Polizei den Tip gegeben hatte? Zumindest diesen einen Punkt konnte er überprüfen.

Am Samstag abend waren aus den leise gurgelnden Bächlein und den sanft dahinplätschernden Flüßchen von Moose County reißende Ströme geworden, die über die Ufer traten und das Farmland und die Wälder überfluteten. Die bewaldeten Flächen waren so gründlich mit Wasser durchtränkt, daß Bäume, deren Wurzeln nicht tief genug im Erdreich verankert waren, auf Straßen stürzten und den Autoverkehr noch gefährlicher machten. Manche wurden zusammen mit dem Holz eingestürzter Brücken den Fluß hinuntergespült und bildeten – bis sie weitergerissen wurden – Dämme, die zu weiteren Überschwemmungen führten.
    Während Qwilleran sich für sein Abendessen mit Polly umzog, hörte er die Nachrichten auf WPKX: »Der Hubschrauber des Sheriffbüros, der in abgelegenen Gebieten nach liegengebliebenen Autofahrern sucht, hat vor einer Stunde in der Gegend um Plumley Mill eine fünfköpfige Familie gerettet. Im Anglercamp westlich von Mooseville stehen einige Fahrzeuge vollständig unter Wasser.«
    Polly rief an, um sich zu erkundigen, ob es zu gefährlich zum Autofahren sei. Sie hatten einen Tisch in der Old Stone Mill reserviert. Sie sagte: »Wir haben die Bibliothek heute nachmittag geschlossen und öffnen erst wieder am Montag. Die Schulen sind ebenfalls geschlossen.«
    Qwilleran sagte: »Ich habe im Restaurant wegen des Gästeparkplatzes gefragt: Kein Problem. Und beim Sheriff habe ich mich nach den Straßen erkundigt. Die Zufahrtsstraße zur Mill ist… befahrbar.«
    Das Restaurant war eine umgebaute alte Getreidemühle; das imposante, fast sechs Meter hohe Wasserrad existierte noch immer, obwohl der Mühlbach längst ausgetrocknet war. Sie wurden an ihren Lieblingstisch geleitet, und dann erschien ihr Lieblingskellner, der hünenhafte Derek Cuttlebrink, an ihrem Tisch.
    »Hallo! Wissen Sie was?« sagte er, noch bevor er die Spezialitäten des Abends verkündete. »Wir bekommen vielleicht wieder unseren Fluß zurück. Er war einst ein Seitenarm des Rocky Burn und ist in den vierziger Jahren ausgetrocknet. Jetzt ist der Rocky Burn so angestiegen, daß er hierher durchbrechen und das Wasserrad wieder antreiben könnte!«
    »Wohin würde das Wasser von hier aus weiterfließen?« fragte Qwilleran.
    »Durch No Man’s Gully und dann in den Ittibittiwassee… Was darf es sein? Ein trockener Sherry und ein Squunk-Wasser mit Zitronenscheibe?«
    Als er auf seinen langen Beinen zur Theke marschierte, sagte Polly leise: »Ich bin froh, daß sich Derek jetzt zusammenreißt und endlich etwas aus seinem Leben macht. Daß er dieses Mädchen kennengelernt hat, war gut für ihn.« Er hatte im Laufe der Zeit Polizist, Schauspieler, hauptberuflich Hilfskellner oder auch bloß ein Penner sein wollen. Jetzt belegte er am öffentlichen College von Moose County einen Kurs für Gastronomie.
    Als Derek die Drinks brachte, sagte er: »Und jetzt die schlechte Nachricht. Ich soll eigentlich nicht darüber reden, aber die hohen Tiere beim Eisfestival halten gerade im privaten Speisesaal im Untergeschoß eine geheime Krisensitzung ab. Es sieht nicht gut aus.«
    Zwischen den freundlichen Kurzinformationen des aufmerksamen Kellners gelang es den beiden Gästen, über die Einführung von Datenverarbeitung innerhalb der Bibliothek, den Leitartikel des Dingsbums über das Analphabetentum, den neuen Brutus und Herman Melvilles Besessenheit in bezug auf das Thema Gut und Böse zu sprechen.
    Polly sagte: »Ich habe so ein Gefühl, daß Lynette heute abend wieder anrufen wird. Inzwischen hat sie sicher schon die Paraden gesehen. Hast du gehört, ob Carter Lee den Auftrag zur Renovierung des Hotels und des

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