Die Katze, die den Dieb vertrieb.
eine nächtliche Veranstaltung im Clubhaus: ein leichtes Abendessen, um Mitternacht Champagner – ohne Papierhütchen, ohne Lärm. Vorher waren Qwilleran und Polly und zwei andere Paare bei den Exbridges zum Essen eingeladen.
Don Exbridge, das X von XYZ Enterprises, hatte Indian Village bauen lassen; er wohnte mit seiner Frau in Gebäude eins. Sie hatten eine elegante Doppelwohnung mit vergoldeten Wasserhähnen und dergleichen. Qwilleran fragte sich, ob die Fenster der Exbridges auch so klapperten, wenn der Wind blies, mit Macht, wie in Gebäude fünf. Er fragte sich, ob der Fußboden ebenfalls wippte wie ein Trampolin und ob auch die Exbridges die Wasserleitungen der Nachbarwohnungen hören konnten. Er hegte einen immer wiederkehrenden Tagtraum: Der Klingenschoen-Fonds würde Indian Village – den einzigen auf dem Reißbrett geplanten Wohnort für gehobene Ansprüche im ganzen Bezirk – kaufen, niederreißen und dann ordentlich wieder aufbauen.
Die Exbridges erwiesen sich als charmante Gastgeber, und das Essen war ausgezeichnet. Neben den vergoldeten Wasserhähnen hatten sie auch noch einen Koch und einen Hausdiener.
Qwilleran spitzte die Ohren, um das Klappern der Fenster zu hören, aber es war nichts zu vernehmen, selbst als der Wind die Bäume beängstigend zum Schwanken brachte. Die Fußböden waren mit Holzparkett ausgestattet und mit orientalischen Teppichen belegt. Die Wasserleitungen waren diskret und leise.
Man sprach viel über den Diebstahl des Bridgeclub-Geldes. Die Polizei hatte den neuen Manager des Clubhauses, Lenny Inchpot, verhört; der Krug mit dem Geld wurde in einem Schrank in seinem Büro aufbewahrt. Die Funktionäre des Clubhaus-Vereins und die Arbeiter, die das Gebäude instand hielten, wurden ebenfalls verhört. Alle waren der Meinung, daß zu viele Leute einfach ein und ausgingen. Man konnte die Räume mieten, und es wurden Feste mit Partyservice, Vorträge, Kurse, Kunstausstellungen und dergleichen veranstaltet. Es gab ein Fernsehzimmer und einen Fitneßraum. Jeder konnte hineingehen und sich einen Film anschauen oder ein bißchen trainieren. Zu bestimmten Zeiten war sogar eine Bar geöffnet. Als erste Maßnahme würde man die Türen schließen und an die Mitglieder Schlüssel ausgeben.
Als es Zeit wurde, das Neue Jahr einzuläuten, strömten Dutzende von Bewohnern von Indian Village zum Clubhaus. Der große Veranstaltungssaal erinnerte an eine rustikale Schihütte, mit einer hohen, holzgetäfelten Decke, freiliegenden Balken und einem großen steinernen Kamin. Die Fenster gingen auf den mit Scheinwerfern beleuchteten Wald hinaus, der im winterlichen Weiß wie verzaubert aussah. Drinnen standen in den Ecken Bäume und Körbe mit Farnen, alle grün und makellos und aus Plastik. Über die Vorderfront des Kamins waren silberne Buchstaben gespannt: G-L-Ü-C-K-L-I-C-H-E-S N-E-U-E-S J-A-H-R.
Da es keine Kleidungsvorschriften gab, war alles vertreten, von Jeans bis zur schwarzen Krawatte. Polly trug ihr terrakottafarbenes Kostüm, das von allen bewundert wurde, Qwilleran Anzug und Krawatte. Er und Arch hatten daran gedacht, ihre Baseballkrawatten umzubinden, doch ihre Frauen hatten Einspruch erhoben; die Exbridges würden das gar nicht komisch finden. Amanda Goodwinter war ebenfalls da; sie trug ihr dreißig Jahre altes Abendkleid. Sie fand große Partys abscheulich, nahm aber aus geschäftlichen und politischen Gründen daran teil. Ein kräftiger Mann, der in seinem Zweireiher sehr adrett aussah, hatte am Revers einen Sticker, auf dem stand: SCHLAG MICH! ICH BIN DER WETTERMANN!
Willard Carmichael und sein Gast waren in Smokingjacken erschienen. Danielle erregte Aufsehen in ihrem kurzen, engen, tief ausgeschnittenen Cocktailkleid, was Arch Riker veranlaßte, Qwilleran zuzumurmeln: »Man sollte meinen, ein Bankier könnte es sich leisten, seiner Frau etwas Längeres zu kaufen.«
»Wenigstens hat sie schöne Beine«, erwiderte Qwilleran leise, »aber neben ihr sieht Lynette aus wie eine Gefängniswärterin.«
Lynette, die ein marineblaues Hemdblusenkleid mit dem Schmuck ihrer Großmutter trug, hatte bei den Carmichaels zu Abend gegessen. Sie berichtete, Willard habe ein köstliches Beef Wellington zubereitet; Danielles Cousin sei bezaubernd; bei seiner tiefen Stimme bekäme sie eine Gänsehaut; selbst sein Name sei romantisch: Carter Lee James. Alle Frauen redeten von ihm, sagte sie.
Etliche Jahre lang war Qwilleran der begehrteste heiratsfähige Junggeselle in Pickax gewesen. Eine Frau
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