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Die Katze, die für Käse schwärmte

Die Katze, die für Käse schwärmte

Titel: Die Katze, die für Käse schwärmte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Trance. Dann nahm ihn Qwilleran am Ellbogen, führte ihn die Stufen hinunter und schob ihn ins Auto.
    Er konnte mit größter Leichtigkeit tausend Worte für seine Kolumne schreiben, aber er mußte sich sehr anstrengen, um auf der Fahrt nach Pickax das Schweigen zu überbrücken, das das Brummen des Motors unnatürlich verstärkte. »Das ist eine schöne Nacht. Frisch, aber nicht kalt. Genau richtig für Anfang Oktober. Bald kommt Halloween – und ehe wir’s uns versehen, wird Thanksgiving da sein. Aber bisher haben wir noch keinen Altweibersommer gehabt. Danach ist alles möglich. Es ist finster, nicht wahr? Kein Mond heute nacht. Am Horizont kann man den Schein der Straßenbeleuchtung von Pickax sehen. Heute abend ist nicht viel Verkehr. Am Mittwoch abend geht niemand aus… Da ist der Dimsdale Diner. Die haben die ganze Nacht offen. Aber man sieht nie irgendwelche Autos auf dem Parkplatz. Ich glaube, der Koch schläft hinter der Theke. Er hat die schlechtesten Pfannkuchen, die ich je gegessen habe. Ich frage mich, wie er das anstellt. Es heißt, Lois wird ihre Imbißstube wieder eröffnen.«
    Während er über alles und jedes redete, saß sein Fahrgast apathisch auf dem Beifahrersitz. Qwilleran hoffte, daß die Schockbehandlung, die er vorhatte, wirken würde. Sie bogen vom Park Circle auf den Theaterparkplatz ein und fuhren dann in den Wald hinein. Als sie aus dem dunklen Nadelwäldchen herauskamen, griff Qwilleran nach der Fernbedienung, und im nächsten Augenblick verwandelten Scheinwerfer die hoch aufragende Scheune in etwas Unwirkliches. Aubrey richtete sich auf und starrte sie an.
    »Eine alte Apfelscheune«, erklärte ihm Qwilleran. »Vor über hundert Jahren gebaut. Warten Sie, bis Sie sie von innen sehen.«
    Während sie durch die Küchentür gingen, betätigte er einen einzigen Schalter, worauf die Galerien, Rampen, Balken und der riesige Kamin beleuchtet wurden. Zwei Katzen, die auf dem Sofa geschlafen hatten, erhoben sich, krümmten den Rücken, streckten sich und sprangen hinunter, um den Besucher in Augenschein zu nehmen. Neugierig umkreisten sie ihn und beschnupperten seine Arbeitsstiefel, von denen sie offensichtlich fasziniert waren.
    »Was für Katzen sind das?« fragte Aubrey.
    »Siamkatzen. Sehr freundlich. Sie sehen, daß sie sich zu Ihnen hingezogen fühlen. Sie wissen, daß Sie Tiere lieben. Das kleine Weibchen heißt Yum Yum ; der Kater heißt Koko. Reden Sie mit ihnen. Sagen Sie ihnen, wie Sie heißen.«
    »Aubrey«, sagte der Mann zögernd.
    »Yau!« antwortete Koko in seinem durchdringenden Siamkatzen-Bariton.
    Qwilleran sagte: »Sehen Sie? Er freut sich, Sie kennenzulernen. Ziehen Sie die Jacke aus und setzen Sie sich in diesen bequemen Sessel dort. Möchten Sie ein bißchen Käse und Cracker? Was trinken Sie? Kaffee? Bier? Wein? Ginger Ale?«
    »Bier«, sagte Aubrey benommen und setzte sich in den gepolsterten Sessel. Er konnte den Blick nicht von den Katzen wenden, die elegant herumstrichen, die verschiedensten Posen einnahmen, zu ihm aufsahen und überhaupt genau das Richtige taten, als wären sie ausgebildete Therapeuten.
    Yum Yum machte sich halbherzig an die Schnürsenkel der Arbeitsstiefel heran, sprang dann auf Aubreys Schoß und begann laut schnurrend mit den Pfoten in seine Ellbogenbeuge zu treten. Dann blickte sie mit seelenvollem Blick zu ihm auf.
    Qwilleran dachte: Sie ist eine Hexe!
    »Sie hat große Augen«, sagte Aubrey. »Warum schaut sie mich so an?«
    »Sie möchte ›Blinzeln‹ spielen. Sie starrt Sie an; Sie starren zurück, und wer als erster blinzelt, hat verloren.« Er stellte eine Dose Bier auf einen Teller mit Käse neben Aubreys Ellbogen.
    Dann kam Koko mit seiner Hypnosenummer an die Reihe. Er sprang auf die Armlehne des großen Sessels und schnupperte Aubreys Ärmel ab. Dann wanderte die kalte, feuchte Nase den Ärmel hinauf und schnupperte an seinem Ohr.
    »Das kitzelt«, sagte er fast lächelnd.
    »Wissen Sie, daß Katzen auf jeder Seite vierundzwanzig Schnurrhaare haben, die alle garantiert kitzeln? Sie können nachzählen.«
    Aubrey wandte den Kopf und blickte aus nächster Nähe in die hypnotischen Augen.
    Qwilleran dachte: ›Sie wissen, daß er Probleme hat. Katzen sind von Natur aus fürsorglich.‹ Er sagte: »Geben Sie Koko ein kleines Stückchen Käse, und Sie haben einen Freund fürs Leben.«
    Der Mann befolgte die Anweisung und freute sich, als beide Katzen kleine Käsestückchen von seinen Fingern nahmen. »Genau wie ein Hund, den ich mal

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