Die Katze
das Gute im Menschen. Offenbar glaube ich, dass Menschen sich ändern können. Offenbar bin ich sogar ziemlich romantisch. Ich wurde schließlich nach Charlotte Brontë benannt. (Und nach einer Spinne, was möglicherweise meinen bisweilen leicht giftigen Biss erklärt.)
Meine längere Abwesenheit von den Seiten dieser Zeitung habe ich mit Ich-Findung zugebracht, der Wiederherstellung meines inneren Gleichgewichts und meiner Lebensfreude und
mit den beiden tollsten Kindern der Welt. (Ja, ich weiß. Ihre Kinder sind auch toll. Aber nicht ganz so toll. Denn - muss ich Sie daran erinnern? - das ist meine Kolumne.) In der Zwischenzeit hat sich viel verändert. Meine Mutter zum Beispiel ist gleichsam wieder am richtigen Ufer gelandet und hat einen Mann geheiratet, den sie im vergangenen Jahr auf einer Wochenendkreuzfahrt zu den Bahamas kennengelernt hat. Er ist ein wunderbarer Mann, und die beiden haben eine große Wohnung am Meer, in der meine Kinder, mein Bruder, mein Hund und ich häufig zu Gast sind. Neulich haben sich auch meine beiden Schwestern Emily und Anne gemeldet, um anzukündigen, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht nach Florida kommen und möglicherweise sogar ihre Kinder zu einer lange überfälligen Familienzusammenkunft mitbringen wollen. Ich habe jetzt auch zwei neue Stiefschwestern - Grace und Audrey, nach Kelly und Hepburn -, die kennenzulernen mir viel Spaß macht. Mein Bruder hat ein Vollstudium am College of Art and Design in Miami begonnen und ist seit mehr als zehn Monaten nüchtern und drogenfrei. Ich bin sehr stolz auf ihn. Einen neuen Mann in meinem Leben gibt es auch, den zuvor erwähnten guten Freund, der das genaue Gegenteil von Alex Prescott ist - ein Schaf im Wolfspelz. Und ich habe sogar ein neues Bad!
Vielleicht wurde vor neun Monaten also tatsächlich ein Samen in meinem Bauch gepflanzt. Nur dass das Baby, das daraus gewachsen ist, einunddreißig Jahre alt, 1,75 Meter groß und gut 55 Kilo schwer ist. Voller Freude kann ich berichten, dass sie volles blondes Haar, einen neugierigen Verstand und einen beunruhigend großen Mund hat.
Damit möchte ich mich bei all den Menschen bedanken, die mich während meiner Abwesenheit durch ihre E-Mails unterstützt haben. Wenn ich nicht gerade mit Nabelschau beschäftigt war, habe ich fleißig an meinem Buch geschrieben - Abwärts: Die wahre Geschichte von Jack und Jill -, das nächste Woche in die Läden kommt. An diejenigen, die über meine Rückkehr zur Palm Beach Post weniger glücklich sind: Pech. Vergessen Sie nicht, dies ist ein freies Land, und niemand zwingt Sie, meine Kolumnen zu lesen. Sollten sie Ihnen nicht gefallen, behalten Sie Ihre gehässigen Mails für sich. Wie meine Mutter immer zu sagen pflegte - na ja, vielleicht nicht meine Mutter, aber irgendjemandes
Mutter bestimmt -, wer nichts Nettes zu sagen hat, sagt lieber gar nichts. Ich für meinen Teil werde weiterhin sagen, was mir gefällt, so klar und offen, wie ich kann. Denn anders als bei Jill Rohmer und Alex Prescott gibt es bei mir nichts zu vertuschen. Dies ist und bleibt meine Kolumne. Verstanden?!
Von : Glückliche Leserin
An : Charley@Charley’ sWeb.com
Betreff : Sie selbst!
Datum : Montag, 8. Oktober 2007 08:33:21 EST
Liebe Charley, schön, dass Sie wieder da sind!
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel
»Charley’s Web« bei Atria Books, New York.
Verlagsgruppe Random House
1. Auflage
Copyright © der Originalausgabe 2008
by Joy Fielding, Inc.
Copyright © der deutschsprachigen Erstveröffentlichung 2008
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Druck und Einband: GGP Media GmbH Pößneck
eISBN : 978-3-641-02681-3
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